Clausewitz

1914–1918: Als einziger Kommandeur einer deutschen Kolo- nial-Streitmacht leistet Lettow-Vorbeck einem überlegenen Geg- ner bis zuletzt Widerstand. Zeitlebens als Held verehrt, wird sein Wirken heute weitaus kritischer gesehen V on L ukasGrawe D eutsch- O stafrika?

A m 2. März 1919 sind die Straßen in der Innenstadt Berlins festlich ge- schmückt, allerorts sind Flaggen und Girlanden zu sehen. Zahlreiche Schaulustige und Würdenträger drängen sich um das Bran- denburger Tor, um den Einzug eines deut- schen Kriegshelden zu verfolgen. Paul von

benannt wird. Auch die ehemaligen Gegner zollen ihm für seine Kriegführung Respekt. Dieser Ruhm hält auch in der frühen Bundes- republik an. Als der General 1964 hochbetagt stirbt, wird er mit allen militärischen Ehren beige- setzt. Der westdeutsche Verteidigungsminis-

Lettow-Vorbeck, „im Felde unbesiegter Ge- neral“ der Schutztruppe von Deutsch-Ostafri- ka, zieht wie ein römischer Tribun mit 115 weiteren „weißen“ Kolonialsoldaten in die deutsche Hauptstadt ein. Bereits zu seinen Lebzeiten ist der schneidige Offizier eine Le- gende, nach der sogar eine Dinosaurier-Art

ZEITGENÖSSISCHE DARSTELLUNG: Deutsche Schutztruppen-Offiziere mit Askaris; Farbdruck von 1913/14 Abb.:picture-alliance/akg-images

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Clausewitz 4/2022

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