Schiff Classic

13.700 Meter Entfernung abhalten und das Panzerdeck dasselbe Kaliber ab 28.350 Me- tern sowie 1.000-Pfund-Bomben bis zu einer Höhe von 4.300 Metern. Das entsprach den zu erwartenden Kampfentfernungen gegen gleichwertige Gegner oder Flugzeuge. Testen musstedie Vanguard ihren Schutz nie. Wichtige Neuerungen Ein weiteres wichtiges Element neben Pan- zerschutz und Geschwindigkeit war die Be- waffnung. Da bereits feststand, dass die alten 38,1-cm-Geschütztürme der Courageous und Glorious die Hauptbewaffnung der Van- guard sein sollten, musste man sie nur noch in die Konstruktion einfügen. Auch wenn sie schon 20 Jahre alt waren, hatte sich die Kon- struktion bewährt. Die Türme mehrerer Schiffe wurden be- reits den Anforderungen der 1940er-Jahre angepasst und modernisiert. Und das traf auch auf die Türme der Vanguard zu. Hierfür wurden die Schutzmaßnahmen verbessert und Schwachstellen der alten Konstruktion eliminiert. Das betraf nach den Erfahrungen aus der Skagerrakschlacht 1916 vor allem den Schutz vor Stichflammen und feuerfeste Unterteilungen. Eine wichtige konstruktive Neuerung war die Lagerung der Kordit-Treibladungen un- SICHERES GELEIT: Schlepper begleiten die Vanguard durch enge Fahrwasser; das Schlachtschiff war so breit, dass es in den Werften in Portsmouth und in Rosyth nicht gedockt werden konnte Foto: Interfoto/Topfoto

gesamte drehbare Teil eines Turmes 904 Ton- nen inklusive der darin verbauten Maschi- nen und Anlagen. Bei maximal 30 Grad Rohrerhöhung be- trug die maximale Reichweite der 38,1-cm- Geschütze 30.680 Meter. Dabei erlaubte der Bremsmechanismus einen maximalen Rück- lauf der gewaltigen Geschütze von 117 Zenti- metern. Gut 200 Kilogramm Treibladung be- schleunigten die 879 Kilogramm schweren Geschosse auf 749 m/s, bis zu zwei Schuss pro Minute waren möglich. Die Türme konnten zentral gesteuert und automatisch ausgerich- tet werden. Dafür gab es zwei Artillerieleit- stände mit je einem Radar zur Entfernungs- messung und zum Orten der Aufschläge. Acht 13,3-cm-Türme Als Nebenbewaffnung wählte die Royal Na- vy die bereits auf der King George V. -Klasse bewährten 13,3-Mk I-Mehrzweckgeschütz- Doppeltürme. Die acht Türme waren an den Seiten aufgestellt, wobei jeweils ein Turm nach achtern und nach vorn überhöht stan- den. Ihre 36,3 Kilogramm schweren Ge- schosse besaßen eine Reichweite von bis zu 22.010 Metern. Mit einer maximalen Rohrerhöhung von 70 Grad konnten sie auch zur Flugabwehr genutzt werden. Während die Navy eine maximale Feuer- geschwindigkeit von zwölf Schuss angab, waren während eines Gefechts in längerer Folge etwa sieben bis acht Schuss pro Minute realistisch. Ihre Zieldaten bezogen die Tür- me von vier American-Mk 37-Leitständen mit Zieloptik und Type-275-Radar.

DERKOMMANDANT: Rear-Admiral William Gladstone Agnew diente bereits im Ersten Weltkrieg und war in seiner letzten Verwendung Chef der Personal- abteilung der Admiralty Foto: Interfoto/Topfoto KOMMANDANT R Ad i l terhalb der Granaten, weil Letztere resisten- ter gegen Feuereinwirkung waren und die bri- santen Treibladungen dann tiefer im Schiff lagen und somit besser geschützt waren. Dazu gehörte auch eine neue Organi- sation der Munitionszuführung im Turm- inneren. Auch wenn die Türme schon alt waren, handelte es sich bei den Rohren um Reserverohre der Royal Sovereign - und Queen Elizabeth -Klassen, die mit einem neuen Verschlussmechanismus versehen wurden. Ein Rohr wog 100 Tonnen und der

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SCHIFF Classic 5 | 2022

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