TITELTHEMA
DAS ENDE: Nach starkem Beschuss war U 175 n i cht mehr zu halten und g i ng südwestl i ch von Irland unter. Das Enterkommando der Spencer folgt i m Ruderboot m i t Gefangenen des s i nkenden U-Bootes Foto: National Archives, 205574162
GERETTET: Zwe i der 41 Überlebenden von U 175 Foto: National Archives NARA, 1600 GERETTET Z d Üb l b d U
Beiboote, ein Ärgernis für die Boarding Teams. Als auf den Geleitfahrzeugen erkannt wurde, dass von dem U-Boot keine Gefahr mehr ausging, stellte man das Feuer ein. Das Boarding Team der Spencer machte sich bereit zum Entern, das Schiff näherte sich dem U-Boot. Den Fotografen January beeindruckten die im Wasser treibenden, teil- weise panischen, allesamt völlig erschöpften U-Boot-Männer. Sie standen nach dem hef- tigen Beschuss unter Schock, waren teilweise verwundet. Vielen gelang es nicht mehr aus eigener Kraft, an den außenbords hängenden Netzen des Cutters aufzuentern. Zeitgleich setzte das Boarding Team der U.S. Coast Guard auf U 175 über, eilte über das Deck zum Turmumbau und gelangte über Verwundete und Gefallene hinauf zum Turm- luk. Zweifellos stand ein historischer Augen- blick bevor, denn seit dem Britisch-Ameri-
kanischen Krieg 1812 hatte die U.S. Navy keinen Versuch unternommen, ein gegneri- sches Kriegsschiff zu kapern. Aber nach dem viel zu langen Artillerie- beschuss war U 175 unrettbar verloren. Die Schäden am Druckkörper waren zu groß, als dass man das U-Boot ohne den Einsatz von mindestens zwei Geleitzerstörern hätte stabilisieren können. Derartige Ressourcen standen rund 535 Seemeilen vor der Küste Irlands nicht zur Verfügung. So versank U 175 auf der Position 47° 53ʹ 00ʹʹ N, 22° 04ʹ 00ʹʹ W. Statt der Kriegsbeute „Nazi-U-Boat“ brachten Spencer und Duane 41 U-Bootfahrer als Kriegsgefangene ein. An Bord der Cutter wurden die Überlebenden mit trockener Kleidung und ausreichender Nahrung ver- sorgt. Am 20. April 1943 machten beide Schif- fe im schottischen Greenock-Gourock fest, wo sich die Restbesatzung von U 175 in briti- sche Kriegsgefangenschaft begab. Einen Tag später erreichte der Geleitzug Liverpool.
CUTTER DER U.S. NAVY Idealer U-Jäger
Die sieben „327’s Cutter“ der Secretary - bzw. Treasury -Klasse waren die größten Wachschiffe der U.S. Coast Guard, die sich an der Schlacht im Atlantik beteiligten. Spencer (WPG-36) wurde 1935 bei der New York Navy Yard auf Kiel gelegt, lief Anfang 1937 vom Stapel und stand zwei Monate später im Dienst. Der 99,66 Meter lange und 12,49 Meter breite Cutter mit einer Standardverdrängung von 2.750 Tonnen hatte zwei Babcock & Wilcox Express-Kesselanlagen, die 200° C Super- heißdampf für zwei Westinghouse Double- Reduction Getriebeturbinen erzeugten. Der Cutter erreichte 24 Knoten, mit zwölf Knoten betrug der Fahrbereich 8.000 Seemeilen. Dank Echolot und Radar eignete sich Spencer hervorragend für die U-Boot-Jagd. Die Besatzung bestand aus 252 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. Zwei 5-Inch/51- und vier 3-Inch/50-Schnellfeuergeschütze sowie zwei 20-mm/80-Maschinenkanonen ließen sich gegen Luft- wie Seeziele einsetzen. Gegen U-Boote führten die Cutter einen Hedgehog-Werfer auf dem Vorschiff, sechs K-Gun-Wabo-Werfer und zwei Wabo-Abrollbahnen mit.
DIE JAGD GEHT WEITER: Der Cost Cuard Cutter Spencer m i t Tarnanstr i ch „Measure 22“ i m Sommer 1943 Foto: National Archives
23
SCHIFF Classic 6 | 2025
Made with FlippingBook flipbook maker