Schiff Classic

723ȝ$8667$7781* Blick aus einem Helikopter auf den Helipad der Parnaíba

durchschlagen. Als Pulver und Kugeln ver- schossen waren, erkannte man auf ein takti- sches Unentschieden. Der Name der USS Monitor indes gab einer neuen Kriegsschiffklasse ihren Namen. Kompakte, oftmals langsame aber mit über- legener Artillerie und starker Panzerung aus- gerüstete Fahrzeuge hießen fortan interna- tional Monitore. In aller Regel war ihr Einsatz auf Binnen- oder Küstengewässer beschränkt; in Flotten- verbänden konnten sie nicht mithalten. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs erlebten sie eine Blütezeit, wurden vor allem auf den gro- ßen europäischen Flüssen, in Mittel- und Südamerika eingesetzt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nahm ihre Bedeutung stetig ab, wurden Monitore durch Jagdbomber ersetzt. Ledig- Der brasilianische Monitor hat zur Kampf- wertsteigerung eine Helikopter-Plattform auf dem Achterschiff, die auch für die modernen Bell Jet Ranger III ausgelegt ist. lich in der Sowjetunion und in kleineren regionalen Konflikten in Asien setzten die Franzosen, später die Amerikaner Fluss- kampfschiffe ein, die man als Monitore ansprechen durfte. Monitor-Idee lebt weiter Von uns Europäern weitestgehend unbe- merkt, hat sich indes ein weiteres Land Moni- tore geleistet, von denen einer noch heute im aktiven Dienst steht. Bei der Marinha do Brasil ist der Monitor Parnaíba (U 17) als Flusskampfschiff in Fahrt. Nach der Kielle- gung am 11. Juni 1936 entstand der Monitor als Neubau bei dem Arsenal de Marinha do Rio de Janeiro, lief am 2. September 1937 vom Stapel und wurde am 9. März des Folgejahres

KEINE AUSSTERBENDE SPEZIES: Die brasilianische Marine nutzt weiterhin die „Gattung der Monitore“ – sogar kampfwertgesteigert Bei der Ladario Riverine Naval Base unter- zog man den Monitor zwischen Januar 1998 und Mai 1999 einer umfassenden Moderni- sierung, tauschte die Dampfmaschinen gegen leistungsfähige Dieselmotoren. Mit insge- samt 90 Tonnen Dieselkraftstoff erreicht der Zweischrauber seitdem bis zu zwölf Knoten (ca. 22 km/h) Höchstgeschwindigkeit bzw. einen Fahrbereich von 1.170 nautischen Meilen (ca. 2.170 km) bei zehn Knoten. Bis zu 16 Tage kann die Parnaíba mit einer 74-köpfigen Besatzung im Einsatz bleiben. Die Bewaffnung des Monitors ist stets Ände- rungen unterworfen. Als Standard gelten sechs 20-mm-Oerlikon-MGs, zwei 40-mm- Bofors-Kanonen, eine 76-mm-Kanone und zwei 81-mm-Mörser. 6FKDɃWHUGHQ*HEXUWVWDJ" Zur Kampfwertsteigerung hat die Parnaíba eine Helikopter-Plattform auf dem Achter- schiff erhalten, die zunächst für die von Aéro- spatiale entwickelten AS350 (bzw. Eurocopter AS350 Écureuil oder Airbus Helicopters H125) gedacht war. Inzwischen haben IH-6B Bell Jet Ranger III die AS350 als Bordhub- schrauber abgelöst. 2021 rüstete man die 76-mm-Kanone mit einem Schutzschild aus. Über die Jahrzehnte hat sich auch die Parnaíba Spitznamen eingefahren, etwa Jaú do Pantanal (der Jaú ist eine Welsart mit ge- waltigen Proportionen) oder Caverna Mestra da Armada (sinngemäß die graue Eminenz der Flotte), oft auch nur Velho Barco (das alte Boot). Es steht zu erwarten, dass der Monitor noch einige Jahr in Dienst bleiben wird – viel- leicht schafft er es, seinen 100. Geburtstag im Dienst zu begehen. Wir wünschen es dem glückhaften Schiff!

GEMEINSAME ÜBUNG: AS 350 auf dem Rio Paraguai. Die AS 350 wurde inzwischen von der Jet Ranger III abgelöst in Dienst gestellt. Monitore sind meist ziem- lich kompakte Schiffe, und das war auch bei der Parnaíba der Fall. Der 55 Meter lange und 10,10 Meter breite Monitor hatte nur 1,60 Meter Tiefgang und verdrängte bis zu 720 Tonnen. Seine Bewaffnung variierte. Das in Rio de Janeiro beheimatete Spezial- schiff nahm am Zweiten Weltkrieg teil. Von der Hafenstadt Salvador in Bahia aus unter- nahm die Parnaíba küstennahe Geleitauf- gaben, um den Schiffsverkehr vor deutschen Unterseebooten zu schützen. Als großen Vor- teil erkannte man den geringen Tiefgang des Schiffes, von dem man sich gegnerische Fehl- schüsse versprach. Weil das Schiff sehr flachgehend ist, wür- den schon bei einer normalen Tiefeneinstel- lung sämtliche Torpedos unter der Parnaíba hindurchlaufen. Zwar erwies sich der Monitor als unempfindlich gegen U-Boot- Torpedos, litt aber schon bei mäßigem See- gang schiffbautechnisch so sehr, dass er oft zu Werftaufenthalten eingezogen werden musste. Wie schon USS Monitor und CSS Virginia 80 Jahre zuvor war auch die Parnaíba nicht für einen Hochsee-Einsatz geeignet. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte man den Moni- tor verschiedentlich ein, zuletzt gehörte er zur Mato-Grosso-Flottille.

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SCHIFF Classic 6 | 2025

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