Schiff Classic

PERSÖNLICHKEITEN

NEUES FLAGGSCHIFF: Als das Schlachtschiff USS New Mexico , hier eine Aufnahme von 1943, von einem Kamikaze getroffen wurde, half Spruance, die entstandenen Brände zu löschen Foto: Sammlung Schiff Classic

ENGAGIERTER BEFEHLSHABER: Nicht immer war die Stimmung so gelöst wie hier, wenn Spruance Frontabschnitte oder Schiffe inspizierte Foto: Interfoto/Topfoto

Unterstützer der Flugzeugträger als zukünfti- ger Hauptwaffe. Dies führte auch zu Diskussionen, wenn es um die Beförderung zum Flaggoffizier oder der Ernennung von Flotten- oder Task- Force-Kommandanten ging: Schlachtschiff- mann oder Flieger? Spruance selbst war ein Schlachtschiffmann und somit der Kritik der Trägerbefürworter, vor allem der von Vice Admiral John Towers, ausgesetzt. Spruance wird Botschafter Um den Streit zu entschärfen, verfügte King im Januar 1944, dass jeder Flotten- oder Task- Force-Kommandant mit Schlachtschiff- oder Kreuzer-Hintergrund als Stabschef einen Flieger haben musste und umgekehrt. Spru- ance war gezwungen, im September 1944 seinen engen Freund Charles Moore durch Rear Admiral Arthur Davis zu ersetzen, mit dem er aber ebenfalls vertrauensvoll zu- In der Navy entbrannte eine heftige Diskussion über den künftigen Wert von Flugzeug- trägern: Die einen sahen darin das ent- scheidendeWaffen- system der Zukunft, andere sahen die Träger nur als Unter- stützungskomponente

sammenarbeitete. Die Operation gegen Oki- nawa, in deren Verlauf auch das japanische Superschlachtschiff Yamato durch Mitschers Trägerflugzeuge versenkt wurde, führte durch ständige Kamikaze-Angriffe der Japa- ner zu hohen Verlusten an Schiffen und Be- satzungen auf amerikanischer Seite. USS In- dianapolis wurde schwer getroffen, und Spruance wechselte auf die USS New Mexico, die ebenfalls von einem Kamikaze getroffen wurde. Am 26. Mai 1945 lösten Halsey und die 3. Flotte Spruance und seinen Stab ab. Spruance begab sich anschließend nach Guam – jetzt Nimitz’ Hauptquartier – und begann mit der Planung der Invasion von Japan, die aber nicht stattfand, da der Krieg mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945 endete. Spruance wurde nach Kriegsende Nach- folger von Nimitz als Commander-in-Chief U.S. Pacific Fleet. Nimitz, jetzt neuer Chief of Naval Operations, erfüllte dann aber den Wunsch von Spruance und machte ihn 1946 zum Präsidenten des U.S. Naval War College, was er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1948 blieb. US-Präsident Truman berief Spruance 1952 schließlich zum Botschafter der USA auf den Philippinen, eine Aufgabe, die er bis 1955 wahrnahm. 1944 genehmigte der US-Kongress für vier Offiziere den Rang eines Fleet Admirals. Drei dieser Positionen waren schnell verge- ben: Leahy (Stabschef des Präsidenten und nominell Chairman-of-the-Joint-Chiefs-of- Staff), King und Nimitz. Beim Vierten gab es hingegen lange Diskussionen. Aus verschie- denen Gründen wurde schließlich Halsey befördert.

gen und 43 Piloten. Diesen Verlust ihrer letz- ten erfahrenen Piloten konnten die Japaner nicht mehr wettmachen. Träger spielten auf japanischer Seite für den Rest des Krieges nur noch eine untergeordnete Rolle. Kontroversen im Marinestab Spruance wurde für sein Verhalten in dieser Schlacht von den Befürwortern der Flug- zeugträgerstrategie heftig kritisiert. Man warf ihm mangelnde Aggressivität vor, hatte er doch die Chance versäumt, die japanische Flotte endgültig zu besiegen. Spruance war aber in einer Zwickmühle gewesen, da er das Landungsunternehmen hatte schützen sol- len. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn er sich mit allen Kräften der japanischen Flotte zugewandt hätte. Es bestand immer- hin die Möglichkeit, dass der japanische Verband ihn herausgelockt und ein zweiter japanischer Flottenverband das Landeunter- nehmen angriffen hätte. Als King und Nimitz am 17. Juli 1944 Sai- pan besuchten, waren die ersten Worte, die King äußerte: „Spruance, Sie haben einen verdammt guten Job gemacht. Ganz gleich, was andere Ihnen sagen, Ihre Entscheidung war richtig!“ Die kritische Beurteilung von Spruances Verhalten in der Philippinischen See be- schreibt eine Diskussion, die es bereits seit den 1930er-Jahren in der U.S. Navy gab: die Wichtigkeit von Flugzeugträgern in zukünf- tigen Auseinandersetzungen. Auf der einen Seite standen die Befürworter von Schlacht- schiffen als entscheidenden Waffenträgern zur See, die Flugzeugträger nur als Unterstüt- zung sahen. Auf der anderen Seite waren die

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SCHIFF Classic 5 | 2022

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