Schiff Classic

standen die einzelnen Kleider seit dem frü- hen Mittelalter stets senkrecht. Zu dieser Zeit betrug die Breite der einzel- nen Stoffbahnen noch bis zu 120 Zentimeter, verringerte sich dann im Laufe der Jahre bis auf etwa 60 Zentimeter im 18. Jahrhundert, wobei noch der Saum von 2,5 bis vier Zenti- meter abging. Die Ränder des Segels wurden umgeschlagen und genäht, sodass sie einen Umschlag genannten doppelten Rand bilde- ten. Zusätzlich wurden sämtliche Segel mit dem Liektau eingefasst, einem Hanfseil, das man rings um den Rand des Segels nähte. Mehr Masten, mehr Segel Hatte man erst einmal angefangen, dem Schiff mehr Masten und damit mehr Segel zu geben, so setzte sich diese Entwicklung kontinuierlich fort. Waren es bei Kolumbus’ Santa Maria 1492 noch drei Masten und ein Sprietmast mit insgesamt fünf Segeln, so fuhr die 145 Jahre später von dem eng- lischen Schiffbaumeister Phineas Pett ge- baute Sovereign of the Seas bereits 13 Segel an fünf Masten: Fock und Großmast trugen je vier Rahsegel, der Kreuzmast auf dem Ach- terdeck führte zwei Rah- und ein Lateiner- segel, am Bugspriet blähte sich eine Blinde und an der Sprietstenge noch eine Oberblin- de. Die Bedienung all dieser Segel sowie das Abstützen der Masten erforderte eine Un- menge Tauwerk unterschiedlicher Stärken an stehendem und laufendem Gut, was ein zusätzliches Gewicht von gut 20 Tonnen bedeutete; eine Last, die die Dschunken des asiatischen Raumes aufgrund ihrer ein- fachen Segelführung nicht mit sich herum- Führten beim Zusammenbruch des Römi- schen Reiches 476 n. Chr. noch alle Schiffe im Mittelmeer Rahsegel, so tauchten gegen Ende des 9. Jahrhunderts in griechischen Manuskripten Abbildungen von Schiffen auf, die unter einer schräg stehenden Rah dreieckige Segel führten: die Lateinersegel. Diese Segel wurden mit der längeren Seite an der Rute genannten Rah angeschlagen, die in der Regel wegen ihrer Länge aus zwei zusam- mengebundenen Spieren bestand. In Normalstellung stand es in Längsrich- tung des Schiffes und wurde nach achtern mittels einer Schot – zum laufenden Gut zäh- lendes Tauwerk, mit dem die Stellung zum Wind reguliert wird – ausgespannt. Die Rute war in einem Winkel von ca. 45 Grad am leicht bugwärts geneigten Mast aufgehängt, dabei befand sich etwa ein Drittel der Segel- fläche vor dem relativ kurzen Mast. schleppen mussten. Epochenwechsel

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Vom Querrah zum Lateiner: 1 Querrahsegel,bis1630 2 Querrahsegel,nach1630 3 Stagsegel 4 Gaffelsegel,um1750 5 Gaffeltoppsegel 6 Gaffelsegel 7 Lugger-Drittelsegel 8 Lateinersegel

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Zusätzliche Segel einesSegelschiffes im19.Jahrhundert:

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1 Unterleesegel 2 Leesegel 3 Bramleesegel 4 Unterleesegelspiere (früher:Backspiere) 5 Leesegelauslegeroder-spiere 6 Bramleesegelausleger oder-spiere 7 Unterleesegelrah (früher:-baum) 8 Leesegelrah 9 Bramleesegelrah

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