S
eit November 1914 kämpfte das Osma- nische Reich an der Seite des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns gegen Frankreich, Großbritannien und Russland. Für das Zarenreich war dies eine fatale Situa- tion, da es nun vollständig von den wichtigs- ten Nachschubwegen abgeschnitten war. Die Ostsee-Eingänge beherrschte das Deutsche, die Schwarzmeer-Eingänge das Osmanische Reich. Nach den Niederlagen im Osten drohte eine neue Front im Kaukasus Russland mili- tärisch zu überfordern. Aber auch in Groß- britannien fürchteten viele Verantwortliche, dass osmanische Truppen den für das Empi- re wichtigen Suezkanal und die britische Stellung in der Golfregion bedrohen könnten. (LQVFKZDFKHU*HJQHU" Da das Osmanische Reich jedoch als „Kran- ker Mann am Bosporus“ galt und dessen Armeen in den Kriegen gegen Italien in Libyen 1911 und gegen die Balkanstaaten 1912 nur Niederlagen erlitten hatte, erschien es als leichter Gegner. Ein schneller Schlag gegen dessen Hauptstadt Konstantinopel, so glaub- te man in London und Paris, würde dieses ausschalten und zugleich die noch neutralen Staaten auf dem Balkan auf die Seite der Entente und nicht der Mittelmächte bringen.
Nach dem Stillstand in den Gräben an der Westfront wäre ein schneller Sieg auch psy- chologisch wichtig. Da erste Unternehmun- gen noch im Herbst 1914 erfolgversprechend verlaufen waren, sollte es nach kontroversen Beratungen, in denen vor allem der Erste Lord der Admiralität, Sir Winston S. Chur- chill, für diesen Angriff am „weichen Unter- leib“ der Mittelmächte sich stark gemacht hatte, im Frühjahr 1915 losgehen. Für die Royal Navy, so glaubte Churchill gegen den Rat seiner „Fachleute“, wäre dies eine einfa- che Sache. Ein fataler Irrtum, wie sich zeigte. 0LWVFKZHUHP.DOLEHU Am 19. Februar 1915 begann ein britisch-fran- zösisches Geschwader, angeführt von dem damals modernsten und kampfkräftigsten Schlachtschiff, HMS Queen Elizabeth , das hier seine neuen 38,1-cm-Geschütze erstmals erproben wollte, die Forts an den Dardanel- len zu beschießen. Schlechtes Wetter ver- zögerte die Beschießungen, am 25. waren die äußeren Forts jedoch weitgehend zerstört. Zeitgleich hatten zu Minensucher umgebau- te Fischdampfer begonnen, die von der tür- kischen Marine seit November 1914 gelegten Minen zu räumen. Türkischer Beschuss, die starke Strömung und schlechtes Wetter behinderten sie aber
„Die Operation muss ohne Rücksicht auf die Kosten durchgeführt werden und Konstantinopel zur Übergabe gezwungen werden, andernfalls es zusammengeschossen wird. Das Schwarze Meer muss geöffnet werden, um der schwankenden Haltung der Neutralen ein Ende zu bereiten.“ Londoner Times nach der ersten Beschießung
$8)0$56&+,1'(1'$5'$1(//(1 Das französische Schlachtschiff Bouvet gehörte zu dem französischen Geschwader und sank am 18. März 1915 nach Minentreffer Foto: Interfoto/UIG/Universal History Archive
59
SCHIFF Classic 6 | 2025
Made with FlippingBook flipbook maker