am 10. November gekaperten norwegischen Tanker Ole Jacob übergeben, der 10.000 Ton- nen Flugbenzin geladen hatte. Wiederum einen Tag später versenkte Rogge den briti- schen Frachter Automedon . Er betraute sei- nen Navigationsoffizier, Kapitänleutnant Paul Kamenz, mit der Führung der Ole Jacob und setzte ihn am 17. November in Richtung Japan in Marsch, wo der Tanker mit dem deutschen Prisenkommando sowie Teilen der Besatzungen der Teddy und der Auto me-
HILFSKREUZER-ABZEICHEN: Großadmiral Erich Raeder stiftete die Auszeichnung, die an bewährte Hilfskreuzer-Besatzungen verliehen wurde, am 24. April 1941. Sowohl Bernhard Rogge als auch Hellmuth von Ruckteschell (Kommandant HSK Widder und Michel ) erhiel- ten nach jetziger Kenntnis das Kriegsabzeichen für Hilfskreuzer mit Brillanten Foto: Interfoto/Hermann Historica
DER KOMMANDANT Bernhard Rogge
Bernhard Rogge wurde am 4. November 1899 als Sohn eines Landrats in Schleswig geboren und trat als Kriegsfreiwilliger mit der Anwartschaft auf eine Übernahme in die Seeoffizierlaufbahn 1915 in die Kaiserliche Marine ein. Während des Krieges diente er auf verschiedenen Kreuzern, musste im November 1919 die Reichsmarine verlassen, wurde aber im September 1920 reaktiviert. Nach mehreren Bordverwendungen übertrug man ihm 1935 den Posten des Ersten Offiziers auf dem Leichten Kreuzer Emden . Anschließend übernahm er das Kommando über das Segelschulschiff Gorch Fock , das er von Dezember 1936 bis Januar 1938 führte. Den Kriegsausbruch erlebte er an Bord des Schwesterschiffes Albert Leo Schlageter , das er bis September 1939 kommandierte. Bekanntheit erlangte er als Kommandant des Hilfskreuzers Atlantis , seine Fairness gegenüber den Kriegs- gegnern und seine abenteuerliche Rückkehr ins Deutsche Reich wurden legendär. Danach diente Rogge als Chef des Stabes in der Inspektion des Bildungswesens, dessen Inspekteur er im März 1943 unter gleichzeitiger Beförderung zum Konteradmiral wurde. Anschließend war er Befehlshaber des Ausbildungsverbandes der Flotte (Vizeadmiral). Nach kurzer Kriegsgefangenschaft – Entlassung am 14. September 1945 – nahm Rogge Jobs als Handelsvertreter zweier chemisch-pharmazeu- tischer Unternehmen an, bevor er Geschäftsführer einer Hamburger chemisch-pharmazeutischen Fabrik wurde. 1947 heiratete er – in erster Ehe verwitwet – erneut.
Die Bundesmarine übernahm Rogge im Juni 1957 als Konteradmiral und ernannte ihn zum Befehls- haber des Wehrbereichs Schleswig-Holstein und Hamburg. In dieser Funktion übernahm er ab April 1958 das Kommando über die NATO- Land-Verbände in Schleswig-Holstein (COMLAND- SCHLESWIG). 1962 trat Rogge in den Ruhestand und war an- schließend als Mitgeschäftsführer bei der Ham- burg-Atlantik-Linie, später als Verwaltungsratsmit- glied einer Kühlschiffgesellschaft in München tätig. Außerdem beriet er die schleswig-holsteinische Landesregierung in Fragen des Bevölkerungs- schutzes und setzte so die bereits während seiner aktiven Bundeswehrzeit begonnene Diskussion über die Bedeutung einer „Landeswehr“ weiter fort, weswegen er mit Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß in Konflikt geriet. 1965 leitete die Staatsanwaltschaft in Flensburg ein Ermittlungsverfahren gegen Rogge ein, der als oberster erreichbarer Vorgesetzter am 7. Mai 1945 ein Todesurteil gegen einen Mannschaftsdienstgrad wegen Befehlsverweigerung bestätigt hatte. Die Ermittlungen lösten sich zunehmend von dem Einzelfall und schlossen sämtliche damals im Raum Flensburg vollstreckten Todesurteile ein, etwa die am 11. Mai 1945 von Rogge bestätigten Todesurteile gegen drei Besatzungsangehörige des Zerstörers Paul Jacobi . Das Ermittlungsverfahren blieb für Rogge folgenlos, der sich auf die Notwendigkeit des Erhalts von „Disziplin und Ordnung“ und die Vermeidung von militärischen Auflösungs- erscheinungen berief. Rogge starb 82-jährig am 29. Juni 1982 in Reinbek bei Hamburg.
KAPITÄN ZUR SEE ROGGE: Wegen seiner Fairness gegenüber Kriegsgegnern und seiner wag- halsigen Rückkehr mit der Atlantis erlangte der Kommandant über die Grenzen hinaus Berühmtheit Foto: Sammlung Schiff Classic
Besondere Auszeichnungen Eisernes Kreuz Zweiter Klasse (Erster Weltkrieg) Eisernes Kreuz Erster Klasse (Verleihungsdatum unbekannt) Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (7. Dezember 1940) Eichenlaub zum Ritterkreuz (31. Dezember 1941) Kriegsabzeichen für Hilfskreuzer mit Brillanten (31. Dezember 1941) Orden des Heiligen Schatzes (Japan) Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1962)
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