PHÄNOMENE & KURIOSITÄTEN
UNGELIEBTE SIEGER: Offiziere der französischen Forces maritimes du Rhin, Mainz 1919 Foto: NARA
flottille wurde Andernach. Dazu zählten acht Offiziere, 190 Unteroffiziere und Mannschaf- ten und 14 Schiffe. Erster Kommandeur wurde Captain Robert H. Shiel, dann ab 1. März 1919 Captain Lloyd A. Houchin. Zu den bekanntesten Angehörigen der Rhine River Patrol zählte der im Jahre 1919 erst 16-jährige Joseph Frengar, der vor dem Weltkrieg Verwandte in Deutschland besucht hatte. Der Krieg verhinderte eine Rückkehr in die Vereinigten Staaten, beim Vormarsch der Amerikaner Ende 1918 nahmen ihn die US-Soldaten bei Trier auf. Er kam zu einer Einheit der Militärpolizei, nach deren Rück- kehr in die USA wurde er Besatzungsmitglied der SS Rheingold . Grauer Anstrich Das größte und eleganteste Schiff war zweifel- los die Preußen mit einer luxuriösen Innen- ausstattung, vormals das Reiseschiff des preußischen Oberpräsidenten der Rheinpro- vinz. Sie wurde für die Inspektionsreisen des Kommandeurs der 3 rd Army und später der AFG benutzt. Ihre Crew bestand aus 29 Marines und sechs Deutschen. Das erste, was die Marines nach einer gründlichen Durchsicht und Generalreinigung mit der eleganten Preußen taten, war, sie in battleship grey umzupönen. Bewaffnet war das Schiff mit sechs Maschinengewehren und zwei Ka- nonen im Kaliber 37 Millimeter. SS Mosel war das zweitgrößte Schiff, hauptsächlich verwendet für Truppen- und Materialtransporte. Sein Kapitän war Captain Gaines Moseley, hochdekorierter Veteran der
„GEMÜTLICHKEIT BOY“: Ein amerikanischer Soldat bei Cochem, Januar 1919 Foto: Library of Congress Im Mai 1919 kühlten sich die Beziehungen zwischen Amerikanern und Deutschen merklich ab. Der alliierte Oberbefehlshaber Marschall Foch gab den Befehl, im Fall eines Scheiterns der Friedensverhandlungen in Versailles aus den Brückenköpfen ostwärts weiter nach Deutschland hinein vorzurücken. Die Marines ersetzten die Maschinengeweh- Kämpfe im Wald von Belleau im Juni 1918. Im Februar 1919 fand eine große Flottenparade in Andernach statt, an der alle Schiffe der Rhine River Patrol und damit viele Soldaten der 3 rd Army teilnahmen. Beobachter war auch der damalige Marinestaatssekretär (und spätere 32. Präsident der USA) Franklin D. Roosevelt. Vormarsch-Pläne
re ihrer Rhine River Patrol durch erbeutete deutsche MG 08 und machten sich startklar. Nach Annahme der demütigenden Bedin- gungen des Versailler Diktats verbesserten sich die Beziehungen zwischen Amerikanern und Deutschen wieder, wozu auch die Feier- lichkeiten zum amerikanischen National- feiertag am 4. Juli 1919 beitrugen. Ab 21 Uhr schoss das 17 th Field Artillery Regiment von der Festung Ehrenbreitstein alle 10.000 erbeuteten deutschen Signalraketen und Leuchtkugeln in die Luft. Bald darauf wurde der Rest der 3 rd Army in Amercan Forces in Germany umbenannt, Generalmajor Allen übernahm das Kom- mando, der viel Verständnis für die Belange der deutschen Zivilbevölkerung zeigte. 1922 rettete er die Festung Ehrenbreitstein, die nach den Vorstellungen des französischen Militärs hätte in die Luft gesprengt werden sollen. Abzug aus Deutschland Die Aktivitäten der Rhine River Patrol waren zu diesem Zeitpunkt bereits sehr einge- schränkt, da viel Personal in die Heimat geschickt worden war. Französische Boote patrouillierten jetzt flussabwärts bis Koblenz und darüber hinaus. Am 9. Januar 1923 verabschiedete der US-Senat einen Beschluss, nach dem die ame- rikanischen Kräfte aus Deutschland abziehen sollten. Am nächsten Tag erhielt General Allen ein diesbezügliches Telegramm. Nach vier Jahren Besatzungszeit wurde dann am 24. Januar die amerikanische Flagge auf dem
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