Schiff Classic

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FORSCHUNGSSCHIFF: Die Maria S. Merian , gebaut auf der Krögerwerft in Schacht-Audorf, ist in Rostock beheimatet Fotos (3): Detlef Ollesch

DER HAFEN VON REYKJAVIK

Begegnungsort für Seefahrtbegeisterte Magischer Ort

IM WALGESCHÄFT: Walfangboote Hvalur 8 und Hvalur 9 neben einem Whalewatching-Boot

ie isländische Hauptstadt Reykjavik mit ihren rund 140.000 Einwohnern ist in jeder Hinsicht das Zentrum des 397.000-Seelen-Landes. So ist es nicht verwunderlich, hier auch die wichtigsten Häfen des Inselstaates im Nordatlantik vor- zufinden. Der rund fünf Kilometer östlich der Altstadt gelegene neue Hafen Sundahöfn dient nicht nur als Umschlagplatz für Con- tainer, Autos und Stückgut, sondern wird auch von den großen Kreuzfahrtschiffen, die es verstärkt nach Island zieht, regelmäßig angelaufen. Im Gegensatz zu diesem rein funktionalen Ort stellt der alte Hafen – direkt an der Alt- stadt gelegen – eine Sehenswürdigkeit dar, die aus einer ganz eigenen Kombination von interessanten Bauwerken und Wasserfahr- zeugen besteht. Der Besucher kann von hier aus mit einem der zahlreichen Ausflugsboote unterschied- licher Größe und Geschwindigkeit zum Whalewatching beziehungsweise zu den Brutfelsen der Papageitaucher fahren oder auch das isländische Seefahrtsmuseum mit- samt dem früheren Küstenwachboot Óðinn , das in den „Kabeljaukriegen“ gegen Groß- britannien und Deutschland eine wichtige D

Rolle spielte, besichtigen. Nur 300 Meter von diesem entfernt bietet in einer großen Halle eine weitere maritime Ausstellung, die „Wha- les of Iceland“ einen harmlosen Nervenkitzel: die Begegnung mit lebensgroßen Modellen diverser Zahn- und Bartenwale vor einer ozeanblauen Unterwasserkulisse. Im Hafen befindet sich die Hauptbasis der isländischen Küstenwache Landhelgisgæslan mit deren Flaggschiff, der 93,8 Meter langen, 16,0 Meter breiten (Vermessung 4.049 BRZ) Þór ( Thor ), die 2009 auf der chilenischen ASMAR-Werft vom Stapel lief. Weitere hier beheimatete Einheiten sind das Ausbildungsschiff Sæbjorg des Isländi- schen Verbandes für Suche, Rettung und Verletzungsprävention Landsbjörg, dem auch die Seenotrettung des Landes obliegt, sowie deren 2023 in Dienst gestelltes Rettungsboot Jóhannes Briem . Einen merkwürdigen Kontrast zu den sie umgebenden Whalewatching-Einheiten bil- den die beiden in die Jahre gekommenen Walfangboote Hvalur 8 und Hvalur 9 . Letz- teres erreichte im sogenannten Kabeljaukrieg von 1973 als isländisches Kanonenboot Týr einen gewissen Bekanntheitsgrad. Man darf gespannt sein, wie lange es diese beiden Vete-

KÜSTENWACHE: Die auf der chilenischen Marinewerft in Talcahuano entstandene Thor vor dem Konzerthaus Harpa ranen einer eigentlich vergangenen Epoche noch geben wird. Vervollständigt wird das Bild durch Fisch- kutter und Schlepper sowie etliche ausländi- sche Schiffe, die sich hier ein Stelldichein geben. Diese reichen von einzelnen Yachten und Traditionsschiffen über kleinere (Expe- ditions-)Kreuzfahrtschiffe bis zu staatlichen Forschungsschiffen. Dazu kommen immer wieder auch Kriegsschiffe der NATO, die rund um Island patrouillieren und ihre Anwesenheit hier gut sichtbar präsentieren. Seefahrtsbegeisterte sollten diesen Hafen auf einer Islandreise nicht auslassen. Ulrike Ollesch

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