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LIEBE FÜRS DETAIL: Die Ausstellung ist klein, aber fein, und vermittelt kenntnis- reich die Geschichte der Hanse
„BAUMHAUS“ : Wo einst Hafenmeister und Lotsen arbeiteten, ist jetzt das Maritime Traditionszentrum beheimatet
Fotos: GM/GSW
WELTERBE WISMAR
Kutter, Kogge, Schoner
Das Maritime Traditionszentrum
S
chon die Location ist sehenswert. Das kleine Museum befindet sich im soge- nannten Baumhaus, was nichts mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes zu tun hat, denn es ist nicht auf einem Baum in- stalliert. Es war im 18. Jahrhundert vielmehr die Behausung der „Bohmschlüter“, die von dieser Stelle des Wismarer Hafens aus nachts eine Kette vor die Hafeneinfahrt zogen, um unerlaubten Schiffen die Durchfahrt zu ver- wehren. Es müsste also eher Bohmhaus hei- ßen, in dem später der Hafenmeister, Lotsen und Bedienstete des Seefahrtsamtes ihrer Tätigkeit nachgingen. Heute dient es als Mu- seum und Räumlichkeit für Präsentations- zwecke und Sonderausstellungen. Wer den Alten Hafen von Wismar mit sei- ner Flanier- und Einkaufsmeile, den kleinen Restaurants und Cafes und natürlich mit seinem begehbaren Koggen-Nachbau Wisse- mara besucht, der sollte sich die vielen wis- senswerten Hintergrund-Informationen in dem dort gelegenen „Maritimen Traditions- zentrum“ nicht entgehen lassen. Die liebe-
voll gestaltete Dauerausstellung der Förder- vereine Poeler Kogge e. V., Schoner Atalan- ta e. V. und Marlen e. V. gibt Einblicke in die historische Entwicklung der Hansestadt Wismar, in die Geschichte der Hanse selbst, den Schiffbau in der Wismarer Werft allge- mein sowie die Restaurierung des Lotsen- schoners Atalanta , des Fischkutters Marlen und den Nachbau der Poeler Kogge Wisse- mara , der das besondere Augenmerk gilt. Hier sind Reste eines Schiffswracks zu sehen, das im Jahr 1999 auf der Insel Poel bei
WRACKTEILE: Überreste des 1999 auf der Insel Poel bei Wismar gefundenen Schiffes, das Ausgangspunkt für den Nachbau war Wismar gefunden und zunächst als Kogge identifiziert wurde und als Ausgangpunkt für den Nachbau diente. Dabei war es uner- heblich, dass archäologische Untersuchun- gen das Holz des Schiffes auf die Mitte des 17. Jahrhunderts datierten, als die Hanse nicht mehr existierte, und die Herkunft in Finnland verorteten. Dessen ungeachtet, entstand mit wissen- schaftlicher Unterstützung und viel ehren- amtlichem Engagement unter bewusstem Gebrauch von Schiffbaumethoden des 14. Jahrhunderts eine 31,5 Meter lange und 8,5 Meter breite Kogge in klassischer Klin- kerbauweise mit Mast und Achterkastell. Mit (vorgeschriebenem) Motor ausgestattet, fährt die Wissemara bereits seit 2006 und ist eine der touristischen Hauptattraktionen der Hansestadt. ArminKern
INFO
Maritimes Traditionszentrum Alter Hafen 12 (Baumhaus), 23966 Wismar Tel. 03841 304311
mail@poeler-kogge.de www.poeler-kogge.de Öffnungszeiten
April bis Oktober Mo–So 11–18 Uhr, November bis März Fr–So 11–16 Uhr
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