Flugzeug Classic

He 162 M 20, W.Nr. 220 003, die den Alliierten bei Kriegsende in nahezu komplettem Zustand in die Hände fiel ZeichnungHerbertRinglstetter/Aviaticus

Strahltriebwerks schoss. Danach rollte die Heinkel auf die Startbahn, beschleunigte un- ter dem infernalischen Lärm der Turbine und hob schließlich ab. Doch in etwa 150 Metern Höhe setzte das Triebwerk plötzlich aus, der Lärm verebbte schlagartig und aus dem Lautsprecher berich- tete Steckhans Stimme, dass er bei Tempo 240 Probleme mit der automatischen Schubdü-

wärtern vorführen. Sein Funksprechverkehr mit der Flugleitung wurde per Lautsprecher ins Freie übertragen und nicht nur Wollenwe- ber beobachtete gebannt, wie Steckhan den Startknopf des Riedel-Anlassers betätigte, die Turbine sofort zündete, mit einem singenden Ton, der schon bald in ein schrilles Pfeifen überging, anlief und wie schließlich eine lan- ge Stichflamme aus dem hinteren Ende des

senverstellung bekommen habe. Das Weitere schilderte Wolfgang Wollenweber: »Nach einer halben Platzrunde schwebte er in 50 Metern Höhe viel zu hoch und zu schnell an und krachte auf die Startbahn. Beim Aufschlag flog die Turbine nach rechts weg, beide Tragflächen brachen ab, der Füh- rerraum wurde völlig zusammengedrückt und der Rumpf brach auseinander. Dass sich der schwerstverletzte Steckhan noch selbst aus der nahezu komplett zerstörten Maschine befreien konnte, grenzte schon an ein Wun- der. Erst danach brach er zusammen.« Das Vertrauen der Augenzeugen in die Maschine wuchs dadurch nicht. Der erste Flug Vier Tage später wurde es dann für Wolf- gang Wollenweber ernst: »Eine vollgetankte He 162 stand für meinen Erstflug bereit und ich ging mit einem Einweiser noch einmal alle wichtigen Bedienvorgänge durch. Ich weiß nicht, wie oft ich mir in Gedanken mei- nen ersten Flug mit einem Strahljäger vorge- stellt habe. Immer und immer wieder ging ich im Geiste jeden Handgriff durch und wischte alle Bedenken weg, wenn man mir über die noch nicht ausgereifte Technik der Düsentriebwerke berichtete. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich stieg in die Maschine und schaltete das Funk- gerät ein. Als ich den Starterknopf drückte, hörte ich durch die geschlossene Kabinen- haube dieses eigenartige Singen, welches das Anlaufen der Turbinenräder begleitete, bis es ein durchdringendes Pfeifen ablöste. Wäh- rend ich die Turbine langsam hochfuhr, stand ich voll auf der Bremse und merkte, wie die kleine Maschine unter der Bremslast zitterte. Dann drückte ich den Schubhebel nach vor- ne, ließ die Bremse los und jetzt fegte die He 162 heulend über die Startbahn. Das Cockpit des »Spatz«. Flugzeugführer berichteten von einem Singen, dass beim Start der Maschine ertönte. Später ging es dann in ein Pfeifen über FotoSammlungPeterW.Cohausz

FLUGZEUG CLASSIC 7/2022

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