Spornrad BACKGROUND
Spornräder an Flugzeugen bieten Vorteile – beim Bremsen besteht mit ihnen jedoch die Gefahr, ungewollt
einen Kopfstand zu machen, wie diese Morane Saulnier
MS 406 der GC III 6 im französischen Chartres FotoDEHLA
SPORNRADFLIEGER UND IHRE BESONDERHEITEN Taildragger
S
elbstbewusst recken geparkte DC-3 und Welt- kriegs-Warbirds die Nasen in den Himmel – sie sind Taildragger (Spornradflieger, von englisch to drag, ziehen). In den Kindertagen der Fliegerei waren zwei Fahrradreifen vorn und ein Holz- oder Metallsporn hinten üblich. Dieser konnte beim Start durch Tritte ins Ruderpedal nach links und rechts gedreht werden; so hielt der Pilot den Vogel auf Kurs, bis das Seitenruder seine Wirkung zeigte. Später ersetzten frei drehende oder lenk- bare kleine Heckräder den Sporn. AUCH NACH EINFÜHRUNG des Bugrads waren die robusten Heckrollen durchaus beliebt, da sie weniger Luftwiderstand erzeugten und so ein paar Knoten mehr Fluggeschwindigkeit erlaubten. Bricht das Spornrad ab, trägt das Flugzeug kaum Schäden davon; ein abknicken- des Bugrad zieht hingegen meist einen kapitalen Motor- schaden durch Bodenberührung nach sich. Andererseits machen Spornrad-Flugzeuge am Boden gern einen »Rin- gelpietz«, wenn der Pilot den Seitenwind nicht im Griff hat oder beim Start zu abrupt am Knüppel hantiert; das Flugzeug kann dann wie ein im Lauf gestörter Brumm- kreisel zur Seite ausbrechen. Auch ein Kopfstand ist bei heftigem Bremsen nicht auszuschließen. BEIM TAILDRAGGER ist die Landung erst beendet, wenn alle drei Räder am Boden sind. Dreipunktlandun- gen sind nicht immer möglich; bei starkem Seitenwind
setzt man wegen der Seitenruderwirkung per »Radlan- dung« mit erhöhter Geschwindigkeit auf dem Hauptfahr- werk auf. Der Pilot hält dann durch Bremsen die Richtung und zieht mit abnehmender Geschwindigkeit den Knüp- pel ganz an den Bauch, um mit dem Spornrad weiter zu steuern – Manöver, die Geduld und Training erfordern. So war es schon bei der U.S. Army Air Force, wo den Kadet- ten die Hölle heiß gemacht wurde. »Der nächste kommt vors Kriegsgericht!«, schimpften die Ausbilder nach wie- derholten Beinahe-Kopfständen und »Ringelpietzen« – bei fast jedem fiel der Groschen. Rolf Stünkel
»Der nächste kommt vors Kriegs- gericht! «
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FLUGZEUG CLASSIC 7/2022
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