Flugzeug Classic

Aus der Luft gegriffen: Der geheime Flottenerkunder Heinkel HD 30 unterwegs Illustration Nils Arne Hjelmevoll

HD 30b hatte bereits ab Werk oben wie unten eine Spannweite von 12,40 Metern (Trag- flächeninhalt 44,70 Quadratmeter). Ihre Leistungsparameter waren deutlich verbessert worden. So schaffte die Maschi- ne bis zu 700 Kilometer Reichweite und konnte fünf Stunden fliegen. Auch war sie mit biszu 211 km/h etwas schneller als die HD 30a (V max 200 km/h). Allerdings wog die HD 30b leer bereits 1733 Kilogramm

und damit 38 Kilogramm mehr als ihre Vor- gängerin. Das sollte Folgen haben, denn abflugfertig brachte die HD 30b etwa 2529 Kilogramm auf die Waage. Offiziell fungierte ab Mai 1932 die Luftdienst GmbH als Halterin. Ab Okto- ber 1933 flog sie bei der Erprobungsstelle (See) in Travemünde und wurde 1934 in D– IKIK umregistriert. Auch Dipl. Ing. Gerhard Geike, Referatsleiter E 1 d (See-Mehrzweck-

flugzeuge) bei der E-Stelle (See) in Trave- münde erprobte dieses Muster, wie sein Flug- buch verrät. Inzwischen hatte man bei der Marine- leitung ein wesentlich kritischeres Bild der HD 30 gewonnen. Aufgrund ihres Abflug- gewichts gab es wenig Spielräume, denn schon unbewaffnet überstieg das Gewicht die zulässigen Werte des K1-Katapults. Wollte man die Maschinen mit Bordwaffen und Munition ausrüsten, schied die Hein- kel-Schleuder als Starthilfe aus. Ein leistungsfähigeres Katapult war kurz- fristig nicht verfügbar; das Gewicht wurde zum KO-Kriterium. Zudem wünschten sich die Testpiloten eine höherwertigere Motori- sierung für ein Bordflugzeug, um jederzeit über Leistungsreserven zu verfügen. Die Marineleitung zweifelte deshalb an der militärischen Eignung der HD 30 und führte die Entwicklung nicht fort. Zu einer Serienproduktion kam es nicht; auch dem Konkurrenzentwurf W 4 war kein Erfolg beschieden.

Statt der Heinkel HD 30 nutzte die Reichs- und spätere Kriegsmarine Heinkel He 60 D/E als Bordflugzeuge, hier die 60 + C91 der 1./Bordflieger- gruppe 196 im Juni 1939

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FLUGZEUG CLASSIC 9 | 2025

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