Fokusgruppen: Transnationale Gruppenbefragungen
Lebensmitteln. Diese Idee wurde zudem unter der Vor- bemerkung geäußert, dass hier ein Bewusstsein darü - ber bestehe, dass es sich um eine geschlechtsbezogene Zuschreibung handele. Besonders deutlich wird dies auch durch die Erwähnung einer weiteren Zuschreibung durch eine*n Teilnehmer*in: „Well, we call it mother earth – not father earth“. Den Herausforderungen des Klimawandels könne aber, so eine weitere Idee der Diskutant*innen, auch auf einer technologischen Ebene begegnet werden.
Wird auf die Datenlage und die Zahlen zur geschlechts - spezifischen Beteiligung junger Menschen an Angeboten mit den Themenschwerpunkten Natur und Umwelt geblickt, so wird hinsichtlich öffentlich geförderter Angebote der Jugendarbeit 5 sichtbar, dass sich hier zunächst keine größeren Diskrepanzen in der Beteiligung nach Geschlecht abzeichnen (vgl. Statistisches Bundes - amt 2021, 21 ff.). Dieser Eindruck verändert sich jedoch, wenn auf das Ehrenamt in der Jugendarbeit geblickt wird: Über alle Altersgruppen hinweg zeigt sich eine höhere Beteiligung der weiblichen ehrenamtlich Täti - gen im Vergleich zu den männlichen – zumindest in Deutschland. Wird nach Altersgruppen differenziert, so zeigt sich die höchste Beteiligungsrate sogar bei den unter 16-Jährigen sowie den 16–18-Jährigen (vgl. ebd., S. 30 f.). Leider wird bei diesen Berechnungen nicht mehr nach Themenschwerpunkt, sondern lediglich nach Angebotstyp differenziert, sodass hier lediglich ein Gesamteindruck abgebildet und keine verlässliche Aus- sage bezüglich der Themen Natur und Umwelt getroffen werden kann. Interessant ist hierbei jedoch folgendes: Wird über die Jugendarbeit hinaus auf andere Felder des freiwilligen Engagements geblickt, so lässt sich (für Deutschland) wiederum kein signifikanter Unterschied des Engagements zwischen den Kategorien weiblich und männlich feststellen (vgl. Simonson et al. 2021, S. 15). Auch im Engagement für Umwelt- oder Naturschutz sind keine signifikanten Geschlechtsunterschiede vor - handen (vgl. Simonson et al. 2021, S. 22 f.). Das könnte auf geschlechtsspezifische Besonderheiten im Kontext der Jugendarbeit verweisen und bedarf einer vertieften Auseinandersetzung, vor allem auch im internationalen Kontext. Zudem werden ebenfalls in feministischen Dis- kussionen geschlechtliche Zuschreibungsprozesse pro- blematisiert, wenn z.B. im Kontext von Klimadiskursen bestehende Ungleichheitsverhältnisse intersektional 6 – und so auch mit Blick auf die Kategorie Geschlecht – betrachtet werden (vgl. Ç ağ lar et al. 2012, S. 7 ff.).
Hier gehe es dann eher darum, naturwissenschaftliche Ideen, klimaneutrale Produkte und Innovationen zu entwickeln.
Möglicherweise, so die Teilnehmer*innen, seien es hier eher männliche Personen, welche sich auf dieser Ebene, beispielsweise in Forschung und Entwicklung, engagierten, jedoch nicht an Fragebogenerhebungen teilnähmen. Darüber hinaus, so vermuteten einige Teil - nehmer*innen, seien Frauen tendenziell eher in Grup- pen und Organisationen engagiert, welche sich mit feministischen Themen und Fragestellungen befassten und es hierdurch gewohnt, ihre Stimmen für Fragen der (sozialen) Gerechtigkeit zu erheben. Diese Gruppen und Organisationen hätten, so die Vermutung, häufig eine inhaltliche Nähe sowie Schnittmengen zu klima- und umweltbezogenen Themen und Gruppierungen.
5 Die hier zugrunde gelegte Erhebung erfasst in zweijahrigem Turnus alle Angebote der Jugendarbeit, unterteilt in offene und gruppenbezogene Angebote sowie Veranstaltungen und Projekte, die innerhalb eines Berichtsjahres durchgefuhrt wurden (vgl. Statistisches Bundesamt 2021, S. 3). Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2019. 6 Der Begriff der Intersektionalität bezeichnet die Verschränkung verschiedener Strukturkategorien, welche Ungleichheit generieren können. Diese stellen – neben der Strukturkategorie Geschlecht – auch die Kategorien Ethnizität, Klasse, Nationalität, Sexualität, Behinderung oder etwa Alter dar. Intersektionale Theorie zielt darauf ab, das Zusammenwirken dieser verschiedenen Positionen sozialer Ungleichheit zu analysieren und darauf hinzuweisen, dass „sich Formen der Unterdrückung und Benachteiligung nicht additiv aneinanderreihen lassen, sondern in ihren Verschränkungen und Wechselwirkungen zu betrachten sind“ (Küppers 2014).
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