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Diabetes im Alter:

Herausforderungen und Lösungen für eine ganzheitliche Pflege älterer Menschen

Ein hohes Lebensalter ist oft verbunden mit alterstypi- schen Funktionseinschränkungen, Multimorbidität und kognitiven Einschränkungen. Ein höheres Risiko an Kom- plikationen und weiteren Erkrankungen führt zu einem erweiterten Handlungsbedarf in der pflegerischen Be- treuung von alten Menschen mit Diabetes, welcher über eine reine Blutglukoseeinstellung und Vermeidung von diabetesspezifischen Komplikationen hinausgeht. Kristina Preßlauer vom Verband österreichischer Diabetesbera- ter:innen geht in diesem Beitrag auf die dadurch entste- henden Auswirkungen für die Diabetesbehandlung ein. In Österreich leiden aktuell rund 800.000 Menschen an Diabetes mellitus. Aufgrund fehlender Datenerhebun- gen zu Diabetes-Diagnosen muss eine große Anzahl an nicht diagnostizierten Diabeteserkrankungen an- genommen werden. Die Zahl der Diabetiker:innen und Menschen mit Prädiabetes wird in den nächsten Jahren Schätzungen zufolge weiter steigen und unser Ge- sundheitssystem vor große Herausforderungen stellen. Laut Statistik Austria waren im Jahr 2021 19,2% der Be- völkerung Österreichs über 65 Jahre alt. Aufgrund der sich verändernden Altersstruktur wird diese Zahl in den nächsten Jahren wachsen. Mit zunehmendem Alter der Bevölkerung wächst auch die Zahl der älteren Men- schen mit einer Diabeteserkrankung. Die Österreichi- sche Diabetesgesellschaft (ÖDG) beschreibt hier eine Prävalenz an Diabetes mellitus Typ 2 von 20-25% bei über 70-Jährigen in industrialisierten Ländern. Durch mögliche Komplikationen oder Komorbiditäten ist die Belastung für die Betroffenen mitunter groß. Gebrech- lichkeit und kognitive Einschränkungen erschweren die Therapie und können die Gesundheit und diabetesbe- dingte Lebensqualität beeinträchtigen.

Diabetes mellitus ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Alter.

Häufig leidet diese Patient:innengruppe zudem unter altersbedingten funktionellen und kognitiven Einschrän- kungen. Dies muss bei der Therapieplanung und Betreu- ung/Beratung der Betroffenen berücksichtigt werden. Geriatrische Syndrome wie Stürze, Immobilität und Arz- neimittelwechselwirkungen bei Polypharmazie erschwe- ren diese unter anderem. Die Diabetesgesellschaften (DDG, ÖDG) empfehlen unter diesen Gesichtspunkten neben der Erreichung der Therapieziele, welche sich von denen jüngerer Patient:innen mit Diabetes mellitus nicht unterscheiden, v,a. auch den funktionellen Status des alten Menschen sowie deren Lebensqualität in die Be- handlung miteinzubeziehen. Ein vorrangiges Ziel dabei ist, der Erhalt oder auch die Verbesserung der Lebens- qualität sowie Förderung und Erhalt der Selbstständigkeit der Patient:innen so lange wie möglich. Diabetesmanagement im Alter Der:die geriatrische Patient:in wird durch Multimorbidität und ein biologisches hohes Lebensalter (70 Jahre oder älter) bzw. durch ein Alter über 80 Jahre definiert. Zu- nehmendes Alter geht unter Umständen mit geriatrischen Syndromen wie Demenz oder/und (fein)motorischen Einschränkungen einher. Probleme und Komorbiditäten wie Depressionen, Unterernährung, kognitive Störungen, Demenz, Veränderung von Geschmackssinn, Zahnstatus, Polypharmazie, Schmerzen, Einschränkungen der Moto- rik und Multimorbidität erschweren die Behandlung und pflegerische Betreuung von Diabetes mellitus im Alter.

Kristina Preßlauer DGKP, Diabetesberaterin, Pfle- geexpertin APN Diabetes Care, Mitglied beim Verband Österrei- chischer Diabetesberater:innen

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