COSTA RICA GUAYABO
EL PEDREGAL: EIN ZENTRALER KULTURRAUM ANHAND DER FELSBILDER aus der Cordillera de Guanacaste hoffen die Forscher, Schlüsse auf die Kul- turen ziehen zu können, die dort vor Kolumbus gelebt haben – und wie sie interagierten. Lebten dort mehrere Zivilisationen nacheinander? Vor allem die Petrogly- phen aus El Pedregal sowie die Oberflächenbefunde der Nachbarsiedlung von El Hacha stehen hier im Fo- kus der Untersuchungen. Seit etwa 800 n. Chr. gehörte die Region zu den südwestlichen Randgebieten Meso- amerikas – ideal gelegen für kulturelle Kontakte in das Gebiet der Maya, aber auch ins Hochland von Mexiko oder in Richtung Süden in den nördlichen Andenraum. Aus El Pedregal stammen mindestens 465 Steine mit Petroglyphen, die sich über die Hochsavannen verteilen, die sich am pazifischen Hang des Vulkans Orosi befin- den. Da die Region normalerweise von dichtem Regen- wald bedeckt wäre, nimmt man an, dass die Savannen auf vormalige Rodungen zurückgehen. Einige der Fels- brocken sind über fünf Meter lang, über vier Meter breit und über zwei Meter hoch; es gibt aber auch deutlich kleinere Exemplare.
PETROGLYPHEN auf einem Felsen, der heute im Nationalmuseum ausgestellt ist.
Selenwerten als wahrer Jungbrunnen. Sieben verschiedene, naturnahe Becken mit Temperaturen zwischen 32 und 39 Grad Celsius laden auch bei strömen- dem Regen zum Verweilen ein. Die Regi- on gilt als regenreichstes Gebiet des gan- zen Landes – und als fruchtbarstes. Da- von profitiert auch die Kaffeeplantage, die die Hacienda umgibt. Einzigartig in der ganzen Welt, werden diese Kaffee- kirschen mit dem Thermalwasser gewa- schen und fermentiert.
Für solche exklusiven und einzig- artigen Verarbeitungsmethoden gibt es Auszeichnungen und noble Kunden. Über Jahre hinaus hat der Plantagen- besitzer seine so verarbeitete Ernte an ei- nen einzigen Käufer exklusiv gebunden. Nur auf seiner Hacienda darf er den Kaf- fee sonst noch anbieten und verkaufen. Der Geschmack ist außergewöhnlich. Wie Wein nimmt Kaffee den Geschmack der Erde an, auf der er wächst, und die ist hier reichhaltig und leicht säuerlich,
ein ganzes Bouquet floraler, fruchtiger Nuancen prickelt auf der Zunge bei dem Genuss dieses besonderen Kaffees. Auch die Indigenen kannten die Vor- teile im „Paradies“ und nutzten sowohl die Fruchtbarkeit der Region als auch deren strategische Lage im Zentrum der mittelamerikanischen Landbrücke. Vor Millionen von Jahren hat sich das heutige Costa Rica als letztes Land aus den Tiefen des Ozeans erhoben, somit endgültig die Kontinente verbunden und wurde dadurch zum Herzstück der wandernden Völker und Tierarten. Costa Rica wurde zu einer Zollstation zwischen den präkolumbianischen Welten von Nord- und Südamerika. Der Handel blühte, und die Zivilisation war weit fortgeschritten. Als Währung diente vermutlich Jade, denn die meis- ten Artefakte wurden in Costa Rica ge- funden, obwohl der Stein dort gar nicht natürlich vorkommt.
Vor Millionen von Jahren hat sich Costa Rica aus den Tiefen des Ozeans erhoben und die Kontinente verbunden.
GOLDSCHMUCK kündet von der Geschichte gefallener Zivilisationen in Mittelamerika.
16 NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY
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