10xD Magazin #6

Digital Health Magazine

Magazin

Heft zum Buch

Künstliche Intelligenz Magische Dokumentation Mensch-Maschine Eine Schnittstelle für mehr Nähe

DER SMARTE PATIENT Digitalisierung macht dich gesund

Nr. 6 2024 10,00 Euro 1

Never be afraid to be a smart patient

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Editorial

10xD Ökonomie, Recht und Medizin Gesundheitswesen “von unten”, abgestimmt mit den Füßen, revolutionieren werden. Und ebenso an alle Healthcare Professionals, die täglich nicht aufgeben, das analoge Gesundheitswesen weiter zu transformieren. Die Menschen warten und danken den Akteuren im Gesundheitswesen dafür, denn “The Patient Will See You Now”, um es mit den Worten des Kardiologen und Bestsellerautors Eric Topol zu sagen. Heute müsste man sagen: „The doctor wants to see your smartphone now!“. Die Beiträge sind wieder bunt, kontrovers und vielfältig geworden. Es kommen Abiturienten und Rentner zu Wort, es gibt harte Fakten, aber auch viel Emotionen und Leidenschaft in den qualitativen Statements und Fotos. Damit Digitalisierung dich gesund machen kann, muss heute noch viel passieren, aber die gute Nachricht ist: du hast es heute schon in der Hand, indem du als smarter, aufgeklärter Patient das Projekt Gesundheit selbst in die Hand nimmst. Der Paternalismus des deutschen Gesundheitssystems hat in meinen Augen ausgedient, es lebe die Souveränität des smarten Patienten. German Dream statt German Angst. Euer, Das aktuelle Heft ist daher auch dir als Leser gewidmet. Denn du hast bereits den wichtigen Schritt gemacht, dich mit dem Thema Digitale Gesundheit zu befassen. Und du wirst das Gesundheitswesen mit deinen alltäglichen Entscheidungen verändern, wenn du digitale Services nutzt. Die Summe aller unserer Entscheidungen wird eine enorme Kraft der Innovation auf das Gesundheitssystem freisetzen. Wir glauben an die Schwarmintelligenz der Menschen, die das Editorial Jeder von uns ist Patient. Ob als Baby, im Alter oder zwischendurch beim Zahnarzt. Gesundheit betrifft 83 Millionen Menschen in Deutschland. Die vorliegende Ausgabe ist eine Verlängerung des Buches „Der Smarte Patient – Digitalisierung macht dich gesund“, welches kürzlich von Jochen A. Werner und mir im Klartext-Verlag (FUNKE) erschienen ist und nicht weniger als die Revolution des Gesundheitswesens als Vision hat – nämlich der Verschiebung der Macht im Gesundheitswesen zu dir als Bürger, Beitrags- und Steuerzahler. Und es bist du, der den größten Nutzen im Gesundheitswesen hat. Deine Gesundheit – deine Verantwortung – dein Recht – deine Pflicht!

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen

Prof. Dr. David Matusiewicz I Editor-In-Chief Düsseldorf, den 08.01.2024

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Inhaltsverzeichnis Editorial I Seite 3 Inhaltsverzeichnis I Seite 4

TITELSTORY . Der Smarte Patient - Digitalisierung macht dich gesund I Seite6 Jochen A. Werner und David Matusiewicz

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen TECHNOLOGIE UND MENSCH Nach Lösungen suchen I Seite 33 Gerd Wirtz Kommunikation mit Patienten in der digitalen Welt des Gesundheitswesens I Seite 36 Jalid Sehouli Digitale Formate bringen erhebliche Veränderungen für das Therapieerlebnis I Seite 39 Joachim Maurice Mielert Entwicklung der Telemedizin I Seite 42 Johanna Stockdreher Magische Dokumentation dank KI I Seite 45 Borys Chibisov DER SMARTE PATIENT. Dank Digitalisierungen wurde mein Traum wahr I Seite 9 Mike Schmitz Revolutionäre Fortschritte in der Mobilität I Seite 12 Gesa Liss und Alexander Hardt Die einen bauen Mauern, die anderen Windmühlen I Seite 15 Claudia Grimm Wie der Digital-Twin des Arztes dem smarten Patienten helfen kann I Seite 19 Amr Saad Die digitale Mitbewohnerin I Seite 22 Zerrin Börcek Digitalisierung kann Leben retten I Seite 25 Johanna Ludwig Smarte Diabetesversorgung I Seite28 Susanne Reger-Tan DER SMARTE PATIENT oder Patienten helfen Patienten I Seite31 Michael Biermann

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Inhaltsverzeichnis

Kultur wirkt – auf Rezept und präventiv im Alltag I Seite 48 Insa Schrader und Torsten Anstädt Als Digital Native kann ich nur den Kopf schütteln I Seite 51 Julian Stiber Gesundheit ist Leistungsfähigkeit I Seite 54 Hannah Meyer

KOLUMNEN, ZAHLEN UND KUNST. 10xD Framework I Seite 60 DocPfoe Kolumne I Seite 66 10x Recht I Seite 68 TechLee erklärt I Seite 69 JAW Essay I Seite 70 Analoge Klokunst I Seite 71 Zahlen, Daten und Fakten I Seite 72 10xD Advisory Board I Seite 73

Impressum I Seite 74 Letzte Seite I Seite 75

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Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen

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Titelstory

Der Smarte Patient - Digitalisierung macht dich gesund

Alle Kurzgeschichten und genannten Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Aber: Die Inhalte sind ein bewusster Mix aus vielen persönlichen Erfahrungen, heute schon realen Situationen und in die Zukunft gedachten realen und futuristischen Szenarien. Nicht alles, was technisch möglich ist bzw. sein wird, macht auch Sinn. Das Buch soll zum Denken anregen und qualifiziert provozieren, um den Diskurs voranzutreiben. Derzeit gibt es noch sehr viele Versorgungsbrüche und Schnittstellenprobleme im Gesundheitswesen, bei denen der Patient wie in einem Dschungel umherirrt und versucht, sich zurechtzufinden. Das Fax wird auch in diesem Jahr als hochmoderne Technologie gefeiert. So zuletzt, als eine große Krankenkasse Schlagzeilen machte, dass dem behandelnden Arzt umgehend ein Fax zur Verifizierung des Versichertenstatus zugesendet wird, falls der Patient seine Krankenversichertenkarte nicht dabei hat. Um einen Arzttermin zu bekommen, sind in der Regel lange Wartezeiten einzuplanen – nicht nur, um einen Termin zu bekommen, sondern erst einmal, um telefonisch durchzukommen, statt online Termine zu vereinbaren. In Krankenhäusern und Pflegeheimen gehört ein schneller und kostenloser Internetzugang noch lange nicht zum Standard. Der Patient kann sich glücklich schätzen, wenn er sich irgendwo an einem funktionierenden Automaten das teure Gut WLAN kaufen kann. Dies sind alles etablierte oder eher pragmatische Lösungen, die aus der Zeit gefallen sind.

Wir haben ein Buch geschrieben. Es ist kein normales Buch, es ist vielmehr ein Ratgeber der besonderen Art. Das Buch gibt dir den Rat, deine Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und die neuen digitalen Möglichkeiten zu nutzen – Digitalisierung macht dich gesund. Auch wenn nicht jeder unendlich auf einen USB-Stick leben kann oder will! Noch nicht!“ Ein Buch, das seiner Zeit immer noch voraus ist und dessen Inhalte sich erst in den nächsten Jahren und um es mit der 0,5x Geschwindigkeit des Gesundheitswesens zu beschreiben in den vermutlich nächsten Jahrzehnten entfalten wird. Das Buch ist dir als Leser bzw. Leserin gewidmet. Denn du hast bereits den wichtigen Schritt gemacht, dich mit dem Thema Digitale Gesundheit zu befassen. Und du wirst das Gesundheitswesen mit deinen alltäglichen Entscheidungen verändern, wenn du digitale Services nutzt. Die Summe aller unserer Entscheidungen wird eine enorme Kraft der Innovation auf das Gesundheitssystem freisetzen. Wir glauben an die Schwarmintelligenz der Menschen, die das Gesundheitswesen „von unten“, abgestimmt mit den Füßen, revolutionieren werden. Und ebenso an alle Healthcare Professionals, die täglich nicht aufgeben, das analoge Gesundheitswesen weiter zu transformieren. Die Menschen warten und danken dir dafür, denn „The Patient Will See You Now“, um es mit den Worten des Kardiologen und Bestsellerautors Eric Topol zu sagen. Heute müsste man sagen: „The doctor wants to see your smartphone now!“

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Titelstory

wenn es am Sonntag oder mitten in der Nacht ist. Und so beschreibt das folgende Opus auf „patientisch“ – in einer einfachen verständlichen Sprache für Nicht-Mediziner – und auf eine unterhaltsame Art, was der smarte Patient mithilfe der Digitalisierung für seine Gesundheit heute und morgen tun kann. Von der digitalen Begleitung vor der Geburt bis zur digitalen Weiterexistenz nach dem Tod. Beim Lesen tauchst du in verschiedene Situationen und Kurzgeschichten ein, bei denen du erfahren wirst, wie sich deine Gesundheit durch die Digitalisierung verändert. Die Revolution kommt von ganz unten: vom Smarten Patienten – von wem sonst? Die Autoren,

Und so sprechen wir in dem vorliegenden Buch vom smarten Patienten, einem Souverän und Co-Produzenten seiner Gesundheit, der sich die Digitalisierung als Instrument zu Hilfe nimmt, um sein Projekt Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Das Smartphone dient hier unter anderem als Kompass und als sein wichtigstes Instrument – von der Prävention, Diagnostik, Therapie bis hin zur Nachsorge – in einem bislang selbstverwalteten und sich um sich selbst drehenden Gesundheitswesen. Erstmals in der Geschichte hat der Patient jetzt die Möglichkeit, sich wichtige Informationen selbst zu verschaffen, seine eigenen Gesundheitsdaten zu verwalten und sich eigenständig durch das für ihn transparent gewordene Gesundheitswesen zu manövrieren. Und zwar dann, wann er es will – auch

Prof. Dr. David Matusiewicz Prof. Dr. Jochen A. Werner ><

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Titelstory

Auch als eBook in deutsch und englisch erhältlich. Und bald auch als Hörbuch.

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Mike Schmitz

>> Dank Digitalisierung wurde dieser Traum wahr und mein Leben änderte sich schlagartig. <<

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Schmitz

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen Insgesamt musste ich 26 Jahre nach der Amputation auf meine neue Lebensfreude bzw. auf meine neue Lebensqualität warten. Dank der neuen Techniken, Weiterentwicklungen und der Digitalisierungen in unserer Gesellschaft wurde dieser Traum wahr und mein Leben änderte sich schlagartig. Vor ca. acht Jahren erhielt ich eine Hightech- Beinprothese. Diese Beinprothese wird elektrisch über Mikroprozessoren gesteuert und muss alle fünf Tage über das eingebaute Akku aufgeladen werden. Die Aufgaben der Mikroprozessoren verfeinern nicht nur das Gangbild, sondern erleichtern das Treppen- und Gefällelaufen enorm. So laufe ich Treppen ohne Handläufe (Hersteller rät zu Handläufen). Das Aufsteigen von Treppen ist ebenfalls möglich und wird durch eine Art Wischfunktion ausgeführt. Gefälle laufe ich ganz normal herunter, d. h. die Beinprothese bremst automatisch ab, so kann ich mein ganzes Körpergewicht in die Beinprothese legen. Hinzu kommt, dass die Beinprothese aus Edelstahlmaterial und Carbon besteht. Somit ist die Beinprothese auch wassertauglich. Mein Name ist Mike Schmitz, 53 Jahre jung und ich lebe im Essener Süden. Mit 19 Jahren verlor ich durch einen Schicksalsschlag, in einer Zeit wo es noch keine sozialen Medien gab, meinen rechten Unterschenkel. Dadurch hatte ich anfangs eine große Zukunftsangst, weil ich nicht wusste, was auf mich zukam. Ich erhielt eine mechanische Standard–Beinprothese, die zu dieser Zeit damals mit viel Körperkraft bewegt werden musste. Entsprechend sah das Gangbild aus. Dazu gab es eine hautfarbene Schaumstoffkosmetik. Diese sollte die Ästhetik verschönern. Zu dieser Zeit waren es hochwertige Beinprothesen. Das Laufen damit war sehr schwierig und mit großen Anstrengungen verbunden. So konnte ich beim Treppenlaufen immer nur Stufe für Stufe nehmen und musste mich zusätzlich am Treppenlauf festhalten. Gefälle waren ebenfalls ein großes Hindernis. Mir läuft eine Gänsehaut über den Körper, wenn ich daran denke, dass ich eigentlich maximal 2 bis 3 km am Stück spazieren gehen konnte. Dank Digitalisierung wurde mein Traum wahr Gerne möchte ich mich bei Ihnen, liebe Leser: innen, auf dieser Seite persönlich vorstellen, damit Sie einen kleinen Eindruck von meiner Person sowie von meiner Hightech – Beinprothese bekommen. Die Digitalisierung zieht nicht nur immer mehr in unserer Geschäftswelt größere Kreise, sondern auch im privaten Bereich. Deshalb ist die Digitalisierung ein sehr wichtiges Thema, das ich liebend gerne mit meinen Erfahrungen erzählen und weitergeben möchte.

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Schmitz

Ich habe nach dieser langen Zeit und Tränen der Freude mein Leben und den Sport wiederentdeckt. Durch kontinuierliches und hartes Training habe ich mich wieder in die Gesellschaft zurückgekämpft. Wenn mir damals jemand erzählt hätte, dass ich mit Schweißperlen auf dem Gesicht und dem Körper zum Warm Up in den Boxring steige, um vor 500 Zuschauern mein Box-Debüt zu geben, dann hätte ich das nie im Leben für möglich gehalten. Vor gut vier Jahren habe ich intensiv mit dem Boxsport angefangen. Eine tolle Sportart, die mir viel abverlangt. Natürlich habe ich das Nordic Walking ebenfalls für mich entdeckt. Heute messe ich mich bei Veranstaltungen mit „Zweibeinern“ und laufe 5 bis 8,5 km. Bei den Platzierungen lande ich meistens im oberen Drittel. Durch das Laufen mit der Beinprothese habe ich keinerlei Wettbewerbsvorteile. Eine weitere tolle Erfahrung ist, dass ich sogar Aktivurlaube machen kann, denn es ist heute für mich möglich, bis zu 20 km in der Natur zu wandern. Da meine Beinprothese wie im Vorfeld geschrieben auch wassertauglich ist, lasse ich es mir nicht nehmen, auch mal von einem Dreimeterbrett zu springen. Mit den ganzen sportlichen Aktivitäten möchte ich nicht im Fokus stehen, sondern möchte diese Erfahrung an Menschen mit und ohne Handicap weitergeben. In den sozialen Medien findet man mich unter MIKE MACHT MUT oder unter www.inklusion-mit-herz.de . Ich hoffe, dass ich Sie ein wenig in meinen Bann ziehen konnte. Liebe und sportliche Grüße, Mike Schmitz I Beinprothese Boxer Mike ><

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Testimonial Wolfgang Kierdorf

>> Das ist ein gigantischer Fortschritt. <<

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Liss und Hardt

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen Ein weiterer Pluspunkt ist die Tragefreundlichkeit der Beinorthese. Unauffällig unter der Kleidung zu tragen, integriert sie sich nahtlos in den Alltag der Nutzer. Der leistungsstarke Akku sorgt für eine tagelange Nutzung, und durch einen benutzerdefinierbaren Modus, der beispielsweise das Radfahren ermöglicht, lässt sich die Beinorthese flexibel an individuelle Bedürfnisse anpassen. Dies erfolgt bequem über eine Smartphone- App, die eine intuitive Steuerung und Anpassung der Einstellungen ermöglicht. Die Einführung der computergesteuerten Beinorthese markiert einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung von Hilfsmitteln für Menschen mit Mobilitäts- einschränkungen. Diese technologische Innovation verspricht nicht nur eine erhebliche Verbesserung der Bewegungsfreiheit, sondern auch eine Steigerung der Selbstständigkeit und Lebensqualität für diejenigen, die bisher mit solchen Herausforderungen konfrontiert waren. Durch die Fähigkeit, unebene Böden, Schrägen und Treppen mühelos zu überwinden, eröffnet die Beinorthese neue Perspektiven für die Nutzer. Weniger Ausgleichsbewegungen und geringerer körperlicher Kraftaufwand führen nicht nur zu einer Reduzierung von Folgeschäden, sondern ermöglichen auch eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität. Revolutionäre Fortschritte in der Mobilität: Die Weltneuheit der computergesteuerten Beinorthese Die Zukunft der Mobilität hat einen Meilenstein erreicht mit der weltweit ersten computergesteuerten Beinorthese, die über eine intelligente Sensorik im Kniegelenk verfügt. Diese bahnbrechende Entwicklung verspricht eine verbesserte Lebensqualität für Menschen mit Lähmungserscheinungen in den Beinen, bis hin zu einer inkompletten Querschnittslähmung. Die Beinorthese setzt sich aus individuell gefertigten Oberschenkel-, Unterschenkel- und Fußteilen zusammen und bietet dank der innovativen SSCO®-Technologie (Stance and Swing Phase Control Orthosis) eine dynamische Kontrolle des gesamten Gangzyklus in Echtzeit. Dies ermöglicht natürlichere und kontrollierte Bewegungsabläufe beim Gehen, Hinsetzen und Treppensteigen und erweitert den Bewegungsspielraum der Anwender. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen eine nachweisliche Verbesserung der Berg- Balance-Scale, was die Wirksamkeit und den positiven Einfluss auf das tägliche Leben unterstreicht.

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Liss und Hardt

Eine internationale Studie belegt: Die weltweit erste computergesteuerte Beinorthese C-Brace setzt neue Maßstäbe in der Neurorehabilitation. 1. Studienziel: Klinischer Nachweis der Wirksamkeit des C-Brace im Vergleich zu herkömmlichen Beinorthesen an 102 PatientInnen mit neurologischen und muskulären Lähmungen in den Beinen. 2. Signifikante Ergebnisse: Der systematische Vergleich weist 80 Prozent weniger Stürze mit dem C-Brace als mit herkömmlichen Orthesen nach. Mobilität und Lebensqualität steigen deutlich. 3. Technische Innovation: Das C-Brace trägt durch Mikroprozessor-Technologie signifikant und klinisch bedeutsam zur Verbesserung des Gleichgewichts und zur Verminderung von Stürzen bei. Die Ergebnisse einer im September 2023 veröffentlichen, internationalen Studie belegen, dass die smarte Beinorthese neue Maßstäbe in der Neuro- Orthetik setzt. Der systematische Vergleich weist unter anderem 80 Prozent weniger Stürze mit dem C-Brace als mit herkömmlichen Orthesen nach. Mobilität und Lebensqualität steigen bei Menschen mit erhöhtem

Polio-Patient Wolfgang (72): Keine Knochenbrüche mehr durch Stürze Für Wolfgang Kierdorf (Fotos) aus dem Saarland ist die Beinorthese C-Brace ein Möglich-Macher: Wald- spaziergänge und Yoga sind nun Teil seines Lebens. Er erlebt mit der smarten Beinorthese das erste Mal seit seiner Kindheit, was es heißt, reibungslos zu gehen. Durch eine Polio-Erkrankung sind seine Beine bereits seit dem Alter von acht Jahren gelähmt. Seitdem war Wolfgang auf Langzeithilfsmittel angewiesen, doch auch diese hatten ihre Grenzen, wie der passionierte Reiter berichtet: „Ich bin mein ganzes Leben mit einer gesperrten Orthese rumgelaufen und war immer gehandicapt.“ Mit 40 Jahren kam ein Post-Polio- Syndrom hinzu. Mehrfach zog sich Wolfgang schwere Knochenbrüche zu und verbrachte zahlreiche Aufenthalte im Krankenhaus. „Als ich mit der ersten Generation des C-Brace versorgt wurde, hatte ich nach langer Zeit endlich wieder das Gefühl, sicher zu sein. Man kann sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, wie wertvoll das ist. Das ist ein gigantischer Fortschritt.“ Gesa Liss PR Managerin Corporate Communications bei Ottobock Alexander Hardt Marktmanager NeuroMobility bei Ottobock ><

Stolper- und Sturzrisiko deutlich. Studienleiter Prof. Dr. Frank Braatz,

Professor für Orthobionik, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Physikalische und Rehabilitative Medizin am Zentrum für Healthcare Technology der Privaten Hochschule Göttingen

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Claudia Grimm

>> Persönlich finde ich es wichtig, sich vor allem mit den gängigen Apps auseinanderzusetzen. <<

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Grimm

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen Ein*e smarte*r Patient*in zeichnet sich durch verschiedene Eigenschaften und Fähigkeiten aus: zum einen informiert sich der*die smarte Patient*in proaktiv über seine Krankheiten, Medikamente, Therapien und andere gesundheitsbezogene Themen, doch auch Selbst-verantwortung zählt dazu. Er oder sie übernimmt Verantwortung für die eigene Gesundheit und trifft Entscheidungen in Zusammen-arbeit mit medizinischem Fachpersonal. Ein*e smarte*r Patient*in kommuniziert offen und ehrlich mit Ärzten und Pflegekräften und stellt gezielte Fragen und scheut sich nicht auch mal digitale Tools, Apps und Wearables zur Überwachung und Verwaltung der eigenen Gesundheitsdaten, zu verwenden. Insgesamt ist ein*e smarte*r Patient*in also nicht nur passiver Empfänger medizinischer Dienstleistungen, sondern ein aktiver und informierter Partner im Gesundheitswesen. Als Betroffenen ist es aber auch wichtig die Möglichkeit zu haben, als smarte*r Patient*in zu fungieren, heißt Aufklärung. Über neue Therapieansätze, Technologien, Tools, Behandlungsmöglichkeiten informiert zu werden oder zumindest ein gebündelter Ort zu haben, wo man diese Informationen auch abrufen kann, ist immens wichtig. Bevor wir uns als Menschen den Technologien von morgen widmen brauchen wir noch viel Eigeninitiative. Ein*e "smarte*r“ Patient*in recherchiert, stellt Fragen und trifft in Zusammenarbeit mit seinen Ärzten und medizinischem Personal informierte Entscheidungen über seine Gesundheitsversorgung. Der*die Patient*in nutzt Technologien wie Apps oder Wearables, um seine Gesundheitsdaten zu überwachen und ist generell proaktiv in Bezug auf Prävention und Gesundheits- management. Der Begriff betont die Wichtigkeit der Selbstkompetenz und Eigenverantwortung im modernen Gesundheitssystem. Persönlich finde ich es wichtig, sich vor allem mit den gängigen Apps auseinanderzusetzen. Mir persönlich ist noch keine App unter den Fingern gekommen die für meinen Bedürfnisse (die der Multiplen Sklerose) passt. Aber freue mich in Zukunft auf alles was kommt. Die einen bauen Mauern, die anderen Windmühlen Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. – chinesisches Sprichwort Nicht nur als Informatikerin, sondern auch als Betroffene achte ich besonders auf einen smarten Umgang mit meinen Daten. Doch wofür genau steht „der*die smarte Patient*in“?

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Grimm

10xD Ökonomie, Recht und Medizin Worauf ich in Zukunft setze und großer Hoffnung bin ist, dass sich die Telemedizin weiter etabliert: sie wird wahrscheinlich eine zentrale Rolle in der Patientenversorgung spielen, wodurch Patienten von zu Hause aus auf medizinische Dienstleistungen zugreifen können. Was für mich als Informatikerin ein wichtiger Punkt sein wird für die Zukunft eine*s smarte*n Patient*in, ist die Künstliche Intelligenz. KI-Systeme könnten dabei helfen, personalisierte Behandlungspläne zu erstellen oder Patienten bei der Informationsrecherche zu unterstützen. Hierzu ist der nächste wichtige Meilenstein: die Digitale Gesundheitsakte. Unter der digitalen Gesundheitsakte versteht man ein zentralisiertes digitales System der Patient*innen ermöglichen könnte, einfach auf ihre gesamten Gesundheitsinformationen zuzugreifen und sie mit verschiedenen Ärzten zu teilen. Und zu guter Letzt Die Zukunft des*der smarten Patient*in wird wahrscheinlich durch technologischen Fortschritt, veränderte Gesundheitssysteme und das wachsende Bewusstsein für Eigenverantwortung geprägt sein, dazu können erweiterte Technologien gehören wie z.B. Wearables und Gesundheits-Apps. Sie werden immer fortschrittlicher und könnten in der Lage sein, eine Vielzahl von Gesundheitsdaten in Echtzeit zu überwachen. Dies ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von gesundheitlichen Problemen. Ein*e smarte Patient*in öffnet sich nur dann für Neues, wenn es an Vertrauen gewinnt, denn meistens ist das Schicksal kein einfacher für die Betroffenen, was dazu führt, dass die meisten unsicher sind. Diese Unsicherheit kann nur gemildert werden, indem man ihnen Vertrauen schenkt, man nimmt ihnen die Angst weg, indem man auf sie zugeht und in den meisten Fällen hilft da eine gute und fundierte Aufklärung. Betroffene können sich ermächtigt fühlen, wenn sie über ihre eigene Gesundheit informiert sind und aktiv Entscheidungen darüber treffen können, so ist nicht nur eine bessere Versorgungsqualität gegeben, sondern auch eine sehr gute Prävention, denn ein aktiver und informierter Ansatz kann dazu beitragen, potenzielle gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Sind all diese Kriterien erfüllt, gegeben und indem Patient*innen sich ihrer Gesundheit bewusst sind und präventive Maßnahmen ergreifen, können smarte Patienten dazu beitragen, die Kosten im Gesundheits- system zu reduzieren. Nun aber auch zu der Frage, wie die Zukunft eines*r smarten Patienten*in aussieht

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Grimm

finde ich persönlich Globale Netzwerke eine der größten Vorteile, die es in der digitalen Welt gibt, denn als Betroffene tausche ich mich regelmäßig nicht nur mit auf Multiple Sklerose spezialisierte Neurologen, eben auch mit Gleichgesinnten, aus. Die Zukunft des*der smarten Patient*in sieht vielversprechend aus, mit einer Fülle von Technologien und Ressourcen, die ihnen helfen, ihre Gesundheit besser zu verwalten. Es wird jedoch auch wichtig sein, dass die Gesundheitssysteme und Technologieanbieter sicherstellen, dass diese Entwicklungen ethisch und im besten Interesse der*die Patient*innen umgesetzt werden. Claudia Grimm

Gründerin & Programmiererin Claudia Grimm Academy ><

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Medienpartner

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Fakten und Perspektiven der IT im Gesundheitswesen

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Amr Saad

>> Lassen Sie uns gemeinsam die aktuellen Probleme als Chance sehen und bekannte Prozesse neu denken.<< 10xD - Digital Health Magazine 19

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Saad

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen Patientengespräche zu führen. Darüber hinaus schafft er eine personalisierte, leicht zugängliche (orts- und zeitunabhängig) und umfassende Patientenaufklärung und -interaktion. Die Möglichkeit, sich genau an das Verständnisniveau des einzelnen Patienten anzupassen, indem komplexe medizinische Informationen in verständlicher Sprache vermittelt und Fragen in Echtzeit beantwortet werden, bereichert die Patientenerfahrung enorm. Durch die Mehrsprachigkeit des Avatars hebt sich diese digitale Form der Aufklärung zudem deutlich von der manuellen Form ab. Aufgrund der freien Ortswahl und der Terminunabhängigkeit fühlt sich der Patient sicher in seiner gewohnten Umgebung und nicht unter Zeitdruck und in einem fremden Praxis- /Kliniksetting. Wie der Digital-Twin des Arztes dem smarten Patienten helfen kann Eine gute Patientenaufklärung über bevorstehende medizinische Eingriffe erfordert vor allem Einfühlungsvermögen und Zeit. Zeit wiederum ist im heutigen Gesundheitssystem eine knappe Ressource. Hinzu kommen Sprachbarrieren, der eingeschränkte Zugang zu evidenzbasierten medizinischen Informationen und schließlich die unterschiedlichen Qualitätsstandards in der Patientenaufklärung. Insgesamt führt dies zu großen Wissenslücken, Unsicherheiten und Ängsten bei den Patienten und ggf. zu Fehlentscheidungen, die ein ungünstiges Outcome zur Folge haben können. Diese suboptimale Patientenversorgung vor und nach der Operation führt häufig zu einer geringen Compliance und Zufriedenheit. Diese Herausforderung und das Bedürfnis nach einer effektiven und gleichzeitig effizienten Lösung haben wir in vielen Kliniken und Praxen festgestellt. Dies war die Motivation für das Projekt "Digital-Twin": ein digitaler Avatar als realistische Kopie des Arztes, der mit dem Patienten interagieren und einen Großteil des Aufklärungsprozesses übernehmen kann. Nach einer kurzen Abfrage der notwendigen Patientendaten wie Größe und Gewicht kann der Patient seine Fragen und Anliegen per Text- oder Spracheingabe an den Avatar stellen. Im Prinzip läuft es wie in einer Telemedizinischen Sprechstunde mit dem eigenen Arzt ab – mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Arzt nicht aktiv teilnehmen muss. Die Befreiung des Arztes aus diesem repetitiven Prozess ermöglicht es, die ärztliche Kompetenz dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht wird. Der Avatar stellt einen Booster im klinischen Alltag dar, indem er dem Arzt durch die gewonnene Zeit ermöglicht, bei Bedarf tiefergehende

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Saad

10xD Ökonomie, Recht und Medizin Wir glauben, dass der sinnvolle Einsatz modernster KI- Technologien im Aufklärungsprozess neue Dimensionen eröffnet und die Patientenversorgung auf ein völlig neues Niveau heben kann. Lassen Sie uns gemeinsam die aktuellen Probleme als Chance sehen und bekannte Prozesse neu denken. Wir freuen uns auf eine rege Diskussion auf unserem Weg zur Verwirklichung dieser Vision! Amr Saad (Düsseldorf (DE) /Zürich (CH)) Arzt mit Passion für disruptive Innovationen im Gesundheitswesen >< Der "Digital-Twin" wurde als Idee im Stadtspital Triemli (Zürich, CH) geboren, im Startplatz Düsseldorf Prototyp- Projekt weiterentwickelt und anschließend auf dem RP- Forum Zukunftsmedizin (27.09.2023, RP- Fortschrittswerkstatt, Düsseldorf) vorgestellt. Die sehr positive Resonanz der Ärzte ist deutlich spürbar. Prof. Werner und Matusiewicz betonen in ihrem Buch "Der Smarte Patient" die wesentliche Rolle des Empowerments der Patienten durch adäquate Information, die sie zu aktiven Partnern in ihrem eigenen Gesundheitsmanagement macht. Sie verstehen ihre Diagnosen besser und können informierte Entscheidungen über ihre Behandlung treffen. Dies führt insgesamt zu besseren Behandlungsergebnissen und erhöht die Patientenzufriedenheit erheblich. Die positiven Auswirkungen machen sich somit auch in den Kliniken durch loyale Patienten bemerkbar. Demnach können wertvolle Ressourcen geschont und steigende Kosten im Gesundheitswesen gedämpft werden. Wichtig bleibt an dieser Stelle zu betonen, dass die medizinrechtlichen Regularien unbedingt berücksichtigt werden müssen und ein "Digital Twin" niemals die Arzt- Patient-Beziehung ersetzen und deren Notwendigkeit eliminieren kann. Insbesondere komplexere medizinische Eingriffe erfordern ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, das nur bedingt automatisiert werden kann.

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Zerrin Börcek

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Börcek

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen Die Einführung des digitalen Assistenzsystems in der Praxis übernehmen Alltagshelfer: innen. Nach einer digitalen Schulung machen sie den künftigen Nutzern mit dem Tablet und der darin integrierten App vertraut. Sie helfen bei der Aufzeichnung der Erinnerungen und geben darüber hinaus Feedback an die Entwickler. Auf diese Weise wird Teresa bedarfsgerecht weiter- entwickelt. Inklusives Design In der Gründungsphase wurden wir mit den verschiedensten Herausforderungen konfrontiert. Gerade der Umgang mit den extrem heterogenen Ansprüchen der Zielgruppe in der Pflegewirtschaft war schwierig. Über einen Zeitraum von 18 Monaten 1. Speicherung von Lebensgeschichten, die mit der Unterstützung von Alltagsbegleiter:innen aufgezeichnet werden. 2. Erfassung der persönlichen Daten in Form eines Kurzprofils, um Alltagsbegleiter:innen schnellen Zugang zu Informationen über Nutzer:innen zu bieten. 3. Netzwerkfunktion, um mit Teresa-Nutzern mit ähnlichen Interessen in Verbindung zu treten. Nähe durch eine Mensch-Maschine Schnittstelle Die digitale Mitbewohnerin Wir alle wollen alt werden, aber niemand will es wirklich sein. Fremdbestimmt zu leben, zu vereinsamen, nicht mehr nützlich zu sein, das sind Vorstellungen, die Menschen mit dem Älter werden verbinden. Unsere Gesellschaft altert rasant und unser Gesundheitssystem ist darauf angewiesen, dass Menschen so lange es geht Zuhause leben. Mit Teresa.AI beschäftigen wir uns mit diesen Herausforderungen und haben uns zum Ziel gesetzt, attraktive und am Nutzer orientierte Services anzubieten. Autonomie der älteren Erwachsenen fördern Teresa.AI ist eine Tablet-basierte digitale Helferin, die Nähe schafft, für Lebensfreude sorgt und aktiv hält. Sie fördert und erhält die Autonomie älterer Erwachsener und ermöglicht individualisierte Betreuung. Die angebotene Produktlösung wird stetig in Co- Kreationsprozessen zusammen mit den künftigen Nutzer:innen zu einer digitalen Helferin inklusive Künstlicher Intelligenz (KI) weiterentwickelt. Teresa.AI wird den älteren Menschen positiv ausrichten und mit ihnen persönliche Gespräche führen. Aktuell werden in der mobilen Applikation drei Funktionen angeboten.

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Börcek

investierten wir intensiv in die Marktforschung, den Click- Dummy, die Nutzertests sowie die Entwicklung eines ersten Prototyps. Rund 80 Prozent unserer Ideen stampften wir als Gründungsteam aufgrund der Test-Feedbacks schweren Herzens wieder ein und verschlankten das Konzept. Sehr viel Zeit und Aufwand investierten wir in ein inklusives Design, von dem auch Jüngere profitieren. Teil des Modellprojektes „Pflege ganz aktiv“ Die weitere Entwicklung des Assistenzsystems findet im B2B-Bereich vorzugsweise mit frei- gemeinnützigen sowie diakonischen Betreibern statt. Seit Februar 2023 haben wir die Caritas Westerwald-Rhein-Lahn e. V. als ersten Kunden gewonnen. Zusammen mit der Caritas bauen wir ein unterstützendes Netzwerk auf, um die älteren Menschen, deren Angehörige, Freunde, Pflegekräfte, sowie die Alltagsbegleiter:innen miteinander zu verbinden. Zahlreiche Studien belegen, dass ältere Menschen durch soziale Interaktion kognitiv länger fit bleiben. Wir sind froh, dass der Caritasverband offen für digitale Lösungen ist. Zerrin Börcek Founder | CEO | Managing Director Teresa.AI ><

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Johanna Ludwig

>> Ein Großteil der Patienten kennt weder seine Vorerkrankungen, Medikation noch die genaue Allergie. <<

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Ludwig

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen Auf die Frage ob sie Blutverdünner nehme, antwortet sie mit, „ja dieses Marcoumar“. Meine Augen werden groß und ich frage „warum?“. Man habe ihr ja vor einigen Monaten die Hauptschlagader ausgetauscht Sofort sind die Rückenschmerzen der Patientin mit diesem Wissen bis zum Ausschluss eine lebensbedrohliche Situation. Ein Großteil der Patienten kennt weder seine Vor- erkrankungen, Medikation noch die genaue Allergie. Mögliche Digitale Lösung: Eine auf die Nutzenden ausgelegte digitale Patientenakte, die wichtige Informationen übersichtlich darstellt, beispielsweise Vorinterventionen. Dies hätte schon den KV- Arzt zu einer prompten Vorstellung in der Notaufnahme und Diagnostik veranlasst. Denn eigentlich sieht das Gesundheitssystem in Deutschland nicht vor Patienten und Patientinnen mit Symptomatiken wie Rückenschmerzen oder länger anhaltenden Beschwerden in der Notaufnahme zu behandeln. Denn es kann dazu führen, dass Notaufnahmen überlastet sind und „wirkliche Notfälle“ verzögert therapiert werden. Gleichzeitig stehen in der Notaufnahme solchen Patientinnen nur begrenzte Möglichkeiten zu: Rezepte, Überweisungen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sind nicht möglich. Das ist meist unerfreulich für Ärzte und Patientinnen. Mögliche Digitale Lösung Patientenedukation: durch ein staatliches oder kassenbasiertes Aufklärungstool, um Patienten im Vorfeld zu triagieren und ihnen den für sie passenden Anlaufpunkt zu nennen. Die Patientin berichtet, dass die Ibuprofen, die sie vom KV-Arzt erhalten habe keine Linderung bringen. Vorerkrankungen, Voroperationen und Medikation werden verneint. Digitalisierung kann Leben retten Spricht man zu Ärzten und Ärztinnen über Digitalisierung blickt man meist in genervte Gesichter. Weil der aktuelle Stand der Digitalisierung im Gesundheitssystem Nerven kostet, und wenig Ausblick auf wirkliche Verbesserung besteht. Warum es umso wichtiger ist die Herausforderung anzugehen an einem (von vielen konkreten) Beispielen mit digitalen Lösungen: Eine 60-jährige Patientin kommt mit Rückenschmerzen am Sonntag morgen in die Notaufnahme. Sie war bereits am Vortag beim KV-Arzt in der kassenärztlichen Notdienstpraxis, weswegen sie nach dem Triage Prinzip nun für die Notaufnahme vorgesehen ist.

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Ludwig

10xD Ökonomie, Recht und Medizin Wenn unser Gesundheitssystem endlich eine sinnvolle und nutzendenoriente Digitalisierung bereitstellt, haben Ärztinnen wieder Zeit Patienten zu behandeln. Und das nicht nur nach ihrem besten Vermögen sondern auch der aktuellen Zeit angepasst mit bestmöglichster Sicherheit, Komfort und Individualität. Dr. Johanna Ludwig Fachärztin Unfallchirurgie, MSc. Surgical Science and Practice Gründerin >< Der KV-Arzt hat adäquat nach der Leitlinie Rückenschmerzen therapiert. Basierend auf den Informationen die ihm nach der kurzen Zeit, die er pro Patientin zur Verfügung hat. Versagt hat das System, dass ihn eigentlich unterstützen soll und rein technisch längst auf dem Stand dazu wäre. Der Fachkräftemangel nimmt zu, die Erwartungen von Patientinnen werden (zu Recht) größer und die Zeit für Patientenbehandlung wird knapper – auf Grund einer Fehlverteilung. Im CT sieht man die einliegende Gefäßprothese mit einem umspülten Blutsaum, um zu entscheiden, ob dies neu aufgetreten oder bereits nach Implantation weiterhin zu sehen war, wird ein Vergleich mit dem Vor-CT benötigt. Die vorbehandelnde Klinik ist nicht an das Radiologische Austauschprogramm angeschlossen, somit muss eine CD mit den Bildern mittels Taxi dorthin übermittelt werden. Ergebnis: Es handelt sich um eine Undichtigkeit der Prothese, die Patientin wird kreislaufstabil notfallmäßig verlegt in die vorbehandelnde Gefäßchirurgie verlegt. Mögliche Digitale Lösung • Eine individuelle Empfehlung, die der Patientin von Anfang an empfiehlt sich initial schon in der behandelnden Klinik vorzustellen. • Eine digitale Patientenakte, die es ermöglicht Vorbefunde und Vorbilder einzusehen. Am nächsten Tag ruft die Tochter der Patientin an. Sie ist ärztliche Kollegin und berichtet, dass ihre Mutter letzte Nacht im Krankenhaus verstorben sei. Sie fragt, ob der KV-Arzt nicht hätte, anders reagieren müssen.

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Susanne Reger-Tan

>> Der digitale Fortschritt ist da. <<

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Reger-Tan

Fachkräftemangel Das 10x Problem im Gesundheitswesen Derzeit endet diese Art der Diabetesversorgung jedoch an der Türschwelle eines Krankenhauses auf, denn die Nutzung der technischen Hilfsmittel ist nicht explizit für die stationäre Versorgung zugelassen und zudem fehlt häufig die entsprechende Fachexpertise eines versierten Diabetesteams. Dabei ist eine Kontinuität guter Diabetesversorgung für die Gesundheit des betroffenen Menschen mit Diabetes kritisch. Vier von 10 Menschen, die sich für eine Behandlung ins Krankenhaus begeben, bringen die Diagnose Diabetes mit. Dieses Zusatzgepäck beeinflusst den weiteren Krankheitsverlauf beträchtlich mit einem Plus von 2 Tagen Aufenthalt und einer doppelt hohen Rate an Krankenhaus-Infektionen. 1 von 4 Menschen mit Diabetes wird nicht als solcher identifiziert, erhält nur in 1 von 10 Fällen eine Versorgung durch Diabetes-Experten und in der Hälfte der Fälle eine inkorrekte Diabetestherapie. Sowohl Patient:innen als auch medizinisches Personal sind mit der bisherigen Diabetesversorgung unzufrieden. Das eine Optimierung der Versorgungsqualität, die diese Menschen mit hohem Risiko verdienen, gelingen kann, zeigt sich im Smart Hospital Universitätsmedizin Essen. SmartDiabetesCare ist ein Konzept des digitalisierten in- hospitalen Diabetesmanagements, das den zu Verfügung stehenden technischen Fortschritt ganzheitlich in den Versorgungsprozess von Menschen mit Diabetes zusammenführt. Am Aufnahmetag werden auf das Vorliegen eines Diabetes systematisch gescreent. So fallen auch Menschen mit milder oder bisher Smarte Diabetesversorgung: ein Anrecht auf die bestmögliche Versorgung Diabetes gehört zu den Top 4 der nicht-übertragbaren Erkrankungen, die relevant Gesundheit, Lebensqualität und Lebenserwartung der Bevölkerung einschränken und für die die WHO uns aufgerufen hat, Strategien zur Problemlösung zu entwickeln. Diabetes ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie digitaler Fortschritt in der Medizin Menschen dabei unterstützen kann, besser und einfacher mit chronischen Erkrankungen umzugehen. Menschen mit Diabetes müssen alltäglich im Rahmen des Diabetesmanagements eine hohe Belastung hinnehmen und Therapieentscheidungen allein treffen. Digitale Technologie wie kontinuierliche Glukosemonitorsysteme oder Algorithmus-unterstützte Insulinpumpen liefern ein Plus an Informationen, warnen vor lebensbedrohlichen Situationen, teilen Daten mit Familienangehörigen, reduzieren Management- bedingte Belastung und helfen, die richtige Therapie zu wählen. In der ambulanten Versorgung sind diese digitalen Hilfsmittel etabliert und ihr Nutzen zur Glukosekontrolle, Steigerung der Lebensqualität und Verhinderung von lebensbedrohlichen Notfällen aber auch Arbeitsausfällen ist gut belegt.

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10xD Ökonomie, Recht und Medizin Menschen mit Diabetes haben ein Anrecht darauf, dass wir ihre besondere Situation im Krankenhaus gewahr sind und Ihnen Diabetesmanagement auf höchstem Niveau anbieten. Das zukünftige Entwicklungspotential digitaler in-hospitaler Diabetesversorgung ist riesig. Wir werden neue Generationen von Multimetabolit-Sensoren und connected Insulinpens einsetzen können. Die strukturierte Ausleitung der Daten in einen Datensee wird Basis AI-basierter individualisierter Präzisionsmedizin. Der digitale Fortschritt ist da. Wir müssen nur die Barriere zwischen ambulanter und stationärer Versorgung abbauen und offen für Innovationen sein. Für mehr Gesundheit, Sicherheit, Ressourcenschonung und Behandlungs-Zufriedenheit. Gleichberechtige Teilhabe an guter medizinischer Versorgung ist ein wesentlicher Pfeiler unserer Versorgungsqualität – Zeit zu handeln. Prof. Dr. med. Susanne Reger-Tan Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, Universitätsmedizin Essen >< Gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie waren die Vorzüge dieser innovativen Art der Diabetesversorgung eklatant offensichtlich. Wir konnten für eine Vielzahl an Patient:innen mit nur wenig Personal Versorgungsqualität aufrechterhalten, unnötige Patient:innen-Kontakte reduzieren, medizinisches Personal entlasten und wertvolle Ressourcen wie Schutzkleidung einsparen. SmartDiabetesCare visualisiert den relevanten Einfluss von Diabetes, aber auch milden Glukosestörungen wie Prädiabetes auf die Gesundheit und bietet zugleich die Chance, unserer Patient:innen vor vermeidbaren Risiken zu schützen. unerkannte Glukosestörungen auf. Die durch einen Algorithmus identifizierten Fälle werden der Station und dem Diabetesteam automatisiert mitgeteilt und die nächsten Behandlungsschritte gewährleistet. Das Diabetesteam nimmt proaktiv und zeitnah über ein cloudbasiertes Datenmanagement an der Versorgung der Diabetes-betroffenen Patient:innen bis zum Tag der Entlassung teil und entlastet auf diese Weise das medizinische Fachpersonal. Die Glukoseüberwachung erfolgt kontinuierlich mit Hilfe von Gewebesensoren, die 1440 Glukosewerte pro Tag inkl. Voraussagen in die Zukunft in Echtzeit mit dem Pflege- als auch dem Diabetesteam teilen. Die intrahospitale Kontinuität der Diabetes-Versorgung ist damit stets gewährleistet, egal ob sich der/ die Patient:in gerade auf Station, in Untersuchungen, im Operationssaal oder auf der Intensivstation befindet. Auch in der Nacht werden lebensbedrohliche Glukosewerte unmittelbar weitergeleitet, so dass zeitnahe Hilfe erfolgen kann.

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Biermann

DER SMARTE PATIENT oder Patienten helfen Patienten Mein Name ist Michael, 57 Jahre jung, verheiratet seit 31 Jahren mit derselben Frau und ich habe zwei erwachsene Töchter im Alter von 27 und 29 Jahren. Beruflich bin ich in der Tourismusbranche bei dem größten, unabhängigen und inhabergeführten Touristik- Vertriebsunternehmen Europas als Führungskraft tätig. Alles mit meiner Erkrankung begann im Jahr 2015. Nachdem ich mehrmals während der Arbeit plötzlich zusammenbrach, wurde ich in das Schlaflabor von der Ruhrlandklinik in Essen eingewiesen. Dort stellte man fest das ich neben Schlafapnoe (Atemaussetzer während des Schlafs) zusätzlich am Restless-Legs-Syndrom (unkontrollierbarer Bewegungsdrang der Beine) sowie an einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung leide. Letztes ist für meine Frau nicht gerade angenehm, da wenn andere gesunde Menschen in die Tiefschlafphase kommen und sich bei diesen alle Muskeln entspannen, werde ich aktiv. Trete und schlage um mich, führe laute Gespräche oder fange an zu singen. Natürlich kann ich mich morgens an nichts erinnern. Nach mehreren Monaten im Krankenhaus, wurde ich so medikamentös eingestellt, dass ich wieder arbeitsfähig war und heute trotz vieler Medikamente ein sehr schönes Leben führen darf. Gleich zu Beginn meiner Erkrankungen habe ich mich der Selbsthilfe Schlafapnoe in Essen e.V. angeschlossen, die ich heute als erster Vorsitzender leiten darf. Daneben engagiere ich mich im Arbeitskreis Selbsthilfen Schlafapnoe in Deutschland, bin Mitglied der wissen- schaftlich-medizinischen Fachgesellschaft für Schlaf- forschung und Schlafmedizin. Natürlich wollte ich immer für mich die bestmögliche Therapie haben, daher habe ich sehr frühzeitig die Vorteile der Telemedizin erkannt und mich freiwillig dieser angeschlossen. Wenn ich nachts mit meinem APAP-Gerät schlafe, damit ich keine Atemaussetzer mehr habe, werden diese Daten jeden Morgen vollautomatisch an den Medizinprodukthersteller geliefert und ausgewertet. Sollten hier Auffälligkeiten sein, werde ich sofort angerufen und informiert. Eine bessere und sichere Überwachung der Therapie gibt es nicht und führt auch dazu das ich besser und mit einem sicheren Gefühl schlafen darf. Aber die Telemedizin bietet noch mehr Vorteile für uns Patienten. Heute setze ich mich stark dafür ein das bereits die Vorteile der Telemedizin bei der Diagnostik eingesetzt wird. Aktuell gibt es in den Schlaflaboren lange Wartezeiten, dieses könnte mit der Hilfe der Telemedizin jedoch direkt zu Hause in der gewohnten Umgebung stattfinden. Diese

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Biermann

würde die Wartezeiten und den Leidensweg für viele Patienten erheblich verkürzen, was zu weniger Krankmeldungen und Arbeitsausfällen führt. Patienten müssen deutlich seltener ins Krankenhaus, Therapieprobleme werden schneller erkannt und können entsprechend behandelt werden. Bei Bedarf ist eine Therapieanpassung per Fernzugriff möglich ohne großen Zeitaufwand für mich. Studien haben gezeigt, dass durch die Telemedizin deutlich weniger Therapieabbrüche stattfinden. In anderen Ländern, wie z.B. in Frankreich ist die Telemedizin in vielen Bereich seit vielen Jahren bereits Standard. Während der Pandemie durften Ärzte Videosprechstunden nutzen und auch abrechnen. Hier zeigte sich das in vielen Bereichen die Telemedizin eingesetzt werden kann. Kinder mit Masern oder anderen Hautkrankheiten brauchten nicht in eine Praxis und konnten somit andere nicht anstecken, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen. Die Telemedizin bietet weitere Möglichkeiten und Komfort für die Patienten. Durch die Nutzung von medizinischen Apps werden bereits heute vielen Pati- enten fachlich und einfach bei diversen Erkrankungen geholfen. Herzpatienten, Diabetiker, Sehschulungen für Kinder, Tinnitus, um nur einige zu nennen. Einige Apps gibt es schon heute auf Rezept und werden von den Krankenkassen übernommen. Für mich persönlich wird die Zukunft ohne Telemedizin nicht auskommen und uns Patienten vieles erleichtern. Daher setze ich mich sehr gerne dafür ein. Michael Biermann Vorsitzender I Selbsthilfe Schlafapnoe in Essen e.V. ><

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