02-2015 D

Unterricht Netzwerk

Missiologie in der Frankophonie

Frankophone Länder in Afrika

Staaten, deren Amtssprache nicht Französisch ist, die aber der Internationalen Organisation der Frankophonie beigetreten sind.

Im französischsprachigen Afrika sind Master- und Dok- torprogramme mit Tränen und Entbehrungen verbun- den. Im französischsprachigen Europa werden die ers- ten Früchte sichtbar. Was bringt das Jahr 2015? „Im Auto vor uns wurden Menschen lebendig verbrannt, neben uns junge Studierende mit der Machete getötet. Wir standen im Stau, umgeben von einer ausser sich geratenen Menschenmenge“, so beschrieben die Studierenden von Hannes Wiher ihre Flucht vom Campus der theologischen Fakultät in Bangui (Zentralafrikanische Republik) an den Flughafen. „Ein junger Mann in der Menschenmenge sah meinen Pastorenkragen und lotste uns durch die Mache- ten schwingende Menge, während das Töten um uns her- umweiterging. Ich sass auf dem Sitz vorne rechts und hatte unsere fünfjährige Tochter auf meinen Knien. Sie sah alles!“ Tränen und Entbehrungen bei der Verlegung des Campus der FATEB Im Februar 2014 wurden alle Master- und Doktorkurse der theologischen Fakultät in Bangui (FATEB) nach Yaoundé, Kamerun, transferiert. Dort sind zurzeit fünfzehn Master- studierende und fünf Doktoranden in Missionswissen- schaft eingeschrieben. ImMai und im Dezember unterrich- tete Hannes Wiher (im Mai zusammen mit Walter Rapold) Master- und Doktorandenkurse. Die Hälfte der Kursarbei- ten drehte sich um die Themen„Versöhnung“ und„Trauma- bewältigung“. Es gibt viel zu verarbeiten! Aber die Traumatisierung geht weiter. Verschiedene Stu- denten und Studentinnen haben Ehepartner und Kinder in Bangui zurückgelassen. Hut ab vor solchem Mut! In Bangui ist nur scheinbar Ruhe. Der Aufbau des Landes und die Ver- söhnung lassen auf sich warten. Am neuen Ort, inYaoundé, wohnen sie in Zimmern ohne Stuhl und Tisch, mit gerade mal mit einem Bett, den alten Laptop auf den Knien. Die Fa- kultät, die Professoren und Studierenden sind inWohnhäu- sern eingemietet. Yaoundé ist teurer als Bangui. Es mangelt überall an Geld. Deshalb werden die Kosten an die Profes- soren und Studierenden abgeschoben. Mit Tränen in den Augen kamen letztere zu mir, da sie nicht mehr wussten, wie sie überleben sollten.

Übergabe von Verantwortung im

Netzwerk für evangelikale

Missiologen Ende 2013 konnte Hannes die Organisation der halbjährli- chen Treffen des Netzwerks an denVize-Koordinator McTair Wall, einen Karibik-Kanadier, abgeben. Er übernahm auch die ganze Kommunikation, das heisst die Internetseite (www.missiologie.net), die digitale Zeitschrift „Missiologie évangélique“ und den Newsletter. Im November 2014 folg- te die Übergabe der Verantwortung für die Publikationen des Netzwerks, samt Administration und Finanzen. Damit ist für Hannes ein langjähriges Gebetsanliegen erhört wor- den: Die lang ersehnte Entlastung ist spürbar. Allerdings braucht das Coaching des Nachfolgers vorderhand Energie und Zeit. Wie geht es weiter? Damit hat sich Hannes, ausser im Unterricht, weitgehend ins zweite Glied zurückgezogen. Es gilt nun, die Nachfolger mit Rat und Tat zu begleiten und die Doktoranden (fünf in Afrika, zwei in Paris) auf Qualität zu trimmen. Neu wird zu- sammen mit der welschen Evangelischen Allianz (Réseau évangélique) und einem jungen Madagassen, Nirine Jo- nah, ein Ableger des Netzwerks in der welschen Schweiz gestartet. Einzelne Einsätze an einer missionswissenschaft- lichen Fakultät in Kinshasa (Kongo DRC) und einer Fakultät im Ostkongo komplettieren die Palette.

Dr. Hannes WIHER: Verantwortlicher für die Förderung der Missiologie in der Frankophonie

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