IJAB Journal 1/2021: Internationer Austausch und Corona

Im Fokus: Internationaler Austausch unter Coronabedingungen

„Machen, was möglich ist“

Wie wirkt sich die Pandemie auf die Arbeit der Träger internationaler Begegnungen in der Praxis konkret aus und wie gestalten sich Jugendbegegnungen unter Pandemiebedingungen? Markus Krajc vom Landesjugendring Schleswig-Holstein gibt dazu Einblicke.

Markus Krajc

D ie Corona-Pandemie beeinflusste die internationale Arbeit in den Jah- ren 2020 und 2021 stark, so auch beim Landesjugendring Schleswig-Holstein. Der letzte Austausch vor Beginn des Lockdowns fand im März 2020 statt. Im Sommer und Frühherbst 2021 führte der Landesjugendring wieder drei internati- onale Jugendbegegnungen in Deutsch- land und Finnland durch. Die Erkenntnis und das Ergebnis daraus: Jugendbegeg- nungen sind auch in Pandemiezeiten möglich, sind aber in der Vorbereitung und Durchführung aufwändiger. Die Erfahrungen und Herausforderungen lassen sich anhand folgender Punkte darstellen: Internationale Partnerstrukturen Es hat sich gezeigt, dass die Zusammen- arbeit mit erfahrenen Partner*innen, mit denen bereits zusammengearbei- tet wurde, deutlich einfacher und auch verlässlicher ist. Neue Partner*innen zu gewinnen war hingegen fast unmöglich oder mit großen Schwierigkeiten ver- bunden, weil die Unsicherheit bei vielen Organisationen sehr groß war. Darüber hinaus gab es solche, die finanziell große Einbußen hatten und ihre Aktivitäten re- duzieren mussten. Organisatorische Rahmenbedingungen Die Organisation der Jugendbegegnun- gen gestaltete sich deutlich aufwän- diger. Im Vorfeld mussten fast täglich das Infektionsgeschehen und die damit verbundenen Einreisebestimmungen geprüft werden. Zudem gab und gibt es zusätzliche Registrierungsverfahren, die alle Teilnehmer*innen durchlaufen müssen. Hinzu kommt das Einholen von Einverständniserklärungen, das zeitin- tensiver war, weil Eltern zum Teil unsi- cher waren und viele Fragen hatten. Die Kontrolle von Impfnachweisen und das

Finanzen Finanziell hat sich gezeigt, dass die Kos- ten für internationale Jugendarbeit deut- lich anstiegen, da insbesondere Flugrei- sen, aber auch Reisen mit allen anderen Verkehrsmitteln sich verteuerten. Fazit Die Praxis der Internationalen Jugendar- beit funktioniert (wieder), hat sich aber im Laufe der Pandemie verändert. Sie ist komplizierter geworden und der organi- satorische Aufwand hat zugenommen. Gewohnte Praktiken mussten reflektiert und verändert werden. Dies stellt ganz neue Herausforderungen an die Mitarbeiter*innen in der Interna- tionalen Jugendarbeit, sowohl organi- satorisch als auch inhaltlich. Es zeigte sich aber auch, dass das Bedürfnis nach Begegnung, Austausch und Vernetzung ungebrochen ist und dass sich letztlich die Anstrengungen lohnen.

Testen von Teilnehmer*innen sind zu einem festen Bestandteil der Austau- sche geworden. Hinzu kam der Umgang mit Erkältungssymptomen während der Maßnahme. Dies erforderte eine klare Kommunikation vor der Maßnahme über die Bedingungen und Reise- bzw. Hygie- nebestimmungen. Teilnehmer*innen Das Interesse der Teilnehmer*innen war sehr groß und viele Interessent*innen meldeten sich zu den Veranstaltungen an. Wir stellten jedoch fest, dass die Ver- bindlichkeit schwankend war. Vor dem Hintergrund steigender Inzidenzwerte kam es nicht selten zu „Vorratsanmel- dungen“, indem Teilnehmer*innen sich für eine Vielzahl von Maßnahmen an- meldeten, weil sie davon ausgingen, dass nicht alle Maßnahmen stattfinden konnten. Als doch viele Maßnahmen möglich wurden, meldeten sie sich dann oftmals wieder ab. Vorbereitung und Programm Die Vorbereitung von internationa- len Jugendbegegnungen hat durch die Corona-Pandemie an Qualität gewon- nen, da der Kontakt zu den meisten Partner*innen, insbesondere bereits bekannten Partner*innen, intensiver war. Es gab auch mehr Möglichkeiten zu einer digitalen Vorbereitung mit den Teilnehmer*innen. Dadurch hatten Teilnehmer*innen mehr Möglichkeiten, das Programm bereits im Vorwege mit- zugestalten und das vorherige Kennen- lernen verbesserte den Gruppenprozess. Bezogen auf das Programm war deutlich mehr Kreativität und Flexibilität nötig, da aufgrund der Inzidenz Besuche bei Institutionen kurzfristig abgesagt wur- den und das Programm dementspre- chend verändert werden musste.

Kontakt: Markus Krajc Referent Internationale Jugendarbeit Landesjugendring Schleswig-Holstein e. V. markus.krajc@ljrsh.de

10 IJAB journal 2/21 10 IJAB journal 2/1218

Made with FlippingBook - Online catalogs