IJAB Journal 1/2021: Internationer Austausch und Corona

Diagramm 2: „Insgesamt gesehen und unter Einbeziehung aller Corona-bezogenen finanziellen Unterstützung, wie stark hat das Budget für Youth Work bisher gelitten?“ in %

Diagramm 1: „Hat die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die eigene Jugendarbeit?“ in %

72,4

70,2

80

80

Lokal International

Lokal International

57,0

51,9

60

60

44,9

32,3

40

40

23,3

21,1

20

20

8,8

8,6

4,3

3,7

2,2

0,0

0

0

Keine

Leichte Moderate Starke

Gesunken

Gestiegen

Gleich geblieben

lich Engagierten. Im Herbst 2020 gaben 25 % der befragten Jugendarbeiter*innen an, dass die Anzahl der bezahlten Fach- kräfte in ihrem Team gesunken ist, und weitere knapp 30 % nannten Arbeits- zeitkürzungen. Bei 48 % sank die Anzahl der ehrenamtlich Aktiven, und bei 53 % ging das Zeitkontingent für ehrenamtli- ches Engagement zurück. Internationale Jugendarbeit ist besonders stark von Corona betroffen Ganz wesentlich ist der differenzierte Blick auf die unterschiedlichen Kontexte und Realitäten von Youth Work. Dazu gehört die Erkenntnis, dass in Ländern und Regionen, in denen Jugendarbeit strukturell nicht oder wenig verankert ist, die Folgen der Pandemie und Krise wesentlich schneller und stärker zu spüren waren. Es zählt aber auch die Er- kenntnis dazu, dass europaweit Akteure der Internationalen Jugendarbeit sehr viel stärker betroffen sind als Akteure der lokalen Jugendarbeit. Die folgende Tabelle zeigt diesen Unterschied mit Blick auf die generelle Einschätzung der Auswirkungen (Diagramm 1). Ein zweiter Blick offenbart auch Unterschiede in den budgetären Auswirkungen (Diagramm 2).

Die hier beispielhaft aufgezeigten Aus- wirkungen kann man getrost als eine Schockwelle für das Arbeitsfeld be- zeichnen – eine Welle, die für Akteure der Internationalen Jugendarbeit um ei- niges schneller und tiefgreifender spür- bar ist. Und auch wenn Deutschland zu den Ländern gehört, in denen Jugend- arbeit vergleichsweise gut etabliert ist und relativ kontinuierlich gefördert wird, ist zum einen auch hierzulande die Abhängigkeit von Projektförderung viel zu groß – vor allem aber lebt Inter- nationale Jugendarbeit ganz wesentlich von Partnerschaften mit anderen Orga- nisationen. Das bedeutet, dass nichts weniger als die Handlungsfähigkeit der Internationalen Jugendarbeit zur Dispo- sition steht.

haben, wird dieses Ausprobieren und das Durchhalten insgesamt begrüßt – wenn auch spürbar wird, dass der Bereich nach wie vor mit Ungewissheit konfrontiert ist und es noch deutliches Verbesse- rungspotenzial gibt (Tabelle 2). Youth Work schafft es allen Widrigkeiten zum Trotz, jungen Menschen durch diese Pandemie zu helfen – aber die Vorstel- lung, wie viel stärker Youth Work in die- sem Krisenmoment hätte sein können, frustriert. Denn die Corona-Pandemie hat Jugendarbeit nicht nur in eine sub- stanzielle Krise gestürzt, sondern auch die systemische Anfälligkeit von Youth Work-Strukturen in ganz Europa offen- gelegt. Es gilt also nicht nur, Jugendarbeit mit zielgerichteter, dezidierter und großzü- giger Unterstützung nach der Corona- Pandemie und -Krise wieder auf die Beine zu helfen, sondern im selben Zuge auch den gesamten Bereich in ganz Eu- ropa krisenfester zu machen. Eine Mög- lichkeit, diese doppelte Herausforderung anzugehen, bietet die geplante „Youth Work Recovery Conference“, die im Frühjahr 2022 stattfinden soll.

Herausforderungen werden angenommen

Mit diesen Szenarien im Hinterkopf ist es umso ermutigender, wie kreativ und engagiert Jugendarbeit in all seinen Fa- cetten die vielfältigen Herausforderun- gen annimmt und neue Tools, Formate, Räume und Methoden ausprobiert. Aus Sicht junger Menschen, die in Youth Work involviert sind und die wir befragt

Tabelle 2: „Subjektiv im eigenen Kontext betrachtet, wie gut hat Youth Work auf die Krise reagiert?”

Kontakt: Andreas Karsten RAY Forschungskoordination (Wien) andreas@researchyouth.net

Juni 2020 Nov. 2020

… hat sehr adäquat reagiert

29,0 % 20,8 %

… hat relativ adäquat reagiert

40,2 % 41,7 %

… hat wenig adäquat reagiert

21,5 % 20,8 %

… hat sehr unadäquat reagiert

9,3 % 16,7 %

IJAB journal 2/21

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