IJAB Journal 1/2021: Internationer Austausch und Corona

Im Fokus: Internationaler Austausch unter Coronabedingungen

Nachgefragt

Die Träger der Internationalen Jugendarbeit haben mit viel Kreativität, Engagement, neuen und angepassten internationalen Formaten auf die Herausforderungen der Pandemie reagiert. Mittlerweile ist die Pandemiesituation nicht mehr neu, sondern bestimmt den „neuen Alltag“. Wir haben fünf bundesweit tätige Trägerorganisationen befragt, die unterschiedliche inter­ nationale Austausch- und Begegnungsformate repräsentieren:

Wie geht Ihre Organisation mit den bestehenden Herausforderungen um? Mit welcher Strategie für Ihre internationalen Formate gehen Sie in die Zukunft?

Internationale Austauschprojekte gehö- ren zum Kerngeschäft der aej als Dach- verband der Evangelischen Jugend in Deutschland. Die Zusammenarbeit mit unseren ökumenischen und anderen Partnern rund um den Globus ist sat- zungsgemäßer Zweck unserer Arbeit und gehört zur raison d’être unserer Arbeits- gemeinschaft. In der Wahrnehmung die- ses Auftrags erweisen sich die evange- lischen Träger traditionell sturmerprobt und unverzagt, sei es im Austausch mit autoritären Regimen wie einst in der DDR und in der Sowjetunion oder heute in Belarus und der Volksrepublik China, sei es in Gebieten mit besonderen Si- cherheitsbedürfnissen wie bei Projekten im Heiligen Land. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die internationale Ju- gendarbeit der aej als Ganzes die har- ten Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie nach den ersten Verunsicherungen mit bemerkenswer- ter Elastizität aufnimmt. Ungeachtet der Enttäuschung über eingeschränkte Möglichkeiten grenzüberschreitender Begegnungen in physischer Präsenz werden die längerfristigen Beziehungen zwischen Jugendgruppen und Einrich- tungen vielfältig fortgeführt und neue Mittel dafür erprobt. Zur Unterstützung der Träger im In- und Ausland orga- nisierte Bildungsangebote vermitteln neben technologischen auch psycholo- gische Ressourcen, die die Resilienz in der Krise erhöhen. Im ersten Coronajahr

organisiert die aej kurzfristig die sehr erfolgreiche Sommerkampagne #zu- kunftsrelevant, die neben der Positio- nierung der Interessen von Kindern und Jugendlichen im nationalen politischen Diskurs positive Beispiele und kreative Aktionen von der lokalen bis zur interna- tionalen Arbeit sichtbar macht. Mit fort- schreitender Dauer werden die Angebote spezialisiert – von digitalisierten KJP- Zielvereinbarungsgesprächen und neuen Coachingangeboten für Einsteiger*innen über hybride Austauschformate der syn- chronen und asynchronen Begegnung bis hin zu einer eigenen theaterpädago- gischen Schulung, die dem Transfer von Emotion, Geselligkeit und Körperlichkeit in Videokonferenzen dient. Inhaltlich tritt die Bedeutung von Medienkompe- tenz und Demokratiebildung in der De- batte um Infektionsschutz und Bürger- rechte auch im internationalen Diskurs neu ins Licht. Die folgenden Jahre werden gleichzeitig vom quantitativen Wiederaufbau der Austauscharbeit wie von einem Quali- tätsschub gekennzeichnet sein, der auf den hinzugewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen fußt. Maßgeblich muss dafür die Solidarität mit den am stärks- ten betroffenen Partnerländern sein, die teils auch über längere Erfahrungen mit Pandemiefolgen verfügen. Passend zur neuen Normalität müssen auch die vo- rübergehenden Ausnahmeregelungen in der Förderung als neue Standards ver- stetigt werden.

Dirk Thesenvitz Referent für deutsch-französische und internationale / ökumenische Jugendarbeit bei der aej | Arbeits­ gemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. dirk.thesenvitz@evangelische-jugend.de

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