Was ist Internationale Jugendarbeit?

#Bildung #Vielfalt #Teilhabe Die Broschüre erklärt auf 16 Seiten das wichtigste Grundwissen über Ziele, Zielgruppen, Formate und Finanzierung Internationaler Jugendarbeit und ihren Nutzen für Kinder, Jugendliche, Fachkräfte und die Gesellschaft.

Internationale Jugendarbeit

# BILDUNG # VIELFALT # TEILHABE

IMPRESSUM

IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Tel. +49 (0)228-95 06-0 E-Mail: info@ijab.de www.ijab.de

Verantwortlich: Marie-Luise Dreber

Autor(inn)en: Dr. Helle Becker, Kerstin Giebel, Dr. Dirk Hänisch, Christian Herrmann, Daniel Poli, Svenja Schumacher, Bettina Wissing

Druck: Druckhaus Süd, Köln

Gestaltung: blickpunkt x, Köln

Fotos: S. 1, 6, 8, 9, 13/Christian Herrmann, IJAB; S.: 3/inkje, photocase.de; S. 4, 10/SCI Deutscher Zweig e.V.; S. 15/Edu Van Gelder unter CC 2.0

Gefördert vom

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// INHALT

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WAS IST INTERNATIONALE JUGENDARBEIT?

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ZIELE UND THEMEN INTERNATIONALER JUGENDARBEIT

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INTERNATIONALE JUGENDARBEIT WIRKT …

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AN WEN RICHTET SICH INTERNATIONALE JUGENDARBEIT?

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ANGEBOTE DER INTERNATIONALEN JUGENDARBEIT

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FINANZIERUNG INTERNATIONALER JUGENDARBEIT

# BILDUNG # VIELFALT # TEILHABE

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WENN SICH JUNGE MENSCHEN ÜBER LÄNDERGRENZEN HINWEG FREIWILLIG UND SELBSTBESTIMMT BEGEGNEN, DABEI ETWAS LERNEN UND PÄDAGOGISCH BEGLEITET WERDEN, DANN IST DAS INTERNATIONALE JUGENDARBEIT.

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WAS IST INTERNATIONALE JUGENDARBEIT?

J edes Jahr gehen Hunderttausende junger Menschen ins Ausland, um fremde Menschen und deren Alltag kennenzulernen, etwas gemeinsam zu unternehmen oder mit anderen in gemeinnützigen Projekten zu arbeiten. Etwa ebenso viele kommen im Gegenzug mit demselben Ziel aus dem Ausland nach Deutschland. Sie tun dies frei- willig, unentgeltlich, in ihrer Freizeit und zumeist außer- halb von Schule oder Berufsausbildung. Die internationa- len Erfahrungen, die dabei gemacht werden, leisten einen wichtigen Beitrag zur Bildung junger Menschen. Das Spektrum solcher Auslandsaufenthalte ist groß. Kin- der, Jugendliche und junge Erwachsene können entweder allein als Einzelperson oder in einer Gruppe teilnehmen. Bei einer Jugendbegegnung in Polen lernen sie verstehen, wie unsere Nachbarn leben; bei einem Freiwilligendienst in Brasilien können sie Kindern Deutsch beibringen und spü- ren, wie sie sich während des Aufenthalts selbst verändern; beim gemeinsamen Arbeiten an einem Baudenkmal lernen sie etwas über Geschichte und leisten einen Beitrag zum Erhalt des gemeinsamen Kulturerbes.

spezialisierte Organisationen, Kirchen oder Städte und Gemeinden sein. Finanziert werden die Angebote von der Europäischen Union, Bund, Ländern und Kommunen und durch Teilnehmerbeiträge und Spenden. Internationale Jugendarbeit gehört zur Kinder- und Ju- gendhilfe und ist im Sozialgesetzbuch VIII (Kinder- und Ju- gendhilfegesetz) der Bundesrepublik Deutschland gesetz- lich verankert. Internationale Jugendarbeit arbeitet daher auch nach den Grundsätzen der Kinder- und Jugendhilfe. Sie ist ein eigenes Feld, in dem haupt- und ehrenamtlich Engagierte Angebote für alle jungen Menschen – also auch sozial- und bildungsbenachteiligte – machen. Die Angebo- te Internationaler Jugendarbeit richten sich an den Erfor- dernissen junger Menschen und aktuellen gesellschaftli- chen Herausforderungen aus. Die Angebote werden pädagogisch gestaltet und begleitet. Sie fördern die Entwicklung der Persönlichkeit, die Teilhabe an der Gesellschaft und bürgerschaftliches Engagement. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gestalten die Aktivitäten selbstbestimmt mit, sie bringen ihre Interessen und Stärken ein, sie lernen, mit neuen Situationen umzu- gehen und Verantwortung zu übernehmen.

Anbieter solcher Auslandserfahrungen können Jugendor- ganisationen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit,

Über aktuelle Entwicklungen in der Internationalen Jugendarbeit berichten die Webseiten www.ijab.de und www.dija.de.

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THEATER, SPORT, MUSIK, TANZ,

VIDEOS, FOTOGRAFIE, POLITIK, GESCHICHTE, UMWELT UND BETEILIGUNG ...

ZIELE UND THEMEN INTERNATIONALER JUGENDARBEIT

A us der Konsequenz zweier Weltkriege entstand die Idee, dass internationaler Austausch und Begegnung von Jugendlichen der Aussöhnung, der Verständi- gung und einem positiven Bild Nachkriegsdeutschlands dienen. Internationale Jugendarbeit will daher den Respekt vor anderen Kulturen, Einblicke in die unterschiedlichen Le- bensweisen in und außerhalb Europas und die Aussöhnung mit Menschen in Ländern, deren Bevölkerung im 2. Welt- krieg Schreckliches angetan wurde, fördern. Diese Zielsetzungen lassen sich auch deutlich an Förder- strukturen und Organisationen ablesen. Verschiedene bi- laterale Kulturabkommen legen den Jugendaustausch als ein wichtiges Instrument der Außenpolitik fest. Daneben wurden ein Deutsch-Französisches und ein Deutsch-Pol- nisches Jugendwerk sowie bilaterale Koordinierungs- stellen für den Jugendaustausch mit Israel, Tschechien und Russland gegründet. Diese Organisationen sollen die Begegnungen zwischen deutschen Jugendlichen und Ju- gendlichen aus Ländern ehemaliger Kriegsgegner fördern. Die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden sowie der Kampf gegen alte und neue Formen des Antisemitismus

stehen im Mittelpunkt der deutsch-israelischen Koordi- nierungsstelle. Wichtig ist dabei das Prinzip der Gegen- seitigkeit, ein Jugendaustausch besteht immer aus einem Besuch und Rückbesuch der beteiligten Jugendgruppen. Darüber hinaus stehen in der Internationalen Jugendarbeit das interkulturelle Lernen und der Umgang mit Vielfalt im Mittelpunkt. Durch die zunehmende Globalisierung, Einwanderung und die politische und lebensweltliche Be- deutung der Europäischen Union wird es immer wichtiger, dass junge Menschen als Bürgerinnen und Bürger eines gemeinsamen Europas und einer kleiner werdenden Welt lernen, diese mitzugestalten und Verantwortung zu über- nehmen. Sie sollen Vorurteile hinterfragen, andere Gesell- schaftsmodelle, Kulturen und Religionen verstehen und ein kritisches Verständnis der eigenen politischen, kulturellen und religiösen Wurzeln entwickeln können. Dabei Lernen sie auch etwas über globale Zusammenhänge – beispiels- weise über das Verhältnis der reichen und armen Länder zueinander, über nachhaltiges Wirtschaften oder über die Herkunft und Produktionsbedingungen wichtiger Rohstof- fe und Lebensmittel. Junge Menschen müssen sich in einer

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IN DER INTERNATIONALEN JUGENDARBEIT STEHEN DAS INTERKULTURELLE LERNEN UND DER UMGANG MIT VIELFALT IM MITTELPUNKT.

in der EU oder in anderen Ländern? Welche kulturellen Vorlieben und Ausdrucksmittel haben andere Menschen? Warum sieht mein Nachbar die Geschichte anders als ich und wie können wir an einer gemeinsamen Zukunft arbei- ten? Theater, Sport, Musik, Tanz, Videos, Fotografie, Politik, Geschichte, Umwelt und Beteiligung geben Anlässe für Diskussionen, Planspiele, gemeinsame Projekte, kulturelle Aktivitäten oder Medienarbeit. Egal, was es ist, es darf und soll Spaß machen und bietet immer Stoff für gemeinsame und individuelle Erfahrungen.

durch Vielfalt und Internationalität bestimmten Gesell- schaft zurechtfinden und benötigen interkulturelle Kom- petenzen für ihre persönliche Entwicklung und berufliche Perspektiven. Die Themen, die in internationalen Austausch- und Be- gegnungsprogrammen bearbeitet werden, können sehr unterschiedlich sein und setzen an der Lebenswelt und an den Interessen junger Menschen an: Wie können Kon- flikte friedlich gelöst werden? Wie funktioniert die Politik

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INTERNATIONALE JUGENDARBEIT WIRKT …

… INDIVIDUELL W elche Wirkungen Internationale Jugendarbeit hat, wird seit einigen Jahren von Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftlern untersucht. Die Teilnahme an einer Begegnung fördert Selbstsicher- heit, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, soziale Kompe- tenz, Offenheit für neuartige Erfahrungen, interkulturelle Kompetenz und die Identitätsbildung. Bei Begegnungen und Workcamps wird gelernt, sich aktiv in eine Gruppe einzubringen, wodurch die Teamfähigkeit verbessert wird. Jugendliche vertiefen ihr Wissen über andere Gesellschaften und Kulturen und lernen, das Ver- halten von Menschen aus anderen Ländern zu verstehen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer kehren oft mit einer po- sitiven Grundhaltung dem Gastland gegenüber zurück und fühlen sich zu weiteren Auslandsaufenthalten ermutigt. Internationale Begegnungen führen häufig zu lange an- haltenden Kontakten zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Internationale Erfahrungen wirken sich auch positiv auf die beruflichen Perspektiven junger Menschen aus. Teil- nehmende erhalten durch Freiwilligendienste oder Ju- gendbegegnungen eine klarere Vorstellung von ihrem weiteren Bildungsweg. Fremdsprachenkompetenzen wer- den gestärkt, Hemmungen werden abgebaut, sich in einer Fremdsprache auszudrücken. Die besondere Lernsituation, die die Teilnehmenden bei Be- gegnungen oder im Austausch erleben und auch bewusst wahrnehmen, ergänzt Kenntnisse aus dem schulischen Be- reich, die dort kaum oder gar nicht zu vermitteln oder zu gewinnen sind. Fachleute nennen diese Lernerfahrungen, die außerhalb von Schule und Ausbildung insbesondere durch Perspektivwechsel und Reflexion gewonnen werden, „nicht-formale Lernerfahrungen“. Internationale Jugendarbeit wirkt auch im Umfeld der Teil- nehmerinnen und Teilnehmer an Austauschbegegnungen. Eltern beobachten persönliche Reifungsprozesse, Freunde werden oftmals motiviert, sich auch für internationale Er- fahrungen zu interessieren.

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BEGEGNUNGEN ZU EUROPABEZOGENEN THEMEN VERTIEFEN DAS EUROPAPOLITISCHE WISSEN UND DAS BEWUSSTSEIN JUNGER LEUTE FÜR DAS ZUSAMMENLEBEN IN EUROPA.

… FACHLICH

… GESELLSCHAFTLICH

Ob bei Jugendprojekten oder im internationalen Fach- kräfteaustausch, das Voneinanderlernen (Peer-Learning) schafft auch für Fachkräfte der Jugendarbeit sowie ihre Träger und Einrichtungen neue Erkenntnisse. Fachkräfte machen selbst interkulturelle Erfahrungen, lernen etwas über die anderen Länder und die Arbeit im Jugendbereich dort und erhalten neue Perspektiven für das eigene Ar- beitsgebiet. Der Fachkräfteaustausch fördert auch die interkulturelle Öffnung auf nationaler Ebene. Eine bessere Kenntnis sowie ein tieferes Verständnis für die Andersartigkeit sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Herkunftslän- der erleichtern beispielsweise die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten, jungen Flüchtlingen sowie Jugendlichen mit Einwanderungshintergrund.

Internationale Jugendarbeit trägt mit ihren Themen und durch ihren Begegnungscharakter zur Förderung von To- leranz und gegenseitigem Verständnis über Grenzen hin- weg bei. Sie stärkt durch die über Jahrzehnte gewachse- nen Netzwerke die Zivilgesellschaft und demokratischen Strukturen im In- und Ausland. Fachleute der Jugendarbeit ebenso wie die jungen Menschen sowie andere Beteilig- te engagieren sich mit der Internationalen Jugendarbeit für ein grenzüberschreitendes, demokratisches Miteinan- der. Begegnungen zu europabezogenen Themen vertiefen das europapolitische Wissen und das Bewusstsein junger Leute für das Zusammenleben in Europa. Sie leisten damit einen Beitrag zur Förderung einer aktiven, kundigen und kritischen europäischen Bürgerschaft. Internationale Be- gegnungen, bei denen Themen der Vergangenheit auf der Agenda stehen, tragen zum historisch-politischen Wissen und Bewusstsein junger Menschen bei.

Der Fachkräfteaustausch kann damit zur Weiterentwick- lung der Kinder- und Jugendhilfe beitragen.

Über die wichtigsten Studien und Veröffentlichungen zur Wirkung Internationaler Jugendarbeit informiert der Reader Internationale Jugendarbeit wirkt. http://bit.ly/1AkBNEw

Dieser Reader, herausgegeben von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugend- arbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. und dem Forscher-Praktiker-Dialog Internationale Jugendarbeit, ist eine überblicksartige Aufarbeitung und Zusam- menfassung aller Studien und Veröffentlichungen, die sich seit der Nachkriegszeit mit den Wirkungen und Einüssen internationaler Jugendbegegnungen und des internationalen Jugendaustausches auf die Einstellungen und persönliche Ent- wicklung der beteiligten Jugendlichen beschäftigten. Aus dem Inhalt: * Der Forscher-Praktiker-Dialog Internationale Jugendarbeit als Plattform der Forschung und des Austauschs * Von den Jahrbüchern zum Forum Jugendarbeit International: Quellen der Forschung * Forschungsstudien zu Wirkungen * Laufende Prozesse: Überblick auf Konzepte und aktuelle Diskussionen * Zukunftsaufgaben und Forschungslücken

Internationale Jugendarbeit wirkt FORSCHUNGSERGEBNISSE IM ÜBERBLICK

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Herausgeber:

ISBN 978-3-924053-56-7

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INTERNATIONALE JUGENDARBEIT RICHTET SICH AN ALLE JUNGEN MENSCHEN.

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AN WEN RICHTET SICH INTERNATIONALE JUGENDARBEIT?

D ie meisten Angebote der Internationalen Jugendar- beit richten sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 27 Jahren, da die entsprechenden Förderprogramme auf sie zugeschnitten sind. Da Angebote für Kinder immer beliebter werden, vor allem im grenznahen Austausch, gibt es Bestrebungen, Altersgrenzen herunterzusetzen. Manche Angebote im Ausland, bei denen Jugendliche selbstständig anreisen müssen, setzen Volljährigkeit voraus. An Angebo- ten, die nicht über Jugendprogramme gefördert werden, können manchmal auch Ältere teilnehmen. Internationale Jugendarbeit richtet sich grundsätzlich an alle jungen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer Bildung. Seit Jahren gibt es Bemühungen, die Inter- nationale Jugendarbeit auch für diejenigen leichter zu- gänglich zu machen, die von ihren Angeboten bisher nicht erreicht wurden. Das sind zum Beispiel Jugendliche aus Haupt- und Realschulen, im Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder mit individuellen Beeinträchtigungen.

Zur Zielgruppe Internationaler Jugendarbeit zählen auch Fachkräfte der Jugendarbeit sowie ehrenamtliche Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter in Vereinen und Verbänden. Sie lernen in internationalen Seminaren und Trainings, ein internationales Projekt durchzuführen und darin Verant- wortung zu übernehmen. Daneben gibt es den Fachaustausch für den gesamten Be- reich der Kinder- und Jugendhilfe. Dabei treffen sich Fach- kräfte aus einem Arbeitsbereich, um sich über Bedingun- gen, Konzepte und Methoden ihrer Arbeit auszutauschen So können sich deutsche Streetworker mit ihren Kollegin- nen und Kollegen in Finnland austauschen oder Mitarbei- ter einer Kindertagesstätte teilen ihre Erfahrungen mit Kolleginnen aus Frankreich. Die internationale Öffnung von Stadtverwaltungen, Vereinen und Verbänden zählt zur Organisationsentwicklung, die von vielen im zusammen- wachsenden Europa und in einer globalisierten Welt als Bereicherung wahrgenommen wird.

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ANGEBOTE DER INTERNATIONALEN JUGENDARBEIT

D ie Internationale Jugendarbeit bietet unterschiedli- che Möglichkeiten sich freiwillig, über Ländergren- zen hinweg zu engagieren. Dabei wird unterschie- den zwischen Kurz- und Langzeitformaten, Gruppen- und Individualprogrammen sowie Angeboten unter Beteiligung von zwei, drei oder mehreren Ländern. INTERNATIONALE JUGENDBEGEGNUNGEN Bei einer internationalen Jugendbegegnung treffen sich Gruppen von jungen Leuten aus verschiedenen Ländern. Sie leben für eine bestimmte Zeit zusammen, arbeiten an einem bestimmten Thema oder Projekt und teilen ihre Frei- zeitaktivitäten. Dabei stehen gegenseitiges Kennenlernen und der interkulturelle Austausch im Vordergrund. WORKCAMPS Bei einem Workcamp arbeiten Jugendliche in einer inter- nationalen Gruppe an einem gemeinnützigen Projekt, zum Beispiel im sozialen, kulturellen oder ökologischen Bereich für ca. 4 bis 6 Stunden pro Tag. Daneben gibt es ein ge- meinsames, meist selbstorganisiertes Freizeitprogramm. Die meisten Workcamps werden über die Sommermonate angeboten. FREIWILLIGENDIENSTE Bei einem Freiwilligendienst engagieren sich junge Men- schen freiwillig für eine bestimmte Zeit in einer gemein- nützigen Organisation oder in einem Projekt im Ausland. Man unterscheidet zwischen gesetzlich geregelten Frei-

willigendiensten und nicht geregelten Freiwilligendiens- ten. Bei den gesetzlich nicht geregelten Diensten wird zwischen den Freiwilligen und der Entsendeorganisation ein privatrechtlicher Vertrag geschlossen. Geregelte, ge- setzlich feste Rahmenbedingungen oder Richtlinien gibt es dagegen zum Beispiel für das Freiwillige Soziale- und Ökologische Jahr den Anderen Dienst im Ausland, den Eu- ropäischen Freiwilligendienst und weltwärts. TRANSNATIONALE JUGENDINITIATIVEN Bei einer transnationalen Jugendinitiative im Programm ERASMUS+ JUGEND IN AKTION können junge Menschen innerhalb einer Partnerschaft mit einer oder mehreren europäischen Partnergruppe(n) ihre eigene Projektidee planen, umsetzen und auswerten. Es arbeiten mindestens zwei Partnerorganisationen oder informelle Gruppen aus zwei oder mehr Programmländern zusammen.

EUROPÄISCHE UND INTERNATIONALE SEMINARE/TRAININGS

Haupt- oder ehrenamtlich engagierte Fach- und Füh- rungskräfte haben die Möglichkeit, an internationalen Seminaren bzw. Trainings teilzunehmen, um sich z.B. zu Antragsstellung, Methoden oder im (medien-)pädagogi- schen Bereich weiterzubilden. Dazu gehört auch die Ju- gendleiter/-innen- bzw. Teamer/-innen-Ausbildung, die dazu befähigt, eine ehrenamtliche Tätigkeit als Leiter/-in einer Jugendgruppe bzw. eines Jugendprojekts national und international auszuüben.

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FACHKRÄFTEAUSTAUSCH Bei einem Fachkräfteaustausch begegnen sich Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und tauschen sich zu einem bestimmten Thema aus. Der Austausch bietet den Teilneh- menden die Chance, von- und miteinander zu lernen und Erfahrungen und Erkenntnisse für das eigene Arbeitsfeld zu gewinnen. Der Austausch kann auch die Basis für eine künftige Zusammenarbeit sein. JOB SHADOWING Job Shadowing meint „im Schatten einer Fachkraft arbei- ten“, bedeutet also hospitieren. Bei einem Job Shadowing beobachtet und begleitet eine Fachkraft über einen kur- zen Zeitraum den Berufsalltag einer anderen Fachkraft im Ausland, um einen Einblick in ihre Arbeit zu gewinnen. Im Gegensatz zum Fachkräfteaustausch zielt das Format auf die individuelle Weiterbildung ab. Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten für Jugend- liche, Auslandserfahrungen zu sammeln, etwa über ein Auslandspraktikum , einen Sprachkurs oder indem sie Teile ihrer Ausbildung oder ihres Studiums im Ausland

absolvieren. Ein langfristiger und individueller Schüler- austausch ist eine prägende Erfahrung. Das Leben in ei- ner Gastfamilie, die Teilnahme am Alltagsleben und in der Schule beeinflusst die eigene Einstellung des Jugendlichen zu sich und zu einer anderen Kultur positiv. Auch sprach- lich finden sich Jugendliche in diesem Alter schnell ein. Die gemeinnützigen Träger sind sich ihrer Verantwortung für die jungen Teilnehmer/-innen bewusst, wählen die Fa- milien sorgfältig aus, bereiten die Jugendlichen schon im Heimatland umfassend auf die bevorstehende Erfahrung vor und bieten eine pädagogische Betreuung im Aufnah- meland an. Hier gibt es Berührungspunkte zwischen dem schulischen und außerschulischen Bildungsbereich und es entstehen immer mehr neue Mischformen. Eine weitere Möglichkeit ist, als Au-pair ins Ausland zu gehen. Als Au-pair betreuen junge Leute die Kinder einer Gastfamilie und helfen ca. 30 Stunden pro Woche bei der täglichen Hausarbeit mit. Dafür bekommen sie Unterkunft, Verpfle- gung und ein monatliches Taschengeld. Zur Internationa- len Jugendarbeit zählen diese Angebote dann, wenn sie pädagogisch begleitet werden und bestimmte Qualitäts- merkmale erfüllen.

Eurodesk Deutschland informiert auf www.rausvonzuhaus.de junge Menschen über die vielfältigen Wege ins Ausland.

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FINANZIERUNG INTERNATIONALER JUGENDARBEIT

I nternationale Jugendarbeit kostet Geld. Zum Glück sind auch Politikerinnen und Politiker von der Wichtigkeit Internationaler Jugendarbeit überzeugt. Deswegen gibt es viele „Fördertöpfe“, aus denen internationale Maßnah- men gefördert werden. Die Förderung in Deutschland und Europa lässt sich in drei Bereiche unterteilen. Unter „der öffentlichen Hand“ ver- steht man staatliche und kommunale Förderprogramme oder finanzielle Zuschüsse durch die Europäische Union, den Europarat, die Bundesregierung, die Regierungen der Bundesländer und durch die Kommunen. Hinzu kommen öffentlich-rechtliche Stiftungen. „Die private Hand“ be- schreibt die Förderung durch private Stiftungen, Spender und Sponsoren. „Die eigene Hand“ meint das Aufbringen von Finanzmitteln durch Aktivitäten der Projektträger, z.B. Teilnehmerbeiträge oder andere Einnahmen.

Die größten auf Dauer angelegten Förderprogramme für Internationale Jugendarbeit sind der Kinder- und Jugend- plan des Bundes und das EU-Programm Erasmus+ JUGEND in Aktion . Die verschiedenen Geldgeber müssen die Vergabe ihrer Mittel vor dem Hintergrund ihrer Aufgaben rechtferti- gen. Das betrifft vor allem die öffentlichen Geldgeber, die Steuermittel weitergeben. So dürfen Bundesministerien nur fördern, was in „bundesweitem Interesse“ ist; Länder fördern, was in besonderem Landesinteresse ist. Die Kom- munen fördern das, was in ihren Aufgabenbereich fällt und was die Politik als Schwerpunkte der Kinder- und Jugend- hilfe gesetzt hat. Die Europäische Union fördert das, was zwischen den Mitgliedstaaten als sinnvoll für eine gemein- same europäische Jugendpolitik verabredet wurde. Bei pri- vaten Geldgebern wie Stiftungen oder Sponsoren richtet sich die Förderung nach dem Stiftungszweck und nach selbst gesetzten thematischen Schwerpunkten.

Einen Überblick über die deutsche Förderlandschaft gibt es in der Datenbank für Internationale Jugendarbeit: www.dija.de/foerdertipps

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ÖFFENTLICHE HAND Öentliche Hand Förderprogramme von • Europäischer Union • Bund • Bundesländern • Kommunen Förderprogramme von // Europa // bilateralen Einrichtungen // Bund // Bundesländern // Kommunen Öentliche Hand Förderprogramme von • Europäischer Union • Bund • Bundesländern • Kommunen

PRIVATE HAND Private Hand Förderung durch • Stiftungen • Spendengelder • Sponsoren Förderung durch // Stiftungen // Spendengelder // Sponsoren

EIGENE HAND // Teilnahmebeiträge // Verkaufsaktionen // Spendensammlung Eigene Hand • Teilnahmebeiträge • Verkaufsaktionen • Spendensammlung

Private Hand Förderung durch • Stiftungen • Spendengelder • Sponsoren

Eigene Hand • Teilnahmebeiträge • Verkaufsaktionen • Spendensammlung

FINANZIERUNG INTERNATIONALES PROJEKT

Finanzierung Internationales Projekt

Finanzierung Internationales Projekt

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IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V. ist auf den Gebieten der internationalen Jugendarbeit, Jugendpolitik und Jugendinformation tätig. Die Fachstelle arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Europäischen Kommission, ihrer Mitgliedsorganisationen und anderer zentraler Träger der Jugendarbeit. Bei IJAB ist JUGEND für Europa, die Nationale Agentur für das EU-Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION, angesiedelt.

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