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eine behandlungstechnische Empfehlung bezüglich des Zeichnens im Kontext der freien Assoziation. Brakel erklärt, dass sich die zu Beginn an den Patienten gerichtete Aufforderung, alles mitzuteilen, was ihm einfällt, sowohl auf verbale Äußerungen als auch auf bildliche Darstellungen bezieht. Da ein Notizblock und Stifte auf einem Beistelltisch neben der Couch bereit liegen, kann der Patient nach Belieben entscheiden, ein Bild zu malen, wenn es ihm schwerfällt, seine Kommunikation in Worte fassen. Zudem könnte die Analytikerin ihn in bestimmten Situationen auffordern, etwas zu zeichnen, so wie sie ihn um verbale Assoziationen z.B. zu einem spezifischen Traumelement, zu einem Versprecher, einem Aspekt seiner Symptome oder seiner Phantasien bitten kann. Im Anschluss an solche bildlichen Darstellungen kann sie den Patienten zu einer verbalen Assoziation zu ihrer Bitte um eine Zeichnung, zu dem Akt des Zeichnens an sich und zu dem produzierten Bild auffordern, sofern solche Assoziationen nicht spontan erfolgen. Im Zusammenhang mit dem Thema der übersetzerischen Aspekte der Deutung hat Eva Papiasvili (2016) das „kommunikativ-erfahrungsbezogene Feld“ der freien Assoziation erweitert. Sie schreibt: „Gestik sowie Bewegungen jeden beliebigen Körperteils, Schweigen oder Stirnrunzeln, ein Tick, eine Träne, ein verbales ‚Shut up!‘ sind ebenso eine freie Assoziation wie ein ‚Tja, und außerdem erinnert mich Ihr Tonfall daran, … als ich 8 Jahre alt war.‘ Patientin und Analytikerin wechseln sich ab, assoziieren, reflektieren und deuten. Einem solchen Verständnis der freien Assoziationen eignet ein primärprozesshafter Charakter : Es gibt keine Abzüge, keine Subtraktionen. […] Dadurch öffnet sich die multi-translationale Spirale der assoziativen Metaphorik der psychoanalytischen Kommunikation zu ‚offener Arbeit in Bewegung‘“ (S. 93; Hervorhebg. ergänzt). In erweiterter Form klingt hier eine frühere Aussage von Jane Hall (2008) wieder an: „In meiner Praxis assoziieren beide Beteiligte. Oft bringen mich die Produktionen der Patientin auf eine Idee. […] Ich betrachte alles, was eine Patientin sagt, als freie Assoziation“ (S. 859). Letztlich sehen all die genannten Autoren ds Ziel der konzeptuellen Erweiterung darin, dass die Patienten, und zwar auch solche aus dem „erweiterten Spektrum“, zu verbal konsolidierter affektiver Einsicht gelangen. III. Ac. Freie Assoziation als strukturelles Kernelement der psychoanalytischen Situation Eliot Adler und Janet Bachant (1996) haben die zeitgenössische moderne Konflikttheorie der psychoanalytischen Situation definiert als ein “außerordentlich interpersonales Arrangement mit zwei … komplementären Beziehungsweisen als Ankern: der freien Assoziation und der analytischen Neutralität” (Adler & Bachant 1996, S. 1021). So gesehen, ist die Rolle des Patienten um die Freiheit des Ausdrucks organisiert, während die des Analytikers so strukturiert ist, dass sie ihm das Zuhören
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