Zurück zum Inhaltsverzeichnis
beschriebenen engmaschigen Prozessbeobachtung mit dem Ziel, den Trigger der Erstarrungs- und Rückzugsreaktion zu identifizieren, sein, aber auch Teil des von Theodore Dorpat (siehe unten) erläuterten interpersonalen Ansatzes, dem zufolge eine an den Patienten gerichtete Nachfrage des Analytikers dessen Interesse als reale Person in einer neuen „realen Beziehung“ zu erkennen gibt. Das erhöhte Bedürfnis nach Vertrauen, Sicherheit und Objektkonstanz (Kramer & Akhtar 1988) kann auf diese Weise befriedigt werden, bevor der Prozess des freien Assoziierens wiederaufgenommen wird. Zu beachten ist allerdings, dass mitunter sogar Autoren, die sich für technische Modifizierungen in Anpassung an den Zustand des Patienten aussprechen, gleichzeitig die Ansicht vertreten, dass eine „gute Therapie nur durch die ‚freie Assoziation‘ des Patienten, der vom Analytiker aufgefordert wird, sämtliche Übertragungsgefühle ohne Angst auszusprechen“, durchgeführt werden kann (Lorand 1972, S. 518). III. Baa. Die multidimensionale heutige Szene Ein einführendes Beispiel für die nach Maßgabe mannigfaltiger Kriterien eingeschränkte Verwendung freier Assoziationen ist die zeitgenössische inklusive freudianische Perspektive Harold Blums . Unter diesem Blickwinkel betrachtet und in der Theorie der dreiteiligen Struktur sind Objektbeziehungen ein Vorläufer und eine Grundlage der psychischen Strukturbildung. In seiner Übersicht der Entwicklung der freien Assoziation im größeren Kontext der Entwicklung der psychoanalytischen Theorie und klinischen Praxis (Freud 1950c [1895]; Anzieu 1986) hält Blum (1996) fest, dass “Entdeckungen der Traumpsychologie, der unbewussten psychischen Prozesse, des psychoanalytischen Prozesses und der basalen analytischen Technik der freien Assoziation und der Deutung eng miteinander verflochten waren“ (S. 520). In einer Reihe von Veröffentlichungen, die zwischen 1976 und 2016 erschienen, erörterte Blum die freie Assoziation im Verhältnis zu Ich-Funktionen und Objektbeziehungen , Träumen (1976), Deutung (2016) und Rekonstruktion (2019). Er schränkt die Anleitung zur und die Verwendung der freien Assoziation gemäß einer Reihe spezifizierter Zustände und Kriterien ein. Dazu zählen u.a. die Fähigkeit zu kontrollierter Regression, die Realitätsprüfung und weitere Ich-Funktionen, die Qualität der Objektbeziehungen und die Manifestationen im Feld der Übertragung- Gegenübertragung. In einer zeitgenössischen Neuformulierung und Spezifizierung von Freuds (1940a [1938]) Vorbehalt der Verwendung der freien Assoziation für nicht- psychotische Patienten bestätigt Blum die Erfahrung, dass eine stützende Psychotherapie im Falle von Psychosen und schwerer Borderline-Regression gewöhnlich vorzuziehen ist. Insbesondere Patienten mit einer Denkstörung neigen zu inkohärenten Assoziationen oder zu „Wortsalat“. Eine medikamentöse Behandlung
112
Made with FlippingBook - Online magazine maker