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die Vergangenheit, auf das Leben in der Gegenwart und auf die Übertragung zu wahren. Sie ermöglicht es den Patienten, die Aufgabe, ihre innere Welt, das Geschehen in ihrer „Psyche“, zu erforschen, mit der interpersonalen Beziehung zum Analytiker zu verbinden. Die Methode setzt voraus, dass alles, was der Patient sagt, in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden kann, so dass es sich als Teil eines Kontinuums des psychischen Lebens erweist (Aron 1990, S. 457). III. Cb. Selbstpsychologische Ansätze Paul Ornstein (1995), zeitgenössischer Selbstpsychologe, wies darauf hin, dass Kohut die freie Assoziation und die Widerstandsanalyse zwar als „Hilfsinstrumente“ betrachtete, die sowohl Introspektion als auch Empathie unterstützen; Kohut erkannte aber sehr wohl an, dass Freuds Entdeckung der freien Assoziation und der Widerstandsanalyse die Introspektion und die Empathie die wissenschaftliche Materialsammlung ermöglicht hat. Ornstein zitiert Kohut mit den Worten: „Ungeachtet ihres Wertes aber sind freie Assoziation und Widerstandsanalyse nur als Hilfsinstrumente im Dienste der introspektiven und empathischen Beobachtungsmethode aufzufassen“ (Kohut 1977 [1959], S. 14), verweist jedoch auf die unbestrittene Tatsache, dass die freie Assoziation die Verdrängungsschranke aufhebt und die Widerstandsanalyse eine Möglichkeit darstellt, die inneren Hindernisse, die eine freie, aufrichtige Kommunikation erschweren, zu bearbeiten. Die psychoanalytische Methode als freie Assoziation (Beitrag des Patienten) und Verhaltensbeobachtung (Beitrag des Analytikers) zu beschreiben ist zwar stichhaltig, greift aber für einen Selbstpsychologen zu kurz, weil so nicht spezifiziert wird, ob die Erarbeitung des Inhalts und des Prozesses der freien Assoziation auf extrospektive oder introspektive (empathische) Weise erfolgen sollte. Der Selbstpsychologe betont nicht die möglichen Mechanismen oder Prozesse der Empathie (die heftig umstritten sind), sondern den empathischen Blickwinkel der Beobachtung, die Sicht von Innen (Ornstein 1995, S. 499f.). III. Cc. Postbionianische Perspektive: Freie Assoziation und Reverie Thomas Ogden (1996, 2007) nahm eine Neuformulierung der freien Assoziation innerhalb eines bionianischen Bezugsrahmens vor, die er insbesondere für die analytische Arbeit mit Patienten empfiehlt, die über einen längeren Zeitraum nicht träumen und/oder ihre Träume nicht in Form freier Assoziationen mitteilen können. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, ist ein Mensch, dem die Alpha-Funktion (entweder die eigene oder die von einem Anderen zur Verfügung gestellte) fehlt und der nicht träumen kann, in einer endlosen, unveränderlichen Welt gefangen. Als „Erfahrung, die nicht geträumt werden kann“, sei es infolge vorwiegend äußerer oder intrapsychischer Faktoren (äußerer traumatisierender Ereignisse oder einer „inneren Traumatisierung“ durch überwältigende bewusste und unbewusste Phantasien), bleibt
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