Zurück zum Inhaltsverzeichnis
das Trauma als ungeträumte Träume in Form einer psychosomatischen Erkrankung, einer abgespalteten Psychose, affektentleerter [„dis-affected“] Zustände (McDougall 1984), autistischer Nischen (Tustin 1981), schwerer Perversionen (De M’Uzan 1984) und Suchterkrankungen erhalten. In seiner ursprünglichen, winnicottianisch akzentuierten Erweiterung Bions sieht Ogden im Zentrum des analytischen Prozesses ein dialektisches Zusammenspiel zwischen Reveriezuständen des Analytikers einerseits und des Analysanden andererseits, das ein drittes analytisches Subjekt hervorbringt. Durch die (asymmetrische) Erfahrung des analytischen Dritten beider Beteiligter wird die unbewusste innere Objektwelt des Analysanden verstanden und (schließlich) sprachlich symbolisiert. Der Reveriezustand des analytischen Paares, ein für die Erzeugung und Erfahrung des analytischen Dritten unverzichtbares Medium, setzt extreme Intimität [„privacy“] voraus, für deren Sicherheit die analytische Technik verantwortlich ist. Unter diesen Umständen steht es dem Patienten „frei zu sprechen“ oder auch „frei zu schweigen“ – letzteres Ogdens Version der Winnicott’schen „Fähigkeit, in Anwesenheit eines anderen Menschen allein zu sein“. Analysand und Analytiker ko- kreieren die Träume (im intersubjektiven Raum des analytischen Dritten), die letztlich solche des Patienten sind, und beide assoziieren in der Reverie gemeinsam zu diesen Träumen und erzeugen die Alpha-Funktion, die der Patient schließlich als unbewusste symbolisierende Aktivität des Träumens internalisieren kann. Die Rolle einer solchen analytischen Technik besteht in erster Linie darin, die Intimsphäre des Analysanden und des Analytikers zu schützen und Bedingungen zu schaffen, die der bewussten wie auch der unbewussten Kommunikation zwischen ihnen zuträglich sind. James Grotstein (1984) schrieb über primitive psychische Zustände von psychosenahen Borderline-Patienten, die scheinbar frei assoziieren. Bei näherer Analyse erweisen sich ihre Assoziationen aber als unzusammenhängende, chaotische Fragmente vereinzelter Gedanken- oder Gefühlsinseln ohne Zusammenhang und Bedeutung – journalistische Berichte über ihre innere Welt. Solche Assoziationen sind weniger frei als vielmehr unverbunden und repräsentieren den Zusammenbruch der schützenden Organisations- und Synthesefunktion des Primärobjekts (das Kohuts Selbstobjekt entspricht). Es scheint, als habe ein solcher unglücklicher Patient niemanden, der ihn schützt, ihm hilft und ihn organisiert. In Bezug auf Borderline-Patienten nahe dem psychotischen Spektrum, bei denen eine neurotische und eine psychotische Persönlichkeit nebeneinander existieren können, betont Grotstein (1986, 1989) ein zweigleisiges, dem verbalen und dem präverbalen (nonverbalen) Bereich des Borderline-Psychotikers angepasstes Vorgehen: “Während die nicht-psychotische Persönlichkeit in der Lage zu sein scheint, mit dem Therapeuten durch freie, als symbolische Derivate angessen vestandene Assoziationen zu kommunizieren, scheint die psychotische Persönlichkeit entweder in unverbundenen, desorganisierten enkodierten Assoziationen zu sprechen oder in nonverbalen projektiven Identifizierungen, die der Therapeut
127
Made with FlippingBook - Online magazine maker