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Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigen, indem sie zu Einschränkungen und pathologischen Veränderungen des Ichs führen (Papiasvili 1995). Da sich Ich-Defizite / Ich-Schwächen /Ich-Veränderungen in der präkonflikthaften Entwicklung herausbilden können, haben manche Autoren (z.B. Gedo 1979) empfohlen, die Technik zu verändern und „über Deutungen hinaus“ zu gehen. Andere (z.B. Arlow 1980, 1987) waren der Ansicht, dass Ich-Defizite nicht außerhalb von (inter- oder intrasystemischen) Konflikten auftreten und deshalb von einem individuellen, sensibel angepassten deutenden Zugang profitieren. Innerhalb der heute so genannten zeitgenössischen Ich-Psychologie wurde Anna Freuds Beitrag zur Funktion der Abwehrmechanismen des Ichs von Paul Gray (1994, 2005), Fred Busch , (1992, 1993, 1995), Cecilio Paniagua (2008) und Alan Sugarman (1994) weiterentwickelt. Insbesondere benutzten sie Prinzipien aus Freuds Beschreibung der „Signalangst“ zur Unterstützung der Abwehranalyse in der analytischen Methode der freien Assoziation . Ursprünglich betonten sie die bewusste Beteiligung des Patienten an der Analyse sowie die Analyse des Über-Ichs und der Idealisierung, um die Autonomie zu fördern. Auf je unterschiedliche Weise haben Busch und Paniagua Grays „mikrostrukturellen“ Zugang zur psychischen Oberfläche weiterentwickelt. Paniagua (1991, 2008, 2014) zeigte, dass die erhöhte Aufmerksamkeit für die psychische Oberfläche die Es-Ich-Interaktionen vollständig erfassen kann. Busch (2006) verwies darauf, dass es wichtig ist, unbewussten Inhalt ins Vorbewusste zu bringen; hier finden sich Anklänge an die Arbeit von Green (1974), Joseph (1985) und Madeleine Baranger (1993). Seit einigen Jahren sind zusätzliche Berührungspunkte mit der französischen Psychoanalyse zu verzeichnen. Sie beruhen darauf, dass man im Kontext des ich-psychologischen Verständnisses der Arbeit in der Übertragung und Gegenübertragung das Arbeiten im Hier und Jetzt sowie die Notwendigkeit hervorhebt, Repräsentanzen und Struktur aufzubauen (Busch 2013). Ein Pionier dieses zeitgenössischen ich-psychologischen Ansatzes ist Paul Gray (1973, 1982, 1986, 1987, 1990, 1994, 1996), der eine Technik entwickelte, um auf der Grundlage des freien Assoziierens des Analysanden dessen Aufmerksamkeit für seine unbewussten Widerstände zu wecken. Indem Gray konsequent auf die Assoziationen fokussierte, konnte er unbewusste Widerstände in Aktion (Veränderung des Affekts, Themenwechsel, Schweigepausen) identifizieren und analysieren. Gray (1973) postulierte, dass „das oberste Ziel des Analytikers immer darin besteht, die Psyche des Patienten und nicht dessen Leben zu analysieren“ (S. 477). Das heißt, der Fokus richtet sich auf die psychische Realität „im Innern“ der Analyse. Als andere ist in seinen Augen eine potentielle „defensive Flucht vor der Realität“. Der Analytiker hat sich auf den Strom der Assoziationen zu konzentrieren, um die Entwicklung der Übertragungsneurose nicht zu beeinträchtigen. Der analytische Fokus richtet sich exklusiv auf die von Sekunde zu Sekunde sich wandelnden Schicksale der freien Assoziationen des Patienten („genaue Prozessüberwachung“).
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