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der ich-psychologischen Entwicklungspsychologie betrachten. Historisch gesehen, baut sie auf Studien über die psychosexuelle (Freud 1905) und die psychosoziale (Erikson 1950) Entwicklung auf und berücksichtigt Freuds Umwandlung des Lust-Ichs in ein Real-Ich (1911b), die Neuschrift von Erinnerungen und den Bedeutungswandel durch die Nachträglichkeit (1950c [1895], 1918b), die Umwandlung traumatischer Angst in Signalangst (1926d) und Eriksons altersspezifische Krisen (1950, 1956, 1984). Sie beschreibt u.a. embryologische Konzepte der Epigenese (sukzessive Bildung vollständig neuer Strukturen) der Beziehungen des Selbst zu Anderen im Laufe des gesamten Lebens sowie Anna Freuds (1963) Entwicklungslinien. Ein Beispiel für die zweite Generation der Studien über Entwicklungstransformationen der Triebe und Affektivität war der Bereich der Tranformation traumatischer Angst in Signalangst. Dieser Ansatz, dem Max Schur (1955) den Weg bereitete, der dann von einer Reihe weiterer Autoren eingeschlagen wurde (Schmaele 1964; Krystal 1974, 1985), postuliert, dass Affektvorläufer epigenetische Entwicklungstransformationen durchlaufen , die u.a. die Entsomatisierung, Differenzierung und Verbalisierung betreffen. Auf diese Weise können Affekte schließlich als Signale benutzt werden . Ende des 20. Jahrhunderts untersuchten Jack Novick (1999) und Kerry K. Novick und Jack Novick (1991, 1992, 1994, 2001) die facettenreiche Beziehung zwischen Trauma, Erinnerung und Nachträglichkeit mit Blick auf die postödipalen Entwicklungen der Latenz und Adoleszenz, die jeweils etwas Unverwechselbares entstehen lassen, das u.U. frühere Schwierigkeiten wettmachen oder zuvor latenten Schwierigkeiten eine traumatische Intensität verleihen kann (J. Novick und K. K. Novick 2001). Den beiden Autoren zufolge beschreibt das Konzept der Entwicklungstransformation phasenspezifische Veränderungen früher Erinnerungen und bildet so einen Kontrapunkt zu der Auffassung, dass die frühen Erinnerungen Erwachsener vorwiegend die Funktion defensiver Deckerinnerungen erfüllen (J. Novick und K. K. Novick 1994). In ähnlicher Weise revidierte und aktualisierte Harold Blum 1995, 2008) Freuds Verständnis von Trauma, Erinnerung, Repräsentationsprozessen und Pathogenese im Kontext der analytischen Rekonstruktion. Er untersucht die komplexen zeitlichen und kausalen Fragen, die während der gesamten Entwicklung an dem entwicklungsbedingten Bedeutungs- und Funktionswandel beteiligt sind, und postuliert, dass das Konzept der Nachträglichkeit einen Vorläufer des Konzepts der Entwicklungstransformation darstellt, ohne als solcher erkannt und anerkannt worden zu sein. Die Fokussierung auf die Diskontinuität progressiver Organisationen und Neuorganisationen , die zu Entwicklungstransformationen (A. Freud 1936; Neubauer 1996, 2003) von Trieb, Affektivität, Erinnerung, Objektbeziehung sowie Ich und Selbst führen und verschiedenartige innere Reorganisationen der Konflikte, Kompromissbildungen und unbewussten Phantasien in Gang setzen (Brenner 1982; A.
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