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Patientin, deren Assoziationen unterschiedliche Funktionen erfüllten, nicht jedoch dem Denken zuträglich waren: „‘Freiheit‘ des Denkens bedeutet für diese Patienten, womöglich die Fähigkeit zu verlieren, ihr ‚über-Ich‘ [Bions Kennzeichnung dieses spezifischen Über-Ichs] zu kontrollieren, und ihm folglich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein“ (S. 488). Laut Bronstein besteht das Ziel der Analyse darin, dass der Analytiker „zu verstehen versucht, weshalb ein Patient nicht auf freiere Weise zu assoziieren vermag. Dies versteht Bion meiner Meinung nach unter K – das Zusammentreffen einer Fähigkeit zum freien Assoziieren mit dem Affekt, der die Assoziationen für das Individuum, das sie produziert hat, bedeutsam macht und zum Erwerb von Einsicht führt“ (S. 488). Im Einklang mit dem Großteil des zeitgenössischen psychoanalytischen Denkens erläutert sie, dass die Kommunikation zwischen Patient und Analytiker nicht ausschließlich verbal ist, wie Freud annahm, sondern dass es auch Transmissionen durch Projektion gibt, d.h., indem Patienten ihren psychischen Zustand auf andere Weise als durch ihre verbalen Assoziationen kommunizieren (O’Shaughnessy 1983; Joseph 1985). „Da frühe Phantasien eng mit dem Körper und mit unverarbeiteten Emotionen zusammenhängen, können sie, wenn sie in den Analytiker projiziert werden, eine starke Resonanz erzeugen, die der Analytiker mitunter körperlich wahrnimmt und die einen integralen Bestandteil seiner Gegenübertragung bildet“ (Bronstein 2015, S. 925). b) Faktoren, die mit den Deutungen und Interventionen des Analytikers zusammenhängen. Einmal mehr zeichnet sich ein widersprüchliches Szenarium ab: Interventionen sind grundsätzlich unverzichtbar, doch sobald der Analytiker interveniert, greift er in die Abfolge der freien Assoziationen des Patienten ein. Darauf wurde bereits von Freud selbst und später von Rycroft (1968) hingewiesen. Dass die Patient-Analytiker-Interaktion die Gedankengänge des Patienten verändert und ihnen neue Richtungen aufzeigt, ist jedoch ein integraler Aspekt des analytischen Prozesses. Daher werden spontane Äußerungen des Patienten von Zeit zu Zeit unterbrochen und im Anschluss an die Intervention des Analytikers in andere Bahnen gelenkt. Wenn der Patient darauf reagiert, dass der Analytiker eine Schwierigkeit, ihm zuzuhören, zu erkennen gibt, d.h., wenn er auf ein unzulängliches Containment dessen, was er kommuniziert, oder auf ein Missverständnis seitens des Analytikers reagiert, wird dessen Intervention zu einem Enactment, das die weitere Abfolge der Assoziationen des Patienten beeinflusst und den therapeutischen Prozess der Sitzung beeinträchtigen kann. IV. Db. Faktoren, die dem freien Assoziieren zuträglich sind Gestützt auf internationale Quellen, unterteilen europäische Analytiker die Faktoren, die den Assoziationsprozess fördern, in zwei große Kategorien: das psychoanalytische Setting und die Interventionen des Analytikers.
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