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die dynamische Bedeutung des Körpers (Raphael-Leff 2001, 2014; Balsam 2012, 2013, 2015; Lemma 2014; Diamond 2013). Rosemary Balsams Buch “Women’s Bodies in Psychoanalysis” (2012) ist eine tiefenpsychologische Untersuchung der Gründe der Marginalisierung des weiblichen Körpers in der Psychoanalyse. Im Zentrum stehen weibliche Probleme und Schmerzen und die Frage, wie Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker den weiblichen Körper mit Blick auf Lust, Kraft, Rivalität und Aggression neudenken können . Balsam zeichnet die psychische Entwicklung ausgehend vom weiblichen biologischen Körper nach (unter Berücksichtigung weiblicher Gendervarianten und sexueller Präferenzen einschließlich des „verschwundenen schwangeren Körpers“) und zeigt, dass die ins Alltagsleben eingebundenen Bilder des Körpers als entscheidende Hinweisgeber für die Geschlechtermuster dienen. Dieser Zugang bewahrt die postmodernen Genderstudies davor, die Trennung zwischen dem Körperlichen und dem Psychischen fortzusetzen. Auf andere Weise haben Vertreterinnen der relationalen Schule (Harris 2000) die psychoanalytische Aufmerksamkeit erneut auf das Leib-Seele-Dilemma gelenkt, und zwar unter Verweis auf Konzepte wie „Gender als soft assembly“ und „Embodiment“ oder „Verkörperlichung“. Die modernen Neurowissenschaften (Emde 1991; Solms 2003; Damasio 2010) haben enormen Schwung in die kritische Überprüfung freudianischer meta- theoretischer Postulate gebracht und den Körper abermals in Beziehung zum Ich ins Zentrum gerückt. Das Körperbild ist ein weiteres Konzept, das sich auf das Körper-Ich und auf die mentale Repräsentation des Körpers bezieht. Der Begriff wird klinisch zur Beschreibung insbesondere körperdysmorpher Störungen benutzt, die mit Essstörungen in der Adoleszenz zusammenhängen. Er bezeichnet die Subjektivität somatischer Veränderungen und der Entwicklungserfahrung und hängt mit der Subjektivität von Gender, Schwangerschaft, Fitness, Krankheit, Gebrechlichkeit, Alterung oder anderen körperlichen Zuständen zusammen. III Bd. Klassifizierungen und weitere Erforschung der Ich-Operationen: Zu den psychischen Aktivitäten, die heute der Rubrik „Ich“ zugeschlagen werden, zählen basale psychische Funktionen (autonomes Ich), Kontroll- und Aufschubfähigkeiten (Ich-Stärke) sowie Abwehroperationen. All diese Mechanismen arbeiten gewöhnlich außerhalb des bewussten Gewahrseins; sie sind entweder „dynamisch unbewusst“ (Shulman und Reiser 2004) oder deskriptiv/latent unbewusst/“vorbewusst“ (Kubie 1974). Ebenso wie das Atmen aber kann der (unbewusste) Automatismus dieser Operationen durch bewusste Bemühungen ausgeschaltet werden. Umgekehrt können diese Aktivitäten an dynamisch unbewussten, konflikthaften Konfigurationen beteiligt sein oder durch sie beeinflusst werden.
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