Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise entstehen Zusammenhänge und Kontinuität im psychischen Leben des Patienten. Wie Lapacó und Laverde (2012) behaupten, wurden solche Einflüsse in die lateinamerikanische Psychoanalyse integriert und unter Anerkennung der Bedeutung nicht-deutender technischer Instrumente, die der Analytiker zur Kommunikation mit den psychischen Tiefen des Patienten und zur Verbesserung seiner Repräsentationsfähigkeit nutzen kann, weiterentwickelt. Dies ist vor allem für die Arbeit mit Patienten relevant, deren unzulängliche Repräsentationsfähigkeit Symbolisierungsschwierigkeiten nach sich zieht und die Möglichkeit, Erfahrung kommunizierbar zu machen, einschränkt. Aufgrund dieser Schwierigkeiten kommt das Erleben der Patienten dieses „breiteren Spektrums“ als Unruhe und psychomotorische Abfuhr zum Ausdruck. In solchen Fällen können die Bilder und Wörter, die während der Analyse im Analytiker auftauchen, zu einem zusätzlichen Instrument des Verstehens werden, das die Entwicklung von Symbolisierung und Repräsentation und dadurch wiederum den Prozess des verbalen Assoziierens unterstützt. V. Db. Wenn die freie Assoziation kein elementares Instrument mehr ist Wie in den Abschnitten über Nordamerika und Frankreich (siehe oben) detailliert gezeigt, wurden infolge des vergrößerten Spektrums der Patientenpopulation zahlreiche theoretische Ansätze entwickelt, für die eine eingeschränkte Anwendung der freien Assoziation oder eine Erweiterung des Modells der freien Assoziation an sich charakteristisch ist. Analog dazu hat sich auch in der lateinamerikanischen Psychoanalyse die Arbeit mit solchen Patienten verändert: Unter maßgeblichem Einfluss der französischen Tradition, insbesondere André Greens, und der nordamerikanischen post-bionianischen Ansätze richtet sich der Fokus nicht länger ausschließlich auf den Patienten, sondern in weit höherem Maß als in der Vergangenheit auf die Wahrnehmungen des Analytikers. Eine weitere einflussreiche Konzeptualisierung ist Ogdens, Reverieverständnis, dem zufolge der Analytiker den Patienten „von innen“, aus seiner eigenen inneren Welt heraus, erlebt – durch seine Gefühle in Gegenwart des Patienten, wenn er ihm zuhört und durch das, was der Patient ihn, sogar auf einer psychosomatischen Ebene, „fühlen und spüren macht“ und in ihm evoziert/provoziert (wie beispielhaft anhand der Arbeit Lutenbergs gezeigt; siehe oben VB).

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