Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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phänomenologische Fokus aufs Feld findet sich auch später in der intersubjektiven Arbeit der Nordamerikaner Stolorow, Brandchaft, Atwood und Orange (Stolorow, Brandchaft und Atwood 1987; Atwood, Stolorow und Orange 2011). Von Einfluss war auch Bions Aufenthalt in Los Angeles, namentlich für seinen Patienten James Grotstein und sodann für dessen Schüler Thomas Ogden, der das Konzept des analytischen Dritten formulierte. II. Ea. Eingangspunkte und Entwicklungslinien Ein Punkt, an dem das Konzept des analytischen Feldes Eingang ins nordamerikanische psychoanalytische Denken und Praktizieren fand, waren Publikationen zum Thema „psychoanalytische Situation“, dem Leo Stone 1961 eine Monographie mit dem Titel The Psychoanalytic Situation (deutsch: Die psychoanalytische Situation, 1993) widmete. In diesem Band formulierte er eine basale Metapsychologie der klinischen Situation in der psychoanalytischen Praxis. Zusammen mit späteren Arbeiten, insbesondere „The psychoanalytic situation and transference: postscript to an earlier communication“ von 1967, beschrieb Stone die analytische Situation als ein aus freier Assoziation bestehendes „zentrales Kommunikationsfeld“. Zusammen mit der Abstinenzregel erzeugt die freie Assoziation einen „dynamischen Effekt“, der einer regressiven Übertragungsneurose zuträglich ist. Stone betonte, dass der analytischen Situation ein „spezifischer, dynamischer Effekt“ eigne, dem die Übertragung und der psychoanalytische Prozess eine besondere Qualität und quantitative Tiefe verdanken und der sowohl durch den Analytiker als auch durch den Analysanden entscheidend geprägt wird. Einige Jahre später definierte Stone (1975) die psychoanalytische Situation dann als ein „Gestaltenensemble“ und als „synergistische Organisation“ mit „dynamischer Kraft“ (S. 334). Von der Arbeit Stones und anderer Autoren lässt sich eine direkte Entwicklungslinie zu zeitgenössischen Überlegungen zum analytischen Feld ziehen. Eine zweite Entwicklungslinie ging von Kleins Konzept des inneren Objekts aus, das sie, wie Meltzer berichtet, mehr und mehr als ein „Feld“ von Kräften und Objekten verstanden sehen wollte. Laut Meltzers Beschreibung des analytischen Prozesses enthält dieses Feld die miteiander sprechenden inneren Objekte des Analysanden und des Analytikers. Ein solches Bild hat, so Meltzer, Implikationen für das analytische Zuhören. Ähnliche Hinweise finden sich in der Weiterentwicklung von Kleins (1935, 1940) innerer Welt und ihrer technischen Fokussierung des Hier und Jetzt in der analytischen Sitzung (Steiner 2017) durch Betty Joseph (1985) und deren Ausarbeitung von Kleins Konzipierung der Übertragung als „Gesamtsituation“. Auf stärker konzentrierte Weise führte Bion diese Überlegungen 1970 in Los Angeles ein, wo er auf etliche amerikanische analytische Autoren und Denker einen enormen Einfluss ausübte. Zu nennen ist hier insbesondere James Grotstein. Grotstein (2007) hat Bions Überlegungen bezüglich der Transformationen und der invarianten Elemente im analytischen Prozess ebenso weiterentwickelt wie das Konzept der mütterlichen

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