Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

im Hier und Jetzt unterstützt. Die transformative Deutungsaktivität des Analytikers wird vom Patienten nach und nach im Zuge komplizierter Prozesse des Durcharbeitens als Transformationsfunktion introjiziert. Weil die emotional intensivsten unbewusst übermittelten und kodierten Botschaften unvermeidlich Elemente primitiver Todesangst und Projektionen von Todesbildern enthalten, erfordert ihr Containment erhöhte Aufmerksamkeit für den analytischen Rahmen. Zu erwähnen ist Theo Dorpats (1999) Ergänzung eines Typs D, einer inauthentischen affektiven Kommunikation des „falschen Selbst“, eines Beziehungsmodus sowie einer interaktionalen Abwehr des Patienten, durch die im Analytiker ein Gegenübetragungskonflikt zwischen Unaufmerksamkeit und „professioneller Pflicht, zuzuhören“, erzeugt wird. Die Identifizierung der „D- Kommunikation“ beider Beteiligter erleichtert die Analyse des „falschen Selbst“. (Siehe auch den Eintrag TRANSFORMATION(EN)) II. Ebb. Feldkonzepte in interpersonalen und relationalen Theorien In den Vereinigten Staaten tauchte das Feldkonzept in der interpersonalen Theorie erstmals im Werk von Harry Stack Sullivan , Erich Fromm , Frieda Fromm- Reichmann und Clara Thompson auf. Sullivan beschrieb das „interpersonale Handlungsfeld“ in seiner „interpersonalen Theorie der Psychiatrie” als Matrix der gesamten Psychiatrie. Seine auf die Mutter-Kind-Beziehung fokussierte Entwicklungstheorie sowie seine Arbeit über Dissoziationen und andere Themen haben sich als wichtigster konzeptueller Einfluss erwiesen. Ein noch früher Vorläufer, nämlich Sándor Ferenczis (1928, 1999 [1932]) Beschreibung der Psychoanalyse als Interaktion zweier realer Persönlichkeiten, seine Anerkennung der zentralen Bedeutung der Gegenübertragung als Gegenstück zur Übertragung und ihrer beider wechselseitigen Prägung, seine Anerkennung der aktiven Teilnahme des Analytikers, der Flexibilität der psychoanalytischen Technik sowie sein Interesse an der unbewussten, mit Trauma und Retraumatisierung einhergehenden Kommunikation haben spätere Generationen interpersonaler und relationaler Feldtheoretiker beeinflusst (z.B. Aron & Harris, 2010; Bass, 2001, 2003, 2015; Atlas & Aron, 2017 und viele andere). Im Zentrum der interpersonalen wie auch der relationalen Psychoanalyse steht das Konzept des Feldes in Form einer sehr breit definierten Feldtheorie . Die Mehrzahl der interpersonalen und relationalen Schriften definiert die analytische Situation implizit mit Blick auf die Bezogenheit, die Stephen Mitchell (1988) als relationale Matrix bezeichnete. Eines der Themen während der Entwicklung dieser Perspektive war der Übergang vom Analytiker als teilnehmendem Beobachter zu einem beobachtenden Teilnehmer. Betont wird hier, dass der Analytiker im therapeutischen Prozess nicht

569

Made with FlippingBook - Online magazine maker