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„vor dem Erbarmen“ zum Erbarmen erfolgt später, in der depressiven Position, und geht mit der Entwicklung der Fähigkeit, Anteilnahme zu empfinden, einher. In seinem Beitrag „Primitive emotional development“ schreibt Winnicott (1958 [1945]): “Ich werde das Phänomen, so wie ich es sehe, in möglichst einfachen Worten zu beschreiben versuchen. Was das Baby und die Brust der Mutter betrifft, […] so hat das Baby Triebstrebungen und räuberische Vorstellungen. Die Mutter hat eine Brust, sie kann Milch produzieren, und sie würde gern von einem hungrigen Baby angegriffen werden. Ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Phänomenen stellt sich erst her, wenn die Mutter und das Kind eine gemeinsame Erfahrung durchleben. […] Ich stelle mir den Prozess so vor, als ob sich zwei Linien aus entgegengesetzten Richtungen einander annähern. In dem Moment, in dem sie sich schneiden, stellt sich eine Illusion ein“ (Winnicott 1958 [1945], S. 152). Vorausgesetzt, dass sich die Mutter hinreichend gut anpassen kann und sie sich dem Baby in dem Augenblick und auf eine Weise zur Verfügung stellt, die dessen „Fähigkeit, etwas zu erschaffen, entspricht“ (Winnicott 1971 [1953], S. 12), hat das Baby die Phantasie, die Brust zu erschaffen. Die Brust ist ein „subjektives Objekt“, omnipotent vom Baby erschaffen. Ohne diese Illusion, so schreibt Winnicott (1958 [1952]), „ist kein Kontakt zwischen der Psyche und der Umwelt möglich“ (S. 223). Die Omnipotenzerfahrung, die Illusion, dient sowohl dem rudimentären Selbstgefühl als auch einer persönlichen, kreativen Beziehung zur Welt als Grundlage. Die Alternative ist eine reaktive Beziehung zur Welt, die auf Anpassung beruht und der ein persönlicher Impuls ebenso fehlt wie die Lebendigkeit. In dieser Situation nimmt das Kind von der Position des falschen Selbst aus eine Beziehung zur Welt auf; das Ergebnis ist ein Gefühl der Vergeblichkeit, eine vereitelte Entwicklung der Fähigkeit, zu symbolisieren und Übergangsobjekte zu benutzen. Die Frage der Desillusionierung, des Verlustes der Omnipotenz und des In-Kraft- Tretens des Realitätsprinzips stellt sich später. Ohne eine primäre Illusion verlöre der Prozess der Desillusionierung seine Bedeutung. „Die Aufgabe der Mutter“, so Winnicott (1971 [1953]), „besteht letztlich darin, das Kind nach und nach zu desillusionieren; Aussicht auf Erfolg besteht aber nur, sofern sie zunächst einmal in der Lage war, ihm genügend Gelegenheiten zur Illusion zu geben“ (S. 11). Winnicotts Theorie der frühen Anfänge des psychischen Lebens enthält offensichtlich eine Art zweigleisiges Modell. Die kindlichen Zustände der Nicht- Getrenntheit wechseln mit Zuständen eines anhebenden Gewahrseins der Getrenntheit ab, einem vagen Erkennen von etwas, das nicht Ich ist. Dieses vage Erkennen taucht insbesondere auf, wenn Bedürfnisse nicht befriedigt werden und wenn die Muskelaktivität (die Winnicott mit Aggression in Verbindung bringt) auf einen Widerstand trifft. So schreibt er: „In dieser Hinsicht kann das Baby dem Realitätsprinzip hier und da, hin und wieder, begegnen, aber nicht überall gleichzeitig; das heißt, das Baby behält Bereiche subjektiver Objekte neben anderen Bereichen, in denen es in Ansätzen eine Beziehung zu objektiv wahrgenomenen Objekten oder
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