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Analytikern ermöglichen sollte, die Gegenübertragung zu erkennen, zu bearbeiten und zu bewältigen, bevor sie analytisch mit Patienten arbeiteten. Noch später fügte er hinzu: “Ich meine also, man darf die Indifferenz, die man sich durch die Niederhaltung der Gegenübertragung erworben hat, nicht verleugnen” (Freud 1915, S. 313). Freud verstand die Psyche des Analytikers als ein „Instrument“, dessen erfolgreicher Einsatz durch die Gegenübertragung behindert wird, d.h. durch die Grenzen , die der Analysearbeit durch die unbewältigten Konflikte des Analytikers und seine blinden Flecke gezogen werden. Er betrachtete die Gegenübertragung mithin als Einschränkung der Freiheit und der Fähigkeit des Analytikers, den Patienten zu verstehen. Demgemäß galt es, die Gegenübertragung zu erkennen, um sie dann zu überwinden. Gleichwohl merkte Freud in enigmatischen Hinweisen auf Widersprüche oder Konflikte – getreu seinem selbstsubversiven theoretischen Projekt, das eine Vielfalt von Konzeptualisierungen antizipiert und modelliert (Reisner 2001) – in vielen seiner Briefe und in kritischen Neubewertungen seiner theoretischen Überlegungen auch an, dass seine Schüler einen Teil des Selbstgewahrseins und der Selbstkenntnis zu tragen gelernt hatten. Die Vertiefung unseres Wissens um die Gegenübertragung entspricht diesem Prinzip. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es sich bei dem allerersten Traum, der in dem die Psychoanalse inaugurierenden Text „Die Traumdeutung“ (Freud 1900) geschildert wurde, um den Traum von „Irmas Injektion“ aus dem Jahr 1895 handelte, einem Gegenübertragungstraum par excellence. Harold Blums (2008) und Carlo Bonomis (2015) historische Rekonstruktionen von Freuds Leben während seiner Selbstanalyse in den Jahren 1895-1899 – also der Zeit, in der er „Die Traumdeutung“ schrieb –, werfen Licht auf die Komplexität seiner Übertragung auf Wilhelm Fließ sowie auf seine Gegenübertragung, die er in der Behandlung ihrer gemeinsamen Patientin Emma Eckstein entwickelte (Emma heißt in dem Traumbericht „Irma“; sie wurde die erste psychoanalytische Therapeutin). Blum und Bonomi zeigen, wie diese Gegenübertragung Freuds theoretische Entwicklung prägte (von Fragen der Bisexualität bis zur Heteronormativität, von der Verführungstraumatheorie bis zu den psychoanalytischen Konzeptualisierungen der psychosexuellen Entwicklung, der unbewussten Phantasie und des intrapsychischen Konflikts). In diesem Kontext exemplifiziert und illustriert das Gegenübertragungskonzept die ständige Interaktion von Theorie und Praxis, von klinischer Arbeit und Konzeptualisierung, die seit der „Geburt der Psychoanalyse“ und im Laufe ihrer gesamten Entwicklung bis heute zu verzeichnen ist. Freud führt das Konzept ein, unterließ es aber, die Gegenübertragung explizit als ein hilfreiches Instrument der analytischen Arbeit zu beschreiben – ein Schritt, den er im Falle der Übertragung durchaus vollzog. Freuds ausdrückliche frühe Auffassung wird heute als die „enge“ Definition der Gegenübertragung angesehen; dass sie von vielen seiner frühen Schüler geteilt wurde, belegen die damaligen psychoanalytischen Lehrbücher, Fallvorstellungen und Zeitschriftenartikel (Stern 1917; Eisler 1920;
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