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(Green 1975) aus dem Weg gehen: es ist phantasiert und real, innen und außen, repräsentiert und wahrgenommen.
V. A. DER TRIEB IN DER ZEITGENÖSSISCHEN PSYCHOANALYSE IN FRANKREICH In der französischen Psychoanalyse zählt der Trieb nach wie vor zu den Grundkonzepten. Allerdings wird das Objekt in dieser Tradition zunehmend als wichtiger Organisator des Triebs betrachtet. Diese Denkrichtung hat mittlerweile vielerlei Formen angenommen. Jacques Lacan (2004) erarbeitete eine Neuformulierung von Freuds Terminologie der Repräsentanzen und übernahm von Ferdinand de Saussure, der die Sprache als Struktur konzeptualisierte, den Begriff des Signifikanten. Seine Betonung liegt auf den unendlichen Kombinationsmöglichkeiten des Signifikanten, die den Ausdruck der Triebe letztlich bestimmen. Das Unbewusste besteht laut Lacan aus verdrängten Signifikanten, die ihrerseits den Zugang zu Triebabkömmlingen kontrollieren. Im Vergleich zu einem Modell der Psyche, das auf erogenen Aktivierungsquellen beruht, könnte man dies als ein weniger biologisch determiniertes und letztlich in höherem Maß kulturell sensibles Modell betrachten. In Lacans Schriften findet die Bedeutsamkeit des Objekts Ausdruck im „großen Anderen“ („A“), der als „Schatz der Signifikanten“ der „Rückkehrschleife“ (durch die das Subjekt seine Triebbotschaften in invertierter Form zurückerhält) Gestalt verleiht. André Green spricht sich dafür aus, das klassische Trieb-Abwehr-System durch das System Trieb-Objekt zu ersetzen, welches den Einfluss der Reaktion des äußeren Objekts auf die Prägung des Trieblebens des Subjekts mitberücksichtigt. Jean Laplanche sucht den Ursprung des Sexualtriebs des Subjekts in den „rätselhaften Signifikanten“, die dem Kind von der Mutter vermittelt werden. Diese Weitergabe wird als „die anthropologische Grundsituation“ bezeichnet. In jüngerer Zeit betont René Roussillon unter Berücksichtigung der Symbolisierungsformen in der menschlichen Kommunikation die Bedeutsamkeit einer weiteren Triebkomponente, indem er eine „Messenger-Funktion“ und somit eine „Sprache“ des Triebs postuliert. Diese vier Modelle – die allesamt die Bedeutung des Objekts für die Herausbildung des Lebenstriebs betonen – schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen einander. V. Aa. Jacques Lacan Jacques Lacan hat seine komplexen Überlegungen zum Trieb u.a. in Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. Das Seminar, Buch XI ausgearbeitet (Lacan 1964). Er versteht den Trieb nicht als eine organische, sondern als eine psychische Kraft, die mehr ist als ein Mythos, nämlich eine Konvention oder, besser, Fiktion. Er unterscheidet den Trieb vom Bedürfnis, das organisch ist und einem rhythmischen Pulsieren gehorcht.
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