03-2019 D

Wie

habt ihr eure «Berufung» fürs

Ausland entdeckt?

Eigentlich hatte ich gar keine neue Be- rufung gesucht. Ich stand voll im Berufs- leben und war ausgefüllt. Ich hatte eine spannende Stelle als Agronommit gros- ser Verantwortung und ich liebte meine Aufgabe. Auch privat ging es mir gut und ich engagierte mich stark in unserer Gemeinde. Die Berufung für einen Auslandeinsatz kam unerwartet, fast wie aus heiterem Himmel. Sie begann in einem simplen und zufälligen Gespräch mit Jürg, dem Leiter von SAM global. Er erzählte mir von den Projekten in Guinea und dass gerade ein Agronom gesucht werde. In einem Nebensatz erwähnte er, dass je- mand wie ich für diese Aufgabe genau richtig wäre. Diese Bemerkung blieb nicht ohne Wir- kung und meine Frau und ich diskutier- ten zu Hause darüber. Wir kamen aber zum Schluss, dass ein Bedürfnis von SAM global noch kein Grund war, anzu- nehmen, dass wir damit gemeint waren und darauf reagieren mussten. Ein paar Wochen später kam an einer christlichen Veranstaltung ein Bekann- ter auf uns zu und sprach uns an. Er sagte, Gott hätte ihm gezeigt, dass wir in einen wichtigen Dienst gerufen wer- den. Ein Dienstauto sei schon bereit und es würde alles ziemlich schnell ge- hen. Das hat uns buchstäblich fast um- gehauen. So etwas war uns noch nie passiert! Nach dieser Begegnung gab es weitere Bestätigungen. Schon bald darauf reisten wir nach Guinea aus, um das Landwirtschaftsprojekt ProAGRO aufzubauen. Daniel BERGER, Gründer ProAGRO,

Vielleicht wurde mir meine «Berufung» fürs Ausland, wenn man denn davon sprechen kann, bereits in die Wiege gelegt. Entdeckt habe ich sie jedenfalls erst später und eher «per Zufall». Lange hatte ich das Gefühl, nicht der Richtige für interkulturelle Arbeit zu sein, doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. ImMärz 2016 kündigte ichmeine Stelle. Ich wünschte mir, meinem Leben neu- en Schwung zu verpassen und meine Stärken für etwas Sinnvolles und Nach- haltiges zu investieren – wusste aber nicht genau, was das sein könnte. Ich machte jedoch mit Gott aus, dass ich mich für einen Auslandeinsatz melden würde, sollte mich jemand konkret darauf ansprechen. Nach mehrmona- tiger erfolgloser Stellensuche traf ich in einem Kurs auf Patrick, der gerade von einem Einsatz mit SAM global in Guinea zurückgekommen war. Eines führte zum andern und bereits drei Monate später war ich in Kambodscha. Ursprünglich war der Einsatz nur auf ein Jahr begrenzt, doch mir wurde be- reits nach vier Wochen klar, dass ich am richtigen Ort gelandet war. In diesem ersten Jahr durfte ich merken, dass ich meine Fähigkeiten hier gewinnbrin- gend einsetzen kann und ich dank den Stärken und Charaktereigenschaften, die ich mitbringe, gut geeignet bin für die Arbeit imAusland. Und so entschied ich mich für ein längerfristiges Engage- ment.

Drusilla und ich sind als «Third Culture Kids» in Djibouti (Ostafrika) bzw. Boli- vien (Südamerika) aufgewachsen. Für uns beide war es ganz natürlich, auch ein Leben ausserhalb der Schweiz ins Auge zu fassen. Die Vision, einmal in ei- nem armen Land mitanzupacken, war dann auch eine wesentliche Motivation für mich, das Medizinstudium in Angriff zu nehmen. Auch in unserer Beziehung war ein Auslandeinsatz von Anfang an ein Thema. Anfang 2009 brachen wir unsere Zelte in der Schweiz ab und reisten mit un- serer drei Monate alten Tochter nach Grossbritannien, wo ich einen Tropen- kurs absolvierte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine Ahnung, wohin uns Gott führen würde – wir wussten einfach, dass wir nicht länger in der Schweiz bleiben sollten. Es war ein Ge- horsamsschritt, den Gott aber sofort belohnte: Kaum waren wir in England angekommen, ergaben sich Kontakte zu SAM global und zum medizinischen Projekt ProESPOIR, was schliesslich dazu führte, dass wir Ende 2010 nach Guinea ausreisten. Während dieses Prozesses gab uns Gott einen tiefen Frieden, der uns seither nicht mehr ver- lassen hat: Wir wissen, dass wir hier am richtigen Ort sind

Als Kind las ich viele Bücher über in- terkulturelle Arbeit und immer, wenn Langzeitmitarbeitende aus ihrem Le- ben erzählten, spürte ich den Wunsch, selber ins Ausland zu gehen. Mit 20 Jah- ren machte ich einen Kurzzeiteinsatz in Senegal. Es gefiel mir sehr gut und ich konnte mir danach einen Langzeitein- satz erst recht vorstellen. Zuhause wartete aber mein Freund (und heuti- ger Ehemann) Simon auf mich, für den interkulturelle Arbeit kein Thema war. So rückte diese Option in den Hinter- grund. Wir investierten uns in unsere Ausbildung und das Engagement in der Gemeinde. Bei jedem Missionsgottes- dienst wurde aber bei mir der Wunsch, selber zu gehen, wieder geweckt. Am Ende unserer Ausbildungen stell- ten wir uns die Frage, wie unsere Zu- kunft aussehen sollte. Ich staunte nicht schlecht, als Simon sagte, dass interkul- turelle Arbeit inzwischen durchaus ein Thema für ihn sei. So suchten wir das Gespräch mit mehreren Organisatio- nen. Wir hatten keine Ahnung, wohin wir gehen oder was wir tun sollten; wir vertrauten einfach darauf, dass Gott Türen öffnen oder schliessen würde. Heute arbeiten wir mit SAM global in Guinea und staunen immer wieder da- rüber, wenn wir Gottes Wirken in unse- rer Arbeit und unserem Leben entde- cken dürfen.

Wir begannen schon als junges Ehe- paar, uns für einen Einsatz im Ausland vorzubereiten. Bald merkten wir je- doch, dass es dafür für uns noch zu früh war. So investierten wir uns in andere Bereiche. Mit unseren drei Kindern war in den letzten 25 Jahren auch eine Men- ge anderes dran – doch der Wunsch nach einem Einsatz liess uns nie so ganz los. So entschieden wir uns gegen Ende der Ausbildung unserer Töchter – wir waren da rund 50 Jahre alt –, eine Aus- zeit zu nehmen und das zu prüfen. SAM global ermöglichte uns, zwei Monate lang in verschiedenen Teams in Guinea mitzuarbeiten und das Leben vor Ort kennenzulernen, was uns einen guten Einblick in die Arbeit gab. Ein klares und eindeutiges Zeichen blieb zwar aus, doch wir wurden durch einen Bibelvers stark ermutigt: in Offen- barung 3,8 sagt Gott, dass er uns kennt, auch unser Schwachsein, und dass er für uns eine Tür öffnet, die niemand schlies- sen kann. Das motivierte uns, weiterzu- suchen, Türen zu öffnen und vorwärts- zugehen, im Vertrauen, dass Gott wenn nötig auch Türen schliesst. So sind wir nun seit rund drei Jahren in Kissidougou; dort, wo Gott für uns eine Tür geöffnet hat, die nur er schliessen kann, und wo wir erleben dürfen, wie abhängig wir von ihm sind.

Meine Berufung für den Einsatz in Westafrika habe ich in mehreren Schrit- ten erlebt. Allem vorausgegangen ist eine persönliche Krise während meiner Abiturzeit, in der ich nach einem Sinn für mein Leben suchte. Gott hat mir da- mals gezeigt, dass Jesus mein Leben ist und Nachfolge das grundlegende Ziel. Für mich war damit klar, dass ich mein Leben für die einzige Sache einset- zen wollte, die Ewigkeitswert hat. Auf einer Jugendkonferenz 2009 sprach Gott durch eine Liedzeile zu mir: «To the end of the earth we will go. Give us your courage.» (Deutsch: Wir wer- den bis ans Ende der Welt gehen. Gib uns deinen Mut.) War ich dazu bereit? Diese Frage beschäftigte mich in den nächsten Monaten. Im Dezember 2010 nahm ich dann an einer Silvesterfreizeit teil, deren Hauptthema «Mission» war. In dieser Woche wurde ich jeden Tag ermutigt und war einfach begeistert davon, wie Gott weltweit amWirken ist. Am Abschlussabend erklärte ich, dass ich nun überzeugt sei, dass Gott mich in Afrika einsetzen wollte. Seither bin ich diesem Plan gefolgt und in diesem Jahr endlich in Guinea gelandet.

Timo GOSEBERG (DMG), ActionVIVRE Süd Guinea

David LEUENBERGER, ProESPOIR, Guinea

Emanuel und Renate WIELAND, ProTIM 2-2-2 Kissi- dougou, Guinea

Elian MEIER, ActionVIVRE Nord, Guinea

Elias GERBER, Lighouse Battambang, Kambodscha

von 2010 bis 2017 mit seiner Frau Margrit in Guinea im Einsatz

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