03-2019 D

A M S g l o b a l l l

SERVE AND MULTIPLY 3/2019

Einsatz im Ausland – ieso?

...ganz persönlich:

EDITORIAL

Einsatz im ausland – WIESO?

«Freiwillig,

ja, aber…»

2000 Zeichen habe ich zur Verfügung, hat es geheis- sen. Auf der zweiten Seite. Pole-Position sozusagen. Eine Ehre eigentlich.Wenn da nur nichts schief geht … Die Frage: Warum bin ich hier, in Westafrika? Aus Aben- teuerlust? Bin ich davongelaufen? Ich erinnere mich noch deutlich an den Abend, an dem ich mich in einem intensiven Gebet dafür entschied, meine Zeit bewusst für Gott zu investieren. Ich hatte zuvor nie wirklich den Mut gehabt, das so festzumachen. Und an diesem Abend war es, als wenn Gott zu mir sagen würde: «Ich habe dich mit allem ausgerüstet, was du brauchst. Du bist bereit.» Und ich fühlte mich tatsächlich auch bereit – also nichts wie los! Kurzerhand meldete ich mich bei SAM global für einen Einsatz. Nur um Afrika machte ich gedanklich einen grossen Bogen; ich würde es gar nicht erst thematisieren und sass ja wohl am längeren Hebel, wenn es ummeinen Einsatzort ging. Ich sah mich in der «freiwillig, ja, aber ...»-Kategorie und hatte hinsichtlich des Angebot-Nachfrage-Verhältnisses von Kurzzeitern auch kein schlechtes Gewissen dabei. Da war sie, die gefürchtete Bitte… Geh dahin, wo du gebraucht wirst, flüsterte eine innere Stimme. Sei still, dachte ich, doch nicht mitten im Vorstel- lungsgespräch! In Asien gibt es bestimmt viele ... «Schön, dass du dich für Kambodscha interessierst, aber ... wir suchen dringend einen Lernhelfer in Guinea.» Ich schluckte. Da war sie, die Bitte, vor der ichmich gefürch- tet hatte. War ich nicht schon genug auf Gott zugegan- gen? Wäre nicht wenigstens ein Kompromiss möglich? Aber die Antwort war klar: Es ging hier nicht um mei- ne Wunschvorstellungen. Es ging um Gott und darum, mich von ihm brauchen zu lassen. Keine Sekunde bereut Seither ist viel passiert – und nicht eine Sekunde habe ich die Entscheidung bereut, nach Afrika zu reisen. Al- len Widrigkeiten zum Trotz hat Afrika auch seine schö- nen Seiten. Ich mag es, auf der Ladefläche des Pickups stehend über die rostbraunen und sandigen Holperpis- ten zu brausen. Ich mag die frischen Orangen, Bananen und Mangos. Ich mag inzwischen sogar Klara, unsere Ziege, und ich mag ... oha, die 2000 Zeichen sind schon fast aufgebraucht. Halb so schlimm. Wie wohl Ihre Liste aussehen würde?

Einsatz im Ausland – (k)ein Thema? In meiner Gemeinde war Mission bzw. interkul- turelle Arbeit nie wirklich ein Thema. Ich habe zwar durch Bücher und Berichte ab und zu mit- bekommen, dass da irgendwer irgendwo im Ausland irgendetwas tut, aber was genau und wieso überhaupt, das wusste ich nicht. Und noch viel weniger kam mir in den Sinn, dass mich das etwas angehen könnte. Diese inter- kulturellen Mitarbeitenden sind ja sowieso alles Übermenschen und speziell dafür Berufene und haben mit meiner Lebenswirklichkeit bestimmt wenig bis gar nichts zu tun. Schritt für Schritt ein verändertes Bild Bei SAM global gelandet bin ich eher per Zufall – es war eben gerade eine Stelle ausgeschrieben, die zu meinem Profil passte. Es dauerte dann auch eineWeile, bis ich wirklich verstand, was in- terkulturelle Arbeit bedeutet. Schritt für Schritt lernte ich die Projekte und unsere Mitarbeiten- den kennen. Und je länger ich hier arbeitete, desto mehr merkte ich: das sind ganz normale Menschen, die in unseren spannenden Einsatz- ländern etwas sehr Sinnvolles machen! Die dort insgesamt ziemlich normal leben und auf na- türliche Art und Weise das weitergeben, was sie wissen, können und glauben. Wieso denn nicht? Interkulturelle Arbeit ist für mich inzwischen nicht mehr etwas Ominöses irgendwo weit weg, sondern etwas Greifbares und sehr Natürliches. So stellt sich mir mehr und mehr die Frage: Wie- so sind wir eigentlich noch hier und nicht im Einsatz? Wie kann man sich angesichts der welt- weiten Situation nicht mit diesem Thema aus- einandersetzen und nicht zumindest darüber nachdenken, selber zu gehen? In diesem Focus erzählen verschiedene Mitar- beitende, weshalb sie im Einsatz sind. Manch- mal wurden sie klar und auf aussergewöhnliche Weise berufen – und manchmal war es ein ganz normaler und natürlicher Schritt.

Robert STEINER war ein Jahr lang als Kurzzeiter in Guinea und macht derzeit einen Einsatz in Kambodscha

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!

3/2019

Sarah BRÜHWILER, Kommunikation

2

Einsatz im Ausland – wieso? «Es erscheint mir naheliegend, das zu teilen»

zum Durchhalten, öffnet neue Türen oder zeigt uns, wie wir die Herausforde- rung überwinden können.

Susanne und Martin BAUMANN, ProSERTÃO, Brasilien

Seit ich inGuinea lebe, istmir erst richtigbewusst gewor- den, wie privilegiert ich aufgewachsen bin und was ich alles lernen durfte – und wie wenig selbstverständlich das in vielen anderen Ländern ist. Da wir einen Rucksack voll mit guten Gaben mitbekommen haben – einerseits durch unsere Ausbildung, andererseits durch die Liebe unseres Gottes, der uns durch Jesus Christus Sinn und Richtung im Leben schenkt – erscheint es mir nahelie- gend, dies mit anderen Menschen zu teilen, insbeson- dere mit solchen, die aufgrund ihrer Herkunft schlechter dastehen. Für diese Menschen macht es einen grossen Unterschied, zu merken, dass sie wichtig sind und sich jemand für sie interessiert, und zu erleben, dass sie etwas erreichen können, wenn jemand in ihr Leben investiert und sie sich engagieren. Darum lohnt sich unser Einsatz auf jeden Fall. Herausforderungen gehören dazu – Hitze, Staub; Geräte, die den Geist aufgeben, Diebstähle usw. Aber dies wirdmehrfach aufgewogen durch die Lebens- qualität, die wir als Familie hier haben:Wir geniessen viel Freiheit, haben Zeit füreinander, leben in der Natur und können den Kindern eine behütete Umgebung bieten. Seit 1988 sind wir in Brasilien im Einsatz. In dieser Zeit wurden wir schon oft gefragt, weshalb wir als Schwei- zer unser schönes Land verlassen haben und in diese heisse und dürre Gegend gezogen sind, um hier unser Leben zu verbringen. Schlicht geben wir zur Antwort: Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, hat uns aufs Herz gelegt, die Menschen im Nordosten Brasiliens sei- ne Liebe auf ganzheitliche Weise erleben zu lassen. In der Schweiz zu leben, ist ein grosses Privileg, aber am Ort der Berufung zu dienen, ist ein noch grösseres Pri- vileg und schenkt tiefe Lebenserfüllung. Herausforderungen gibt es überall. Wir haben im Lau- fe der Jahre folgende Lektion gelernt: Wir sollen nicht fixiert auf Probleme blicken, sondern mit Christus zu- sammen durch Schwierigkeiten schreiten. Das konnten und mussten wir schon mehrmals üben – zum Beispiel, als Susanne während fünf Jahren gesundheitlich durch «dunkle Täler» ging, als die erhofften Mitarbeitenden nicht kamen oder als in einem Dorf wegen fehlenden Bewässerungsmöglichkeiten vier Hektare Bohnen ver- dorrten. Wir durften erleben: Jesus gab und gibt Kraft Sandra TOGGENBURGER, ActionVIVRE Süd, Guinea «Mit Jesus zusammen durch Herausforderungen schreiten»

«Ein echtes Privileg!» Als mein Mann und ich nach unserem ersten Heimataufenthalt nach Guinea zurückkehrten, sagte uns jemand: «Nun wissen wir, dass ihr uns liebt. Bei eu- rem ersten Einsatz habt ihr uns nicht gekannt. Jetzt aber kennt ihr uns und ihr seid wiedergekommen!» Vertrauensvolle Beziehungen brauchen Zeit. Erst nach fünf Jahren entstanden wirklich tiefere Freundschaften. Besonders ab dem dritten Term öffneten mir dann viele ihre Herzen. Dadurch wurden sehr persönliche Gespräche, ein ge- meinsames Unterwegssein in einer zweisprachigen Bibelgruppe und die Be- gleitung von Jugendlichen möglich. Je länger ich dort war, desto mehr liebte ich die Menschen und konnte in Gesprächen und Bibelarbeiten immer besser auf ihre Situationen eingehen. Ich lernte mehr darüber, wie wichtig das «Wir» ist, um wirklich voranzukommen. Neben diesen Beziehungen schätzte ich auch meine sehr abwechslungsreichen Tätigkeiten im Einsatz und dass mein Mann und ich zusammen in einem Projekt arbeiten konnten. Es war eine in- tensive und abenteuerliche Zeit, in der ich sehr viel über Gott, mich selber und andere lernte. Mein Lebensabschnitt in Guinea: Ein echtes Privileg! «Ich erlebe eine Nähe zu Gott wie noch nie zuvor» Im August 2014 spürte ich, dass ich mich auf meinem Lebensweg vor einer Kreuzung befand. Ich verbrachte einige Tage in den Bergen und bat Gott, zu mir zu sprechen. Und da las ich diesen Vers, der auf einem Schild am Rande einesWaldwegs stand: «Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinemVater- land und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.» (1. Mose 12,1) Erst ein knappes Jahr später, im Juni 2015, als ich hörte, dass SAM global ei- nen Buchhalter für Guinea suchte, verstand ich, wohin Gott mich rief. Mehrere Wochen lang spürte ich jedes Mal, wenn ich die Stellenanzeige las, deutlich, dass Gott zu mir sprach – das war so klar, dass ich es nicht ignorieren konnte. Heute, nach etwas mehr als drei Jahren in Guinea, bereue ich es keinen Au- genblick, auf Gottes Reden damals mit einem «Ja» geantwortet zu haben. Es ist nicht immer einfach, weit weg zu sein von der Schweiz, von meiner Familie und von meinen Freunden, aber ich weiss, dass ich hierhin gehöre. Ich erlebe eine Nähe zu Gott wie noch nie zuvor und kann seine Gegenwart und Unter- stützung in meinem täglichen Leben spüren. Ohne ihn wäre ich nicht in der Lage, das zu tun, was ich tue. Ihm gebührt alle Ehre! Rahel STRAHM, langjährige Mitarbeiterin im ProESPOIR, Guinea, und jetzige Leiterin ProCONNECT, Schweiz

Frédéric MAGNIN, ProTIM 2-2-2 Conakry, Guinea

4

Interkulturelle Arbeit? Eigentlich spannend,

aber...

Das ist ganz sicher nichts für mich! oder etwa doch?

Michael MÜLLER

«Ich bin ledig – wenn ich ins Ausland gehe, dann finde ich bestimmt keinen Partner» Heute gehen die meisten ja nicht mehr jahr- zehntelang in den Einsatz, sondern für ein paar Jahre. Ich bin überzeugt, dass es sich lohnt, diese Zeit zu investieren und dafür etwas spä- ter zu heiraten – denn ein solcher Einsatz ist ein Gewinn fürs ganze Leben! Zudem kommt es auch vor, dass sich Paare im Ausland ken- nenlernen – und dann gleich jemanden an ihrer Seite haben, der ihre Vision teilt und ver- steht, was sie erlebt haben. «Wir haben Kinder» Die Zeiten, in denen Kinder in ein Internat ge- geben werdenmussten, sind vorbei. Heute kön- nen die Kinder eine internationale Schule in der Nähe besuchen oder erhalten mit Fernschul- programmen und Kurzzeitmitarbeitenden, die sich um den Unterricht kümmern, gute Betreu- ung vor Ort. Zudem profitieren auch Kinder von einem Einsatz: Sie wachsen (mindestens) zweisprachig auf und erwerben interkulturelle Kompetenz. «Ich will nicht so ein grosses Risiko eingehen» In keinem anderen Land gibt die Bevölke- rung für Versicherungen so viel aus wie in der Schweiz. Wir lieben es, uns abzusichern. Und ja: Wenn wir die Schweiz verlassen, reduziert sich die Sicherheit in einem gewissen Sinn. Aber: Dadurch haben wir auch die Chance, in eine grössere Abhängigkeit von Gott zu kommen und ihn stärker zu erleben. Ich erlebte in Gui- nea, einem der damals unsichersten Länder der Welt, in dem es praktisch keine Ausländer gab, eine der reichsten Zeiten meines Lebens. Ich durfte erfahren, dass wir es riskieren können, Gott zu vertrauen, dass er uns auch in einem unsicheren Land bewahren und mit uns etwas bewirken kann. No risk, no mission!

Die Beziehung zwischen mir und meiner Frau Priska begann schon in unseren Teenagerjahren, vor inzwischen 18 Jahren. Ich wusste damals, dass Priska einem Einsatz im Ausland gegenüber nicht abgeneigt war. Mein Standpunkt war aber klar: «Mit mir ist interkulturelle Arbeit kein Thema». Ich war überzeugt, dass ich mich in einem anderen Land und einer anderen Kultur nicht wohlfühlen könnte. Trotzdem entschied sich Priska für mich. Den Gedanken an einen Auslandeinsatz behielt sie irgendwo im Hinterkopf. Nach meiner Ausbildung zum Spengler-Sanitärinstallateur soll- te ich das Geschäft von meinem Lehrmeister übernehmen – ein Traum schien wahr zu werden! Doch je konkreter das Ganze wur- de, desto mehr bekam ich ein ungutes Gefühl dabei. Und das, ob- wohl das mein Wunsch gewesen war und ich ein super Verhältnis zu meinem damaligen Chef hatte. Wir beteten um klare Führung mit konkreten Zeichen, wenn wir das Angebot ablehnen sollten. Gott sprach unmissverständlich klar und wir erkannten, dass dies nicht der richtige Weg war. Aber was nun?! Ein Eindruck, ein Gespräch, ein Kurzeinsatz Kurz darauf hatte ich eines Abends ganz plötzlich das starke Ge- fühl, dass Gott uns, dass er MICH im Ausland haben wollte. Dieser Eindruck liess mich nicht mehr los und ich erzählte meiner Frau davon. Sie war ausser sich, denn genau an diesemTag hatte sie zu Gott gesagt, dass sie es nun akzeptierte, dass wir wohl für immer an diesem Ort bleiben würden. Sie war bereit, sich darauf einzu- lassen und sich von ihm in der Schweiz brauchen zu lassen. Und da kam ich mit solch einem «Hirngespinst»! Gottes Reden war aber so klar und eindeutig, dass ich es nicht ignorieren konnte. Kurzerhand rief ich den Verantwortlichen vom Missionsteam un- serer Gemeinde an, der erstaunlicherweise schon damit gerech- net hatte, dass wir uns bei ihm melden würden! Nur 15 Minuten später stand er bei uns in der Wohnung. Um etwas abzukürzen: nach einemKurzeinsatz mit SAM global in Guinea war unser Feuer endgültig entfacht. Wir entschieden uns, dass «Langzeiteinsatz» der Weg war, den wir gehen wollten. Motiviert starteten wir unse- re Vorbereitungszeit mit Theologie- und Sprachstudium. Für uns war von Anfang an klar, dass der Einsatz auf rund 8 bis 10 Jahre begrenzt sein würde, sollte Gott nicht etwas anderes sagen. Gaben einbringen und etwas bewirken Wir planten, im Sommer 2014 nach Kamerun auszureisen – doch nur zwei Wochen vor der Abreise wurden diese Pläne durch die Anschläge von Boko Haram abrupt durchkreuzt. Wir waren ziem-

lich niedergeschmettert von dieser Nachricht, waren wir doch motiviert zu gehen und alles war bereit, sogar die Koffer waren so gut wie gepackt. Dank Gottes gutem Plan reisten wir nur fünf Wochen später nach Guinea aus. In der Zeit rund um die Ausreise kamen manchmal Zweifel auf, ob ich mich wirklich eignete – denn ich bin zum Beispiel überhaupt nicht der Redner! Doch in Guinea sind vor allemBeziehungen und Kontakte wichtig. Es wird enorm geschätzt, wenn du deinem Ge- genüber Aufmerksamkeit und Zeit schenkst, auch wenn es nur für ein kurzes Gespräch ist, und das ist eine grosse Stärke vonmir. Der Rest ergab sich dann von selbst. So durften wir in Guinea vier Jah- re lang eine wertvolle, wenn auch durchaus herausfordernde Zeit erleben. Wir konnten unsere Gaben einbringen, Dinge bewirken, Beziehungen knüpfen, Vorbild sein, Fragen zu unserem Lebens- stil beantworten, Menschen in Alltagsgesprächen auf Jesus hin- weisen, junge Erwachsene ausbilden und ihnen eine Perspektive für die Zukunft schenken, selber an den Aufgaben und Verant- wortungen wachsen, sehen, wie Menschen aus muslimischem Hintergrund eine Entscheidung für Jesus trafen, spüren, wie wir in der Bevölkerung wertgeschätzt wurden und vieles mehr. Ich könnte ganze Seiten damit füllen. Ich habe ein Stück Heimat in Guinea zurückgelassen – und das hätte ich mir noch vor ein paar Jahren nicht im Traum vorstellen können. Kein falscher Weg, sondern eine Aufgabe auf Zeit Anders als – von uns – geplant, mussten wir unseren Einsatz vor- zeitig und sehr kurzfristig abbrechen, da meine Frau aufgrund ei- ner Allergie schwere gesundheitliche Probleme bekam. Innerhalb von nur zwei Wochen musste sie packen und sich verabschieden und reiste mit unseren drei Kindern zurück in die Schweiz, ich folgte ihnen vier Wochen später. So war das nicht geplant gewesen! Wie weiter? So ein unvorbe- reiteter Wechsel löst vieles aus und überfordert ein Stück weit. Es braucht (viel!) Zeit, um die Erlebnisse zu verarbeiten und sich wie- der mit der «Situation Schweiz» anzufreunden. Doch unser Gott ist so überwältigend gut, dass er bereits so vieles für uns vorbe- reitet hat und wir getragen sind von ihm. Wir hatten nie das Gefühl, dass Gott uns falsch geführt hat oder wir einen falschen Weg gegangen sind. Es war eine Aufgabe auf Zeit. Wieso Gott sie früher beendet hat als gedacht, ist seine Ent- scheidung. Wir sind gespannt, was er mit unserem Leben noch vorhat.

«Ich bin nicht speziell berufen dafür» Viele erwarten eine übernatürliche Berufung, wie sie bei- spielsweise Paulus erlebt hat. Aber es gibt ganz viele ver- schiedene Arten von Berufung! Silas zum Beispiel wurde berufen, indem Paulus zu ihm sagte: «Komm mit!» – und er ging mit (mehr dazu auf Seite 18). Er hat einfach auf ein vorhandenes Bedürfnis reagiert. Manchmal suchen wir zu weit, denn die Bedürfnisse sind da – und es wäre toll, wenn mehr Leute wie Silas einfach sagen würden: «Ich bin da, ich bin bereit zu dienen, wenn ich gebraucht werde.» Ja: gerade der technische oder medizinische Bereich ent- wickelt sich in der Schweiz schnell und da ist man nach ein paar Jahren Einsatz nicht mehr auf dem neusten Stand. Dafür lernt man in anderen Bereichen dazu und entwickelt andere Fähigkeiten – zum Beispiel interkulturelle Kompe- tenz, was in der multikulturellen Schweiz einen hohen Stel- lenwert hat. Zudemhat man im Einsatz oft die Möglichkeit, als Leiterin oder Leiter zu wachsen und Leitungsaufgaben zu übernehmen, auf die man in der Schweiz noch viel län- ger hätte warten müssen. Man hat mehr Raum, kreativ zu sein, sich zu entwickeln, gross zu denken, Visionen und Ideen umzusetzen – ich durfte in Guinea beispielsweise Gaben bei mir entdecken, von denen ich nichts wusste. In der Schweiz ist unsere Aufgabe meist enger eingegrenzt und so kommen oft nicht alle unsere Gaben und Fähigkei- ten zum Tragen. Viele denken immer noch, interkulturelle Mitarbeiten- de seien Übermenschen. Dabei hat jede Person, die eine Lehre oder sonst eine Ausbildung in der Schweiz gemacht hat, in unseren Einsatzländern enorm viel zu geben, denn die Schulen in der Schweiz sind überdurchschnittlich gut. Da unterschätzen wir uns häufig. Die allerwichtigsten Vor- aussetzungen für einen Einsatz sind Flexibilität, die Bereit- schaft, eine Fremdsprache zu lernen, und der Wunsch, zu dienen, das eigene Know-how weiterzugeben und Gottes Liebe zu teilen. «Ich habe Angst, beruflich den Anschluss zu verlieren» «Ich bin zu wenig begabt für einen Einsatz im Ausland»

Jürg PFISTER, Leiter SAM global

Michael MÜLLER, ehemaliger Projektleiter im ActionVIVRE Süd, Guinea

Wenn ich mal

gross bin ...

Zuerst vor der

eigenen Haustüre kehren?

…dann will ich glücklich sein. Das hat zumindest John Lennon ge- sagt. Wir alle haben unsere Träume von einem erfüllten Leben und wir alle werden nie müde, danach zu suchen. Im amerikanischen Grundgesetz ist sogar verankert, dass jeder Mensch das Recht hat, nach Glück zu streben. Aber ist das wirklich der Sinn des Lebens? Irgendwie ist es doch paradox, dass so viele an die Spitze der Karri- ereleiter und des gesellschaftlichen Lebens klettern, aber trotzdem kei- nen Lebenssinn finden. Der Hunger nach «Mehr» treibt uns an. So war es auch bei mir: Ich wollte das wilde Leben schmecken und frei sein. Ich liebte nichts so sehr, wie die Momente, in denen mir das Herz bis zum Hals schlug. Sehnsucht nach Leben Diese Sehnsucht ist von Gott in uns hineingelegt. Wie uns der Durst zu einer Quelle treibt, so treibt uns unsere Sehnsucht nach Leben zu Gott. Aber um den Sinn des Lebens zu finden, müssen wir unser Leben auf- geben. Eine der herausforderndsten Aussagen Jesu bleibt für mich die folgende: «Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir» (Matthäus 16,24). Selbstver- leugnung bedeutet, dass man nicht gemäss dem eigenen Willen und den eigenen Wünschen handelt. Jesus fordert hier einen kompletten Autoritätswechsel in allen Bereichen des Lebens. Aber genau darin liegt das Geheimnis: «Wie Christus die Blüte der Menschheit ist, so ist die Blüte je- des Menschen der Christus, der in ihm zur Vollendung kommt. Die treibende Kraft der Menschlichkeit in ihm ist Christus, er ist seineWurzel – der Anfänger und Vollender seiner Individualität.» (Major Ian Thomas, Gründer der Fa- ckelträger) Je mehr Jesus in mir Gestalt annimmt, desto mehr werde ich zu dem Menschen, den Gott im Sinn hatte, als er mich geschaffen hat. Oft glau- ben und handeln wir so, als ob wir am besten wüssten, wer wir sind und wie wir ganz wir selbst sein könnten. Wir lieben unsere Individualität und merken nicht, dass wir auf dem Holzweg sind. Wer unsere Persönlichkeit zur wirklichen Entfaltung bringt, ist Gott. Leidenschaft wecken In dem Augenblick, als Jesus mir ein neues Leben gab, habe ich erst angefangen, richtig zu leben. Ich durfte die Welt zum ersten Mal mit seinen Augen sehen. Und dann hat er mich gerufen, ihm nachzufolgen. Und derselbe Ruf gilt auch Ihnen. Wie sieht dieses Nachfolgen aus? Ein wichtiger Schritt ist, dass Gott un- ser Herz seinem Herz angleicht. Das tut er, indem er in uns eine Leiden- schaft für das weckt, was ihm wichtig ist. Das Herzstück Gottes sind wir Menschen! Er liebt die Menschen. Und je mehr wir Jesus nachfolgen, desto mehr Liebe werden wir auch haben. Jesus kam auf die Welt und wurde der Diener von allen (Markus 10,45). Würde er heute durch unsere Strassen laufen, würde er wieder dienend lieben. Und genau das tut er auch! In Ihnen und in mir läuft er heute durch die Strassen, wenn wir bereit sind, ihm nachzufolgen.

Am Praisecamp stellten wir hunderten von Jugendlichen die Frage: «Wo siehst du Not in dieser Welt?» Die Antworten sammelten wir mit roten Punkten auf einer riesigen Weltkarte. Viele nannten Gebiete, die wir aus den Nachrichten kennen, wie den Nahen Osten oder Nordkorea. Doch fast genauso viele sahen die grösste Not in der Schweiz, direkt vor der Haustür. Die Schweiz war auch das Land, in demdie meisten Jugendlichen etwas ge- gen diese Not unternehmen wollten. Dieses Beispiel zeigt, dass das Bewusstsein dafür, dass man sich auch in der Schweiz engagieren kann und soll, inzwischen sehr gross ist. Und es nimmt weiter zu: Einerseits gibt es immer mehr Initiativen für Gemeindegründungen, andererseits steht auch die Arbeit unter Ausländern in der Schweiz in vielen Ge- meinden zunehmend im Fokus. «Schön und gut, aber ich bleibe lieber hier» Durch dieses Bewusstsein für die Not von Migrantinnen und Migranten wurde schon viel Gutes bewirkt. Es hält die christlichen Gemeinden aber auch sehr auf Trab – und das hat Folgen. Wenn bei uns privat und bei der Arbeit viel läuft, liegt unser Fokus darauf, unsere eigenen Aufgaben so gut und schnell wie möglich zu erledigen. Wir lassen uns dann nur wenig von der Not ablenken, die um uns herum herrscht. So geht es auch den Gemeinden in der Schweiz: Vor der Haustüre gibt es so viel zu tun, dass nur wenig Zeit bleibt, um einen Blick über die Grenzen hinauszuwerfen. Wennwir erzählen, dass wir in Kürze als interkulturelleMitarbeitende ins Ausland reisen möchten, dann werden wir darin meistens ermutigt – gefolgt von: «Aber ich bleibe lieber hier, es gibt hier noch so viel zu tun. Und wir haben ja auch hier viele Ausländer.» Die Arbeit im Ausland wird zwar als gut und wichtig erachtet, wird aber von allen anderen Nöten verdrängt. Dadurch haben immer weniger Personen und Gemeinden Kontakt zu Mitarbeitenden im Ausland. Insbesondere die jüngere Generation kam oft noch gar nie mit dem Thema Auslandmission in Berührung oder hat ein veraltetes und verdrehtes Bild davon. Die Arbeit im Ausland kann nicht ersetzt werden Doch interkulturelle Arbeit in der Schweiz ist nicht dasselbe wie die Arbeit im Ausland. So begegnen wir imAusland ganz anderen und oftmals viel existenziel- leren Problemen. Auch kann Auslandmission durch die Arbeit unter Ausländern im eigenen Land nicht ersetzt werden: Der Leiter der Diaspora-Arbeit bei OMF erklärte kürzlich, dass sich relativ viele chinesische Austauschstudenten ausser- halb von China für ein Lebenmit Jesus entscheiden. Nur 10 Prozent von ihnen le- ben jedoch ihren Glauben nach ihrer Rückkehr nach China weiterhin aus. Wenn also die lokalen Gemeinden im Ausland, in den Herkunftsländern dieser Perso- nen, nicht ebenfalls aufgebaut und gestärkt werden, ist auch die Nachhaltigkeit der Arbeit unter Ausländern in der Schweiz nicht gesichert. Es ist daher wichtig, dass in unseren Gemeinden und theologischen Schulen auch Auslandmission ein Thema ist und bleibt. Junge Erwachsene sollen erfah- ren, wie die Arbeit im Ausland heute wirklich aussieht – und die Gelegenheit haben, sich selber vor Ort zu engagieren. Wir möchten Sie und uns ermutigen: Setzen wir uns weiterhin dafür ein!

Samuel TOM, ProVIDA, Brasilien

Daniel & Tabea FREI, interkulturelle Mitarbeitende von OMF

An dieser Stelle geben jeweils junge Erwachsene und Kurzzeitmitarbeiten- de etwas aus ihrem Leben weiter.

8

wieso nicht?

OFFEN bleiben für Gottes Wegweisung

Jesus sagt in Matthäus 28,19-20: «Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.» Somit ist die Antwort auf die Frage «Wieso?» eigentlich ganz einfach:Weil Jesus gesagt hat, dass wir gehen sollen! Ich stelle mir da eher die Frage: «Gibt es überhaupt Gründe, nicht zu gehen?» Jesus hat uns den Auftrag gegeben, die gute Nachricht sei- ner Liebe und Erlösung nicht für uns zu behalten, sondern mit allen Menschen auf der ganzen Welt zu teilen. Und so frage ich mich manchmal schon, weshalb wir als Familie hier in der Schweiz sind und nicht im Ausland, um benach- teiligten Menschen zu dienen. Theoretisch weiss ich viele «gute» Antworten darauf: Wir haben vier Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren. Bis vor kurzem waren wir als Eltern oft am Rande unserer Kräfte und sind es zeitweise immer noch. Und das in einer Umgebung, in der man sich alles, was man braucht, nach Hause liefern lassen kann – die Pizza, die Grossbestellung an Milch und die Weihnachtsgeschenke. Wir haben selbstverständlich eine Waschmaschine, einen Kühlschrank, der immer funktioniert, und einen Backofen, den wir programmieren können. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie herausfordernd das Leben im Ausland ohne all diese Hilfen sein kann – waren wir doch mit unseren zwei älteren Kindern (damals 3- und 1-jährig) während andert- halb Jahren mit SAM global in Guinea im Einsatz. Eine lange Liste mit guten Argumenten Was könnten wir im Ausland denn jetzt schon bewirken, wenn wir beide mit unserem Familienleben beschäftigt sind und kaum Kapazität für die Aufgaben vor Ort hät- ten? Auch sind die Kosten, die benötigt werden, um eine sechsköpfige Familie ins Ausland zu senden, nicht zu unter- schätzen, zumal ja nur eine dieser sechs Personen wirklich arbeiten könnte. Macht es da nicht mehr Sinn für uns, in der Schweiz zu arbeiten und unsere Finanzen grosszügig zu in- vestieren? Und die Schulbildung der Kinder? Unser Ältester kommt bald in die Oberstufe – da lohnt es sich doch nicht, jetzt nochmals einen Einsatz im Ausland ins Auge zu fassen ... Ich könnte die Liste der guten Argumente noch ziemlich lange fortsetzen und zusammengefasst sagen, dass die Antwort auf die Frage, wieso wir keinen Einsatz mehr ma- chen, lautet: «Weil das in unserem Fall keinen Sinn macht.» Wie wichtig ist die Sinnfrage? Doch beim Bibellesen stelle ich fest, dass so einiges, was ich

da lese, keinen Sinn zu machen scheint: Ist es sinnvoll, dass Noah ein Schiff mitten auf dem Land baut? Ist es sinnvoll, wenn ein Hirte 99 Schafe allein zurücklässt, um ein verlo- renes zu suchen? Macht es Sinn, dass Maria Jesus mit Öl imWert eines Jahreslohnes salbt? Und wie viel Sinn macht denn der Tod von Jesus in den Augen der Welt? So frage ich mich, wie relevant die Sinnfrage bei Gott überhaupt ist – beziehungsweise ob Gott nicht vielleicht ganz anders über Sinn und Unsinn denkt als wir. Ohne die Liebe ist alles nichts wert Der Auftrag von Jesus ist klar. Deshalb bin ich überzeugt, dass das Thema «interkulturelle Arbeit» nicht nur ein paar wenige, sondern jeden betrifft. Doch ich glaube auch, dass wir aus Liebe zu Gott und den Mitmenschen handeln sollen und nicht einfach aus blossem Gehorsam. Paulus schreibt, dass ohne die Liebe alles nichts wert ist. Somit ist es unser Gebet, dass Gott uns Liebe schenkt für ihn und für unsere Mitmenschen; dass es uns ein Herzensanliegen wird, den Segen, den er uns geschenkt hat, nicht für uns zu behalten, sondern mit anderen zu teilen. Wir brauchen einander, um uns zu ergänzen, voneinander zu lernen und einander zu helfen, ein bisschen ein grösseres Bild von unserem unfass- bar grossen Gott zu erhalten. «Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein» – auch heute Gott hat uns Schweizer mit enorm vielem gesegnet: Wir haben ein ausgezeichnetes Bildungssystem, materiellen Wohlstand, Sicherheit, politische Stabilität und Glaubens- freiheit – und ich kann mir nicht vorstellen, dass er uns das alles nur für uns selbst gegeben hat. Der Gott, der zu Ab- raham sagte: «Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein», ist auch unser Gott. Deshalb bin ich der Überzeu- gung, dass der Segen, den wir empfangen haben, anderen wieder zum Segen werden soll. Wir dürfen Gottes Liebe weitergeben. Wir dürfen den Menschen, die noch nie von ihm gehört haben, die gute Nachricht bringen, dass es ei- nen vergebenden, liebenden Gott gibt, der Gemeinschaft mit ihnen haben will. Und wir dürfen die Gaben, die wir empfangen haben, mit unseren Mitmenschen teilen – sei dies unser landwirtschaftliches, medizinisches, handwerk- liches oder theologisches Wissen, unser Geld oder was auch immer wir bekommen haben. Jeder, der schon einen Einsatz gemacht hat, wird bestätigen können, dass Men- schen in anderen Ländern mit anderen Dingen gesegnet wurden: mit Gelassenheit, mit der Kreativität, aus nichts etwas zu machen; mit einem viel konkreteren Bewusstsein für die unsichtbare Welt, mit der Bereitschaft, einen hohen

Preis für ihren Glauben zu be- zahlen, und mit vielem mehr. Paulus sagt, ein Körper habe viele Glieder – wir brauchen einander weltweit. Doch wir können uns nur ergänzen und voneinander lernen, wenn immer wieder Men- schen bereit sind, zu gehen. Gott um sein Reden bitten Was bedeutet dies nun für uns als Familie? Wir haben erlebt, dass Gott Türen öffnet und schliesst. So bitten wir ihn, uns klar zu zeigen, wenn wir – auch entgegen all dem, was uns sinnvoll erscheint – wieder einen Einsatz machen sollen. Derzeit haben wir das Gefühl, unser Platz sei mo- mentan hier in der Schweiz, und so möchten wir den Se- gen, denwir empfangen, jetzt hier anderen zum Segen wer- den lassen. Wir versuchen, in einem normalen, turbulen- ten Schweizer Familienalltag mit unseren Gaben, unseren Gebeten, unserem Geld, un- seren Kontakten und unserer Zeit den Auftrag zu leben und Gottes Liebe weiterzugeben – inWort und in Tat, so wie Je- sus es uns vorgelebt hat. Das gelingt uns nicht immer, aber manchmal.

Martina ROHNER war mit ih- rer Familie 2011-2012 in Gui- nea im Einsatz

10

Wie hat sich interkulturelle Arbeit

Interview mit Jürg Pfister, Leiter von SAM global. verändert?

Mission ist veraltet, eine lebens- längliche Verpflichtung, nur etwas für Übermenschen – zu interkul- tureller Arbeit kursieren viele abschreckende Vorurteile und Klischees. Weshalb ist das so? Ich glaube, viele Menschen haben einfach nicht mitbekommen, wie sich interkul- turelle Arbeit über die letzten Jahrzehn- te verändert hat, da sie keinen direkten Bezug dazu haben. Früher war manches wirklich so, wie das heute in den Klischees dargestellt wird – aber inzwischen ist eine enorme Entwicklung geschehen. Wie sieht diese Entwicklung aus? Heute gibt es sehr viele Länder mit vielen evangelischen Christen und gut ausgebil- deten Leuten – das war vor 130 Jahren, als SAM global gegründet wurde, oder auch vor 30 Jahren noch anders. Wir müssen deshalb genau prüfen, wo es noch Leute aus demWesten braucht und wozu – und wo nicht. Inzwischen gibt es auch immer mehr Mit- arbeitende aus der Zweidrittel-Welt, also aus Asien, Lateinamerika und Afrika. Zum Beispiel senden einige asiatische Länder jedes Jahr hunderte Mitarbeitende in die ganze Welt. Trotzdem haben wir aus dem Westen immer noch eine sehr wichtige Funktion: Wir haben in der Vergangenheit in der interkulturellen Arbeit viele Fehler gemacht – fehlende Sensibilität gegen- über Kulturen, keine kontextualisierten

war man praktisch «weg vom Fenster», sobald man im Einsatzland war, vielleicht kam alle zwei bis drei Monate mal ein Brief aus der Heimat. Jetzt ist man über die digitalen Medien ständig vernetzt, unabhängig davon, wo man ist. Früher gingen Kinder von interkulturellen Mitar- beitenden häufig in ein Internat, um eine gute Schulbildung zu bekommen. Heute wird intensiv nach Lösungen gesucht, da- mit die Familien an einemOrt zusammen- bleiben können. All das hat einen Einfluss auf die Einsatzgestaltung. Für uns ist es wichtig, die Stärken und Prioritäten der verschiedenen Generationen zu kennen und darauf einzugehen. Weshalb wird heute nicht mehr von Mission, sondern von interkultureller Arbeit gesprochen? Der Begriff Mission ist häufig negativ be- haftet und wird mit dem unrühmlichen Kapitel der Kreuzzüge assoziiert – und damit wollen auf keinen Fall in Verbin- dung gebracht werden. Wir möchten den Leuten vor Ort weder etwas überstülpen noch ihre Kultur zerstören. Zudem haben viele Personen ein sehr enges Bild von Mission. Interkulturelle Arbeit, also die Arbeit mit Menschen verschiedener Kul- turen, beschreibt unsere vielseitigen Tä- tigkeiten besser. Es sind in der Vergangenheit Fehler pas- siert, auch bei SAM global, aber im Gros- sen und Ganzen können wir trotzdem sagen: wir konnten in vielen Ländern

einen wesentlichen Beitrag leisten und etwas verändern! Zum Beispiel in der Gesundheitsversorgung: In Angola und in der Waldregion Guineas konnte durch unsere Arbeit Lepra praktisch ausgerottet werden. AIDS-Kranke in der Waldregion Guineas erhielten zum ersten Mal eine Behandlung und in Angola und Guinea haben hunderte von Blinden dank Opera- tionen ihr Augenlicht zurückerhalten. In der Theologie konnten wir die Leute dazu bewegen, sich zu überlegen: Was bedeu- ten die verschiedenen biblischen Aussa- gen für unsere Kultur, wie können wir das übersetzen? Auch in anderen Bereichen, zum Beispiel in der Bildung oder der Landwirtschaft, konnte echte und nach- haltige Veränderung bewirkt werden. Wie versteht SAM global denn Gottes Auftrag, den Missionsbefehl, heute? Heute ist sehr wichtig, genau hinzusehen, wie die aktuelle humanitäre und geistli- che Situation aussieht. Wo sind noch ech- te Bedürfnisse? Wo sind vertrauenswürde Partner? Die Sustainable Development Goals, die nachhaltigen Entwicklungszie- le, sind ebenfalls wichtig, um zu entschei- den, wo wir uns noch investieren sollen. Wo und wie braucht es uns, wo können wir einen Beitrag leisten? Was damals wie heute gleich ist: Wir möchten den Leuten zeigen, dass jemand sie liebt – auf praktische Art auf Weise. Wir möchten ihnen eine Hoffnung und eine Perspektive für ihr Leben geben, aber auch darüber hinaus.

Methoden etc. Wenn wir die «neuen» Mit- arbeitenden unterstützen, können solche Fehler vielleicht vermiedenwerden. Unse- re langjährige Erfahrung ist sehr wertvoll. Zudem ist die Kaufkraft in westlichen Län- dern immens und so spielen wir auch von den Finanzen her eine wichtige Rolle: Wir können einfacher Leute aussenden, aber auch lokale Mitarbeitende unterstützen. Auch die Arbeit in den Einsatzländern hat sich verändert: Heute geht es nicht mehr in erster Linie darum, Dinge selber zu machen, sondern Prozesse auszulösen, Capacity Building zu betreiben und Leu- te auszubilden – und dabei gleichzeitig von ihnen zu lernen. Deshalb haben wir als Vision auch «Mit Bildung Leben verän- dern» definiert. Es wird verstärkt projekto- rientiert gearbeitet: Während man früher ohne konkreten Plan einfach auf die Be- dürfnisse eingegangen ist, überlegt man sich heute viel stärker, wie man nachhal- tige Veränderung auslösen kann. Das Ziel ist von Anfang an, das Projekt eines Tages an die lokale Bevölkerung zu übergeben. Auch hilft man heute nicht mehr in erster Linie mit Geld, sondern unterstützt die Leute darin, selber ein Einkommen zu er- wirtschaften. So können Abhängigkeiten vermieden werden. Wie hat sich interkulturelle Arbeit bei SAM global verändert? Als SAM global gegründet wurde, arbei- teten wir praktisch überall in Pioniersitu- ationen. Es gab noch kaumPartner in den Einsatzländern und vieles war von unse-

ren Mitarbeitenden abhängig. Heute ist das anders: Wir haben vielerorts gute Partner, mit denen wir zusammenarbei- ten können. Wir sind dadurch effizienter, können mehr umsetzen und Wissen und Fähigkeiten multiplizieren. Heute gehen die Projekte meist auch ohne unsere Prä- senz vor Ort weiter. Wir sind kulturell sensibler und differen- zierter geworden. Wir überlegen uns viel stärker, was in welchem Kontext wirk- lich Sinn macht – und reflektieren auch unsere eigene Kultur kritischer: Was ist wirklich biblisch und was machen wir einfach, weil es unserer Schweizer Kultur entspricht? Lange sind unsere Mitarbeitenden zu- dem als «Career Missionaries» für einen fast lebenslangen Einsatz ausgereist. Aktuell liegt die durchschnittliche Ein- satzzeit bei sieben Jahren. Während das einerseits herausfordernd ist, hat es auch Vorteile: Die Einsatzleistenden überle- gen sich viel eher, wie sie die Projekte übergeben können und bilden entspre- chende Personen aus. Was hat sich für die Mitarbeitenden verändert? Heute steht für die Einsatzleistenden stär- ker im Vordergrund, dass sie ihr Know- how und ihre Gaben sinnvoll einbringen können. Deshalb gibt es Stellen- und Pro- jektbeschriebe. Bei jedem neuen Bewer- ber und jeder neuen Bewerberin schauen wir: Wo passt er oder sie am besten hin? Wofür schlägt sein Herz, welches Projekt

entspricht seiner Vision? An welchemOrt können die Gaben und Fähigkeiten am besten eingebracht werden? Ein weiterer Unterschied: Früher standen wir bei der Weitergabe des Evangeliums viel mehr im Vordergrund. Heute arbei- ten unsere Mitarbeitenden diesbezüg- lich eher imHintergrund und sensibilisie- ren, trainieren, fördern und unterstützen lokale Mitarbeitende, welche die Kultur und Sprache perfekt kennen. Wieso hat sich interkulturelle Arbeit denn überhaupt so gewandelt? Die Welt hat sich verändert – Kontinente wie Afrika, Asien und Südamerika haben einen Wandel durchgemacht, sowohl wirtschaftlich als auch im geistlichen Bereich. Dadurch mussten wir natürlich überlegen, was das für uns als SAMglobal bedeutet: Wie können wir diesen Leuten heute am besten dienen? Wie können wir wirklich auf aktuelle Bedürfnisse ein- gehen? Was gestern gut war, muss heute nicht mehr passen. Ausserdem haben wir natürlich aus Fehlern gelernt. Zudem hat sich auch die Schweiz verän- dert. Wir haben neue Möglichkeiten und die heutigen Generationen denken und handeln anders. Ein paar Beispiele: Heu- te hatte jede und jeder in Europa schon einmal Kontakt mit Personen aus ande- ren Kulturen, kulturelle Sensibilität ist auch hier ein Thema – als ich vor 27 Jah- ren das erste Mal in Schwarzafrika war, war das noch ganz anders. Vor 30 Jahren

12

Einsatzbereiche WELCHE

Wer ist geeignet?

GIBT ES? *

*mit einem Augenzwinkern zu geniessen!

Theologische Bildung und pastorale Dienste Für einen Hausbesuch reisen Sie mal locker bis ans Ende der Welt – oder zumindest mitten in den Busch. Sie werden mit spannen- den, neuen Fragen konfrontiert, die Ihnen in der Schweiz sicher- lich noch niemand gestellt hat, etwa zu Polygamie oder Animis- mus. Sie erleben eine in Tänzen und Gesang geäusserte Freude und Begeisterung für Gott, wie Sie sie in Europa wohl noch sel- ten gesehen haben. Sie können Ihr Wissen weitergeben und andere auf ihrem Weg mit Gott nachhaltig prägen. Mit Multipli- kationswirkung. Administration und Support Zahlen mit vielen Nullen und lan- ge Exceltabellen lassen Ihr Herz höherschlagen. Es bringt Sie nicht aus der Ruhe, wenn ein wichtiger Vertrag nur mit einem Finger- abdruck unterzeichnet wurde oder ein paar von Hand hinge- kritzelte Zahlen als Beleg für den Jahresabschluss gelten müssen. Ämter zu besuchen gehört zu Ihren Lieblingsbeschäftigungen und Sie sehen jeden Ämtergang als Chance, um Freundschaften mit den anderen Wartenden zu schliessen. In alldem dürfen Sie stets wissen: ohne Sie würde in den Projekten gar nichts funktio- nieren.

Landwirtschaft Sie entdecken Pflanzen und Schädlinge, die Sie in kei- nem Lexikon finden. Sie lernen absolute Alleskönner in der Pflanzenwelt kennen und können nur darüber staunen, wie wunderbar unsere Natur eingerichtet ist. Wassermangel und trockene Böden schrecken Sie nicht ab – denn trotz aller Widrigkeiten dürfen Sie im- mer wieder erleben, wie Gott Ihnen neue Ideen und reiche Ernten schenkt und wie dankbar die Bevölke- rung für Ihre Arbeit ist.

Bildung Sie haben viel Geduld dafür, einfache und hochkomplexe Dinge praktisch zu erklären. Sie sind gerne mittendrin statt nur dabei. Sie genies- sen es, «back to the roots» zu sein und fernab von hochtechnischen Mitteln zu unterrichten – und dabei auch kreativ zu werden und Ihr Lehrmittel selber herzu- stellen, da es schlicht noch nichts Geeignetes gibt. Sie dürfen sehen, wie sich Ihr Wissen multipliziert und wie das, was Sie jemandem bei- bringen, dessen Leben wirk- lich so richtig verändert.

psychische und physische Stabilität offen für Neues flexibel teamfähig konfliktfähig Liebe für Menschen persönlicher Glaube an Jesus Christus humorvoll bescheiden abenteuerlustig lernbereit anpassungsfähig aktive Mitarbeit in einer Gemeinde

Handwerk und Technik

Raum für Improvisation und Kreativität ist vorhanden – und zwar jede Menge! Idealerwei- se macht es Ihnen nichts aus, das Material für Ihre Arbeit im nächsten und übernächsten und überübernächsten Ort zu- sammenzusuchen – denn die Fahrt dorthin sowie der Markt- besuch sind grosse Abenteuer. Grosse Bewunderung für Ihre Arbeit vonseiten der Bevölke- rung ist Ihnen sicher.

Sprachkenntnisse oder Bereitschaft, eine neue Sprache zu lernen Bereitschaft zum Aufbau eines persönlichen Unterstützerkreises

Führungskräfte für Social Business Keine Herausforderung ist Ihnen zu gross! Sie lieben es, eigene Businessideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Als Mul- titalent arbeiten Sie in der Administration, der Planung und der Leitung und knüpfen zudem Beziehungen. Sie sind sich nicht zu schade, vom ersten Hahnenschrei bis zum Sonnenuntergang Vollgas zu geben – denn Sie können mit viel Freiheit das tun, wofür Ihr Herz brennt. Und damt die Welt verändern.

Medizinische Arbeit und Prävention Sie werden Dinge sehen, die Sie noch nie zuvor gesehen haben (wir möch- ten jetzt hier noch nicht zu sehr ins Detail gehen, um Ihnen die Überraschung nicht zu verderben). Sie behandeln Krankheiten, die der Medizinmann seit mehreren Jahren erfolglos zu kurieren versucht. Teilweise werden Sie als Wun- derheiler angesehen. Sie retten Leben – und erleben grosse Dankbarkeit.

Melden Sie sich! 052 269 04 69 oder engagement@sam-global.org Alle unsere Stellen finden Sie auf www.sam-global.org/einsatz

14

Wie

habt ihr eure «Berufung» fürs

Ausland entdeckt?

Eigentlich hatte ich gar keine neue Be- rufung gesucht. Ich stand voll im Berufs- leben und war ausgefüllt. Ich hatte eine spannende Stelle als Agronommit gros- ser Verantwortung und ich liebte meine Aufgabe. Auch privat ging es mir gut und ich engagierte mich stark in unserer Gemeinde. Die Berufung für einen Auslandeinsatz kam unerwartet, fast wie aus heiterem Himmel. Sie begann in einem simplen und zufälligen Gespräch mit Jürg, dem Leiter von SAM global. Er erzählte mir von den Projekten in Guinea und dass gerade ein Agronom gesucht werde. In einem Nebensatz erwähnte er, dass je- mand wie ich für diese Aufgabe genau richtig wäre. Diese Bemerkung blieb nicht ohne Wir- kung und meine Frau und ich diskutier- ten zu Hause darüber. Wir kamen aber zum Schluss, dass ein Bedürfnis von SAM global noch kein Grund war, anzu- nehmen, dass wir damit gemeint waren und darauf reagieren mussten. Ein paar Wochen später kam an einer christlichen Veranstaltung ein Bekann- ter auf uns zu und sprach uns an. Er sagte, Gott hätte ihm gezeigt, dass wir in einen wichtigen Dienst gerufen wer- den. Ein Dienstauto sei schon bereit und es würde alles ziemlich schnell ge- hen. Das hat uns buchstäblich fast um- gehauen. So etwas war uns noch nie passiert! Nach dieser Begegnung gab es weitere Bestätigungen. Schon bald darauf reisten wir nach Guinea aus, um das Landwirtschaftsprojekt ProAGRO aufzubauen. Daniel BERGER, Gründer ProAGRO,

Vielleicht wurde mir meine «Berufung» fürs Ausland, wenn man denn davon sprechen kann, bereits in die Wiege gelegt. Entdeckt habe ich sie jedenfalls erst später und eher «per Zufall». Lange hatte ich das Gefühl, nicht der Richtige für interkulturelle Arbeit zu sein, doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. ImMärz 2016 kündigte ichmeine Stelle. Ich wünschte mir, meinem Leben neu- en Schwung zu verpassen und meine Stärken für etwas Sinnvolles und Nach- haltiges zu investieren – wusste aber nicht genau, was das sein könnte. Ich machte jedoch mit Gott aus, dass ich mich für einen Auslandeinsatz melden würde, sollte mich jemand konkret darauf ansprechen. Nach mehrmona- tiger erfolgloser Stellensuche traf ich in einem Kurs auf Patrick, der gerade von einem Einsatz mit SAM global in Guinea zurückgekommen war. Eines führte zum andern und bereits drei Monate später war ich in Kambodscha. Ursprünglich war der Einsatz nur auf ein Jahr begrenzt, doch mir wurde be- reits nach vier Wochen klar, dass ich am richtigen Ort gelandet war. In diesem ersten Jahr durfte ich merken, dass ich meine Fähigkeiten hier gewinnbrin- gend einsetzen kann und ich dank den Stärken und Charaktereigenschaften, die ich mitbringe, gut geeignet bin für die Arbeit imAusland. Und so entschied ich mich für ein längerfristiges Engage- ment.

Drusilla und ich sind als «Third Culture Kids» in Djibouti (Ostafrika) bzw. Boli- vien (Südamerika) aufgewachsen. Für uns beide war es ganz natürlich, auch ein Leben ausserhalb der Schweiz ins Auge zu fassen. Die Vision, einmal in ei- nem armen Land mitanzupacken, war dann auch eine wesentliche Motivation für mich, das Medizinstudium in Angriff zu nehmen. Auch in unserer Beziehung war ein Auslandeinsatz von Anfang an ein Thema. Anfang 2009 brachen wir unsere Zelte in der Schweiz ab und reisten mit un- serer drei Monate alten Tochter nach Grossbritannien, wo ich einen Tropen- kurs absolvierte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine Ahnung, wohin uns Gott führen würde – wir wussten einfach, dass wir nicht länger in der Schweiz bleiben sollten. Es war ein Ge- horsamsschritt, den Gott aber sofort belohnte: Kaum waren wir in England angekommen, ergaben sich Kontakte zu SAM global und zum medizinischen Projekt ProESPOIR, was schliesslich dazu führte, dass wir Ende 2010 nach Guinea ausreisten. Während dieses Prozesses gab uns Gott einen tiefen Frieden, der uns seither nicht mehr ver- lassen hat: Wir wissen, dass wir hier am richtigen Ort sind

Als Kind las ich viele Bücher über in- terkulturelle Arbeit und immer, wenn Langzeitmitarbeitende aus ihrem Le- ben erzählten, spürte ich den Wunsch, selber ins Ausland zu gehen. Mit 20 Jah- ren machte ich einen Kurzzeiteinsatz in Senegal. Es gefiel mir sehr gut und ich konnte mir danach einen Langzeitein- satz erst recht vorstellen. Zuhause wartete aber mein Freund (und heuti- ger Ehemann) Simon auf mich, für den interkulturelle Arbeit kein Thema war. So rückte diese Option in den Hinter- grund. Wir investierten uns in unsere Ausbildung und das Engagement in der Gemeinde. Bei jedem Missionsgottes- dienst wurde aber bei mir der Wunsch, selber zu gehen, wieder geweckt. Am Ende unserer Ausbildungen stell- ten wir uns die Frage, wie unsere Zu- kunft aussehen sollte. Ich staunte nicht schlecht, als Simon sagte, dass interkul- turelle Arbeit inzwischen durchaus ein Thema für ihn sei. So suchten wir das Gespräch mit mehreren Organisatio- nen. Wir hatten keine Ahnung, wohin wir gehen oder was wir tun sollten; wir vertrauten einfach darauf, dass Gott Türen öffnen oder schliessen würde. Heute arbeiten wir mit SAM global in Guinea und staunen immer wieder da- rüber, wenn wir Gottes Wirken in unse- rer Arbeit und unserem Leben entde- cken dürfen.

Wir begannen schon als junges Ehe- paar, uns für einen Einsatz im Ausland vorzubereiten. Bald merkten wir je- doch, dass es dafür für uns noch zu früh war. So investierten wir uns in andere Bereiche. Mit unseren drei Kindern war in den letzten 25 Jahren auch eine Men- ge anderes dran – doch der Wunsch nach einem Einsatz liess uns nie so ganz los. So entschieden wir uns gegen Ende der Ausbildung unserer Töchter – wir waren da rund 50 Jahre alt –, eine Aus- zeit zu nehmen und das zu prüfen. SAM global ermöglichte uns, zwei Monate lang in verschiedenen Teams in Guinea mitzuarbeiten und das Leben vor Ort kennenzulernen, was uns einen guten Einblick in die Arbeit gab. Ein klares und eindeutiges Zeichen blieb zwar aus, doch wir wurden durch einen Bibelvers stark ermutigt: in Offen- barung 3,8 sagt Gott, dass er uns kennt, auch unser Schwachsein, und dass er für uns eine Tür öffnet, die niemand schlies- sen kann. Das motivierte uns, weiterzu- suchen, Türen zu öffnen und vorwärts- zugehen, im Vertrauen, dass Gott wenn nötig auch Türen schliesst. So sind wir nun seit rund drei Jahren in Kissidougou; dort, wo Gott für uns eine Tür geöffnet hat, die nur er schliessen kann, und wo wir erleben dürfen, wie abhängig wir von ihm sind.

Meine Berufung für den Einsatz in Westafrika habe ich in mehreren Schrit- ten erlebt. Allem vorausgegangen ist eine persönliche Krise während meiner Abiturzeit, in der ich nach einem Sinn für mein Leben suchte. Gott hat mir da- mals gezeigt, dass Jesus mein Leben ist und Nachfolge das grundlegende Ziel. Für mich war damit klar, dass ich mein Leben für die einzige Sache einset- zen wollte, die Ewigkeitswert hat. Auf einer Jugendkonferenz 2009 sprach Gott durch eine Liedzeile zu mir: «To the end of the earth we will go. Give us your courage.» (Deutsch: Wir wer- den bis ans Ende der Welt gehen. Gib uns deinen Mut.) War ich dazu bereit? Diese Frage beschäftigte mich in den nächsten Monaten. Im Dezember 2010 nahm ich dann an einer Silvesterfreizeit teil, deren Hauptthema «Mission» war. In dieser Woche wurde ich jeden Tag ermutigt und war einfach begeistert davon, wie Gott weltweit amWirken ist. Am Abschlussabend erklärte ich, dass ich nun überzeugt sei, dass Gott mich in Afrika einsetzen wollte. Seither bin ich diesem Plan gefolgt und in diesem Jahr endlich in Guinea gelandet.

Timo GOSEBERG (DMG), ActionVIVRE Süd Guinea

David LEUENBERGER, ProESPOIR, Guinea

Emanuel und Renate WIELAND, ProTIM 2-2-2 Kissi- dougou, Guinea

Elian MEIER, ActionVIVRE Nord, Guinea

Elias GERBER, Lighouse Battambang, Kambodscha

von 2010 bis 2017 mit seiner Frau Margrit in Guinea im Einsatz

16

Page 1 Page 2-3 Page 4-5 Page 6-7 Page 8-9 Page 10-11 Page 12-13 Page 14-15 Page 16-17 Page 18-19 Page 20-21 Page 22-23 Page 24-25 Page 26-27 Page 28

Made with FlippingBook flipbook maker