03-2019 D

Führung praktisch erleben – ein paar konkrete Tipps:

Habe ich da etwas

falsch verstanden?

1

Bibel lesen

Immer wieder kommt es vor, dass jemand früher als geplant nach Hause kommen muss. Und jetzt?Was bedeutet das?Wurde das mit der Berufung etwa falsch verstanden?

Gott redet durch sein Wort. Er zeigt uns seine Prioritäten und prägt unsere Werte (allgemeiner Wille Gottes) und spricht auch durch spezielle Bibelworte an entscheidenden Tagen (persönliche Führung).

2

– die Arbeit lief ganz gut, aber das Alleinsein und mein schmerzendes Knie bereiteten mir zunehmend Mühe. Letztes Jahr folgte dann in der Schweiz eine Knieprothesenoperation und es wurde schnell klar, dass mit diesem «humpe- ligen und heizenden» Kniegelenk eine Rückkehr nach Guinea nicht möglich war. Doch Gott hat mir inmitten schwieriger Fragen rund um meine Zukunft ein besonderes Ge- schenk gemacht: Marianne. Dass ich so schnell wieder eine liebe Frau finden würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt. 2018 heirateten wir. Für uns beide bedeutet dies auch eine neue Be- rufung. Wenn ich heute zurückschaue oder an unsere Zukunft denke, so sind nicht alle Fragen rund um die Berufung geklärt. Jedoch sind wir ganz sicher, dass Gott uns trotz allem gut und richtig geführt hat und auch weiterhin führen wird! Vieles wurde in meinem Leben auf den Kopf ge- stellt. Die Dauer einer speziellen Berufung kann sich überraschend verändern und entspricht manchmal nicht unseren Vorstellungen. Das ist aber kein Grund, daran zu zweifeln, ob man Gott richtig verstanden hat.

Beten

Als wir 1993 als Familie aus Angola in die Schweiz zurückkehrten, tauchte die bohrende Frage auf, ob wir unsere Berufung falsch verstanden hat- ten. Wir hatten uns im Jahr 1987 in Portugal auf unseren Einsatz vorbereitet, hatten gebetet und massenhaft offene Türen angetroffen. Viele Menschen hatten unser Vorhaben bestätigt, wir hatten genügend Finanzen und keine Visapro- bleme. Natürlich, es war Krieg in Angola, aber das Leben ging auch so weiter. Nach einigen Jahren im Einsatz war der Krieg dann plötzlich vor unserer Haustüre, wir flohen nach Namibia und blieben fast ein Jahr lang dort. Wir wohn- ten an zehn (!) verschiedenen Orten, fühlten uns aber trotz der vielen Wechsel und Herausforde- rungen sehr wohl. Doch dann kam der Frust: Wir erhielten keine Visa mehr und kehrten in die Schweiz zurück. Vor 6 Jahren, 2013, reisten meine Frau Annalies und ich dann für einen zweiten Einsatz aus, die- ses Mal nach Guinea. Auch auf diesen Einsatz hatten wir uns gut vorbereitet, Sprache aufge- frischt und Kurse besucht. Wir fanden unseren Platz und freuten uns über unsere vielseitigen Projekte. 2016 wurde Annalies krank und fünf Monate später war sie bei Jesus angekommen. Alleine kehrte ich wieder nach Guinea zurück

Beten und hören, was Gottes Geist uns zu sagen hat. Es hilft auch, konkret für Einsatzleistende zu beten – das erweitert die Perspektive für das eigene Leben.

3

Persönlicher Kassensturz

Was sind meine Stärken und Schwächen? Wofür schlägt mein Herz? Was begeistert mich? Wie wurden im letzten Jahr andere durch mich gesegnet? All das hat Gott mir anvertraut und ich soll es zu seiner Ehre einsetzen. Vielleicht hilft hier auch ein Persönlichkeitstest ganz konkret weiter.

4

Infos einholen

Wie sieht interkulturelle Arbeit heute (nicht gestern) aus? Newsletter von Einsatzleistenden abonnieren, persönlichen Kontakt herstellen, Bücher lesen, Webseiten besuchen …

5

Rat von anderen einholen

Wie erleben sie mich? Wo sehen sie meine Stärken und Schwächen? Fremdeinschätzung ergänzt meine Selbstwahrnehmung. Coaching dankbar annehmen.

6

Meine Gemeindeleitung fragen

Wie sehen und erleben sie mich? Würden sie mich aussenden, meinen Einsatz unterstützen? Sie sind eine geistliche Autorität, die Gott in mein Leben gestellt hat.

Fredi RAYMANN

7

Missionarischen Lebensstil einüben Im Alltag von dem erzählen, was ich mit Jesus erlebe. Erfahrungen sammeln. Zuhause üben, was ich vielleicht später im Ausland tun will. Mich um Migranten in meiner Umgebung kümmern.

Unsere Zeit in Kamerun war 2015 nach knapp vier Jahren vorbei. Wir haben uns wegen po- litischen Unsicherheiten gegen eine Wieder- ausreise entschieden. Eigentlich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, denn wir hatten schon so viel in Sprache und Kultur investiert! Das war für uns sehr schwierig zu akzeptieren. Hatten wir etwa Gott und unsere Berufung falsch verstan- den, als wir uns für einen Einsatz entschieden? Nein! Ich zweifle nicht daran, dass Gott uns dort haben wollte. Verschiedene Erlebnisse und Ein- drücke über die Jahre hinweg zeigten klar, dass Gott uns meinte. Unser Grundsatz war aber schon vor der Ausreise, dass unsere Berufung nicht an einen Ort gebunden ist, sondern an den Auftrag, Gott zu dienen. Das umzusetzen, war dann aber gar nicht immer so einfach … In unserem ersten Jahr in der Schweiz habe ich

versucht, hier anzukommen. Gedanken an die Zeit in Kamerun habe ich verdrängt. In der Woh- nung wollte ich nichts haben, was mich täglich an Afrika erinnerte und traurig machte. Der Kurs «uf em Wäg» für interkulturelle Mitarbeitende war für mich entscheidend, um unseren Weg zu akzeptieren. Wir haben nach wie vor viele Fragen, die vielleicht nie beantwortet werden. Mein persönlicher Wunsch ist, dass ich einmal in einer Aufgabe stehe, bei der ich sehen darf, dass es genau diesen Weg dafür gebraucht hat. Die Geschichte von Mose ermutigt mich dabei im- mer wieder – er erhielt erst mit 80 Jahren seinen wichtigsten Auftrag. Für den Moment sehe ich meine Berufung darin, Jesus zu lieben und mit ihm unterwegs zu sein in meiner Familie.

8

Austesten

Durch Aktionen vor Ort, Adonia-Konzerte, Kurzeinsätze, Auslandssemester, Auslandsreisen etc.

9

Gott führt durch Umstände Er verschliesst Türen und öffnet andere … darauf darf ich vertrauen.

10

Schritte wagen

Ein Auto kann man nur lenken, wenn es in Bewegung ist. Nicht warten, bis alles klar ist und alle Zweifel beseitigt sind. Umsetzen, was ich bereits verstanden habe. Dann wird Gott mich lenken.

Sara MEIER

20

Made with FlippingBook flipbook maker