03-2019 D

Einsatz im Ausland – wieso? «Es erscheint mir naheliegend, das zu teilen»

zum Durchhalten, öffnet neue Türen oder zeigt uns, wie wir die Herausforde- rung überwinden können.

Susanne und Martin BAUMANN, ProSERTÃO, Brasilien

Seit ich inGuinea lebe, istmir erst richtigbewusst gewor- den, wie privilegiert ich aufgewachsen bin und was ich alles lernen durfte – und wie wenig selbstverständlich das in vielen anderen Ländern ist. Da wir einen Rucksack voll mit guten Gaben mitbekommen haben – einerseits durch unsere Ausbildung, andererseits durch die Liebe unseres Gottes, der uns durch Jesus Christus Sinn und Richtung im Leben schenkt – erscheint es mir nahelie- gend, dies mit anderen Menschen zu teilen, insbeson- dere mit solchen, die aufgrund ihrer Herkunft schlechter dastehen. Für diese Menschen macht es einen grossen Unterschied, zu merken, dass sie wichtig sind und sich jemand für sie interessiert, und zu erleben, dass sie etwas erreichen können, wenn jemand in ihr Leben investiert und sie sich engagieren. Darum lohnt sich unser Einsatz auf jeden Fall. Herausforderungen gehören dazu – Hitze, Staub; Geräte, die den Geist aufgeben, Diebstähle usw. Aber dies wirdmehrfach aufgewogen durch die Lebens- qualität, die wir als Familie hier haben:Wir geniessen viel Freiheit, haben Zeit füreinander, leben in der Natur und können den Kindern eine behütete Umgebung bieten. Seit 1988 sind wir in Brasilien im Einsatz. In dieser Zeit wurden wir schon oft gefragt, weshalb wir als Schwei- zer unser schönes Land verlassen haben und in diese heisse und dürre Gegend gezogen sind, um hier unser Leben zu verbringen. Schlicht geben wir zur Antwort: Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, hat uns aufs Herz gelegt, die Menschen im Nordosten Brasiliens sei- ne Liebe auf ganzheitliche Weise erleben zu lassen. In der Schweiz zu leben, ist ein grosses Privileg, aber am Ort der Berufung zu dienen, ist ein noch grösseres Pri- vileg und schenkt tiefe Lebenserfüllung. Herausforderungen gibt es überall. Wir haben im Lau- fe der Jahre folgende Lektion gelernt: Wir sollen nicht fixiert auf Probleme blicken, sondern mit Christus zu- sammen durch Schwierigkeiten schreiten. Das konnten und mussten wir schon mehrmals üben – zum Beispiel, als Susanne während fünf Jahren gesundheitlich durch «dunkle Täler» ging, als die erhofften Mitarbeitenden nicht kamen oder als in einem Dorf wegen fehlenden Bewässerungsmöglichkeiten vier Hektare Bohnen ver- dorrten. Wir durften erleben: Jesus gab und gibt Kraft Sandra TOGGENBURGER, ActionVIVRE Süd, Guinea «Mit Jesus zusammen durch Herausforderungen schreiten»

«Ein echtes Privileg!» Als mein Mann und ich nach unserem ersten Heimataufenthalt nach Guinea zurückkehrten, sagte uns jemand: «Nun wissen wir, dass ihr uns liebt. Bei eu- rem ersten Einsatz habt ihr uns nicht gekannt. Jetzt aber kennt ihr uns und ihr seid wiedergekommen!» Vertrauensvolle Beziehungen brauchen Zeit. Erst nach fünf Jahren entstanden wirklich tiefere Freundschaften. Besonders ab dem dritten Term öffneten mir dann viele ihre Herzen. Dadurch wurden sehr persönliche Gespräche, ein ge- meinsames Unterwegssein in einer zweisprachigen Bibelgruppe und die Be- gleitung von Jugendlichen möglich. Je länger ich dort war, desto mehr liebte ich die Menschen und konnte in Gesprächen und Bibelarbeiten immer besser auf ihre Situationen eingehen. Ich lernte mehr darüber, wie wichtig das «Wir» ist, um wirklich voranzukommen. Neben diesen Beziehungen schätzte ich auch meine sehr abwechslungsreichen Tätigkeiten im Einsatz und dass mein Mann und ich zusammen in einem Projekt arbeiten konnten. Es war eine in- tensive und abenteuerliche Zeit, in der ich sehr viel über Gott, mich selber und andere lernte. Mein Lebensabschnitt in Guinea: Ein echtes Privileg! «Ich erlebe eine Nähe zu Gott wie noch nie zuvor» Im August 2014 spürte ich, dass ich mich auf meinem Lebensweg vor einer Kreuzung befand. Ich verbrachte einige Tage in den Bergen und bat Gott, zu mir zu sprechen. Und da las ich diesen Vers, der auf einem Schild am Rande einesWaldwegs stand: «Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinemVater- land und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.» (1. Mose 12,1) Erst ein knappes Jahr später, im Juni 2015, als ich hörte, dass SAM global ei- nen Buchhalter für Guinea suchte, verstand ich, wohin Gott mich rief. Mehrere Wochen lang spürte ich jedes Mal, wenn ich die Stellenanzeige las, deutlich, dass Gott zu mir sprach – das war so klar, dass ich es nicht ignorieren konnte. Heute, nach etwas mehr als drei Jahren in Guinea, bereue ich es keinen Au- genblick, auf Gottes Reden damals mit einem «Ja» geantwortet zu haben. Es ist nicht immer einfach, weit weg zu sein von der Schweiz, von meiner Familie und von meinen Freunden, aber ich weiss, dass ich hierhin gehöre. Ich erlebe eine Nähe zu Gott wie noch nie zuvor und kann seine Gegenwart und Unter- stützung in meinem täglichen Leben spüren. Ohne ihn wäre ich nicht in der Lage, das zu tun, was ich tue. Ihm gebührt alle Ehre! Rahel STRAHM, langjährige Mitarbeiterin im ProESPOIR, Guinea, und jetzige Leiterin ProCONNECT, Schweiz

Frédéric MAGNIN, ProTIM 2-2-2 Conakry, Guinea

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