01-2017 D

In einem längeren Prozess und im Hören auf Gottes Stimme ist der tiefeWunsch gewachsen, weniger privilegierten Menschen in einer anderen Kultur zu dienen, sie zu fördern und ihnen ganz praktisch Gottes Liebe näherzubringen. Doch dann, auf demWeg in diese Be- rufung, tauchen auf einmal grosse Schwierigkeiten auf: Politische Instabilität, Gefahren durch Kriminalität, Korruption, Seuchen oder Fanatismus oder Visa-Einschränkungen. Und so beginnt ein innerer Kampf zwischen Angst und Nächstenliebe, Berufung und Hinder- nissen, Glaube und Realismus. Leider sind oft ausgerechnet in den Ländern, in denen unser Engage- ment am nötigsten wäre, die Hindernisse am grössten. Die betroffenen Personen und Familien und auch wir als SAM global stehen in solchen Situationen jeweils vor einer schwierigen Zerreissprobe. Wo sollen wir mutig vorwärtsgehen, was wäre unverantwortlich? Wo ist Vorsicht oder sogar Rückzug berechtigt, wo nicht? Wo lohnt es sich, lange für etwas zu kämpfen, und wo wäre das verschwendete Zeit und Energie? Es gibt auf diese Fragen keine einfachen Antworten und die Antworten sind auch nicht für alle Personen gleich. Nicht selten ist das Ganze eine Grat- wanderung. Als SAM global ist es unser Auftrag, in solchen Situationen zu prüfen, welches die beste Lösung ist – zusammen mit Gott und den entspre- chenden Mitarbeitenden. Wir müssen und wollen alarmierende Beob- achtungen ernst nehmen, denn gesunde Vorsicht und Risikoabwägung sind wichtig und richtig. Gleichzeitig sollen wir uns nicht von Angst lähmen lassen und uns immer wieder neu daran erinnern, dass Liebe grösser und stärker ist als jede Angst. Vor allem aber ist es unerlässlich, immer wieder nach Gottes Weg zu fragen und darauf zu vertrauen, dass er genau weiss, was er tut, und dass sein Plan und sein Berufen richtig ist. Auch dann, wenn das mutige Schritte von uns fordert. Gott, was möchtest du? Leite mich! In der Geschichte gibt es viele Beispiele, wo Hindernisse mutig über- wunden werden konnten – mit positiven Ergebnissen. Zwei davon möchte ich hier mit Ihnen teilen: • Die Engländerin Gladys Aylward wollte als junge Frau in die chinesi- sche Stadt Yangcheng reisen. Sie fühlte sich dazu berufen, den Armen und Kranken das Leben zu erleichtern und ihnen von Gottes Liebe zu erzählen. Wegen angeblich mangelhafter Qualifizierung wurde sie von der Missionsorganisation für einen Einsatz abgelehnt. Gladys Aylward liess sich davon aber nicht aufhalten und reiste 1930 selbst- ständig nach China aus. Später wurde sie von Gott gebraucht, um 100 Trotz «mangelnder Qualifizierung» Leben gerettet

Waisenkinder in einer eindrückli- chen Flucht aus einem Kriegsgebiet in Sicherheit zu bringen. • Ein Bekannter von mir, ein argen- tinischer Pastor, hatte den Eindruck, er solle die Gute Nachricht von Je- sus Christus den Gefangenen des gefährlichsten Hochsicherheitsge- fängnisses in Argentinien bringen. In diesem völlig überfüllten Gefäng- nis waren ausschliesslich Mörder und Schwerstkriminelle unterge- bracht und es ging äusserst brutal zu und her – immer wieder wurden Gefangene umgebracht. Der Pastor fragte nun also um Er- laubnis, die Gefangenen besuchen zu dürfen, doch seine Bitte wurde abgeschlagen mit der Begründung, das sei viel zu gefährlich. Doch er war überzeugt von seinem Vorha- ben – und so blieb ihm nur eine Lö- sung: Er gab seine Stelle als Pastor auf und liess sich als Gefängniswär- ter anstellen. Mit Folgen: Schon bald erlebte einer der brutalsten Insas- sen echte Vergebung und sein Le- ben begann sich radikal zu ändern. Nach und nach durfte der Pastor miterleben, wie andere diesem Bei- spiel folgten und sich die Hälfte aller Insassen für ein Leben mit Gott ent- schieden. Das Klima im Gefängnis veränderte sich grundlegend und die Rückfallquote von Strafentlasse- nen ist so stark gesunken, dass der Pastor nun angefragt wurde, auch in anderen Gefängnissen zu arbeiten.

Ulrich HALDEMANN, Kommunikationsleiter SAM global

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