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Basisinformationen

Christentum

Kirchengeschichte Zur Bildung der Kirche, der bedeu- tendsten Organisationsform der christ- lichen Religion (griech. kyriake : dem Herrn gehöriges Haus) kam es nach Ostern, als sich Jesu Anhängerinnen und Anhänger in Jerusalem zusam- menfanden. Beim so genannten Pfingst­ ereignis (von griech. pentekoste : der 50. Tag) sieben Wochen nach Ostern rühmten die Jüngerinnen und Jünger die großen Gottestaten in anderen als in ihren eigenen Sprachen (Apostelge- schichte 2,1–47). Durch diese gemein- same spirituelle Erfahrung gewannen sie die Gewissheit, die Mitte des von Gott erneuerten Israel zu sein. Das Pfingstereignis, das im Christentum als Ausgießung des Heiligen Geistes ge- feiert wurde, gilt somit volkstümlich als „Geburtstag der Kirche“. Zu einer eigenständigen Glaubens- richtung entwickelte sich das Chris- tentum im 1. Jahrhundert. Durch die Missionsreisen des ehemaligen Chris- tenverfolgers Paulus breitete sich das Christentum rasch im ganzen Römi- schen Reich aus und wurde im 4. Jahr- hundert zur Staatsreligion. Die gesam- te Christenheit wird heute als „die Kirche“ angesehen. Bis zur Entstehung der evangelischen Kirche im 16. Jahrhundert als neue Glaubensrichtung ist der Begriff Kirche gleichbedeutend mit der katholischen

Liebesgebot und Seligpreisungen Zur zentralen Botschaft Jesu gehören das jüdische Liebesgebot und die Bergpredigt. Das Doppelgebot der Liebe (Matthäus 22,37–40) lautet: „ Du sollst den Herren, deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Denken und aus deiner ganzen Kraft. Und das zweite ist dieses: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die ganze Kraft. “ Die Bergpredigt (Matthäus 5–7) enthält unter anderem die so genannten Selig- preisungen („ Selig sind die Barmherzi- gen…“ ), die die Grundordnung der Got- tesherrschaft beschreiben. In seiner Rede geht Jesus auch auf die jüdische Gesetz- gebung ein. Er erneuert bzw. radikalisiert jüdische Gebote, um dem zugrunde lie- genden ursprünglichen Willen Gottes zu größerer Wirksamkeit zu verhelfen. Dies tut er kraft unmittelbarer Autorität in ei- nem Vollmachtsanspruch („ Zu den Alten wurde gesagt… Ich aber sage Euch“ ). Auslegung der jüdischen Gebote Jesu Botschaft und sein Wirken waren ganz auf Israel bezogen. Er lebte in der Erwartung des bevorstehenden Welten- des, wie es im Tanach , also der hebräi- schen Bibel, angekündigt wurde. (Die hebräische Bibel wurde erst später von

Jesu Selbstverständnis, insbesondere sein Vollmachtsanspruch, mit dem er die jüdische Lehre neu interpretierte, brachte ihn mit Vertretern des jüdi- schen Gesetzes in Konflikt. In den Au - gen der Schriftgelehrten und Pharisäer galt Jesu Verhalten als Gotteslästerung. Gottesbild Jesus sah das Weltende und das damit verbundene Kommen Gottes nicht als Strafgericht (wie beispielsweise Johan- nes der Täufer), vor dem man sich nur mit radikalem Gesetzesgehorsam und Askese retten konnte. Vielmehr ver- kündigte er die Gottesherrschaft als ein Geschehen, das die gegenwärti- gen Verhältnisse heilvoll verwandelt und die Menschen in die Gemein- schaft mit Gott bringt. Dieses Gesche- hen war für Jesus bereits Gegenwart. Jesu Botschaft lautet: Gott ist den Men- schen wie ein Vater zugetan. Dieses Gottesbild verdeutlicht sich im christ- lichen Hauptgebet, dem Vaterunser. Das in der jüdischen Tradition stehen- de Gebet stellt zugleich das wichtigste Binde-Gebet zwischen Judentum und Christentum dar. In seinen Gleichnis- sen verkündigt Jesus immer wieder den Himmlischen Vater .

den Christinnen und Christen als Altes Testament bezeichnet.) Das Besondere an der Lehre Jesu wurde auch deutlich in der Auseinandersetzung mit der jü- dischen Lehre und dem jüdischen Ge- setzesverständnis. Jesus unterschied sich von den anderen Rabbinern, weil er die Aussagen des Tanach sehr frei in- terpretierte. Er reduzierte zum Beispiel die Fülle der 613 Einzelgebote auf das eine jüdische Gebot, Gott und den Nächsten zu lieben. Ihm ging es dar- um, den Sinn der Gesetze neu zu erfas- sen und freizulegen. Er nahm das Ge- setz als Hinweis auf den ursprünglichen Schöpferwillen Gottes und seiner Liebe zu den Menschen, kritisierte es jedoch da, wo es diesen Willen Gottes verdun- kelte. So übertrat er mehrfach die stren- gen Sabbatregeln, die jegliche Arbeit an diesem Tag untersagten und zum Beispiel Krankenheilungen nur in Not- fällen erlaubten, mit den Worten: „ Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen. “ (Markus 2, 27) Stilisierter Fisch, ein Symbol des frühen Christentums

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