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Basisinformationen

Christentum

(„ Herr Jesu rette mich, erbarme dich meiner .“).

Die orthodoxen Kirchen sind nach der katholischen Kirche weltweit gesehen die zweitgrößte christliche Kirche. Ämter: Im Gegensatz zu den westli- chen Kirchen sind die Mehrzahl der Priester keine Theologen. Die Ausbil- dung zum Priester ist kurz und sehr praxisbezogen. Auch sind die Mehr- zahl der Theologen (die die Lehre be- stimmen) Laien und keine Priester. Kirchliche Hierarchie: An der Spitze steht der Patriarch, Erzbischof oder Metropolit, dann kommen Bischof, Priester und Diakon (griech. diako- nos : Helfer). Hoch geschätzt wird die Frömmig- keit der asketisch lebenden Mönche. Aus dem Mönchsstand gehen die Bi- schöfe hervor.

im (Fehl-)Verhalten des Menschen zum Ausdruck kommen. Sie können vermieden bzw. durch Gesetze (Zehn Gebote) eingedämmt werden. Dazu gehören konkrete Verfehlungen ge- genüber Gott und den Menschen. In der kirchlichen Praxis kam es zu ei- ner Sündenstaffelung, in der zwischen einer Sünde zum Tode und einer Sün- de nicht zum Tode (1. Johannesbrief) unterschieden wurde. Daraus entwi- ckelte sich die Unterscheidung von Todsünden und lässlichen Sünden. Diese unterscheiden sich in der Ge- wichtigkeit und Schwere der Sünde, im Bewusstsein und in der Freiwillig- keit der Tat. Die Vergebung der Tod- sünde kann nur in der Beichte oder durch vollkommene Reue erreicht werden. Ohne Beichte befindet sich der Gläubige im Zustand der Sünde, was die Teilnahme an der Kommunion nicht erlaubt. Bedeutung der Institution Kirche Dieser Erlösungsglaube konnte nach dem Selbstverständnis der Kirche nur innerhalb der Institution gelebt wer- den. Die Gläubigen bekamen Zugang zu Gott und damit zur Erlösung und zum Heil nur „in und über die Kirche“. Nach damaligem Verständnis bedeu- tete dies die katholische Kirche, die sich als die einzige Kirche Jesu Christi verstand. Sie wurde für alle Menschen als heilsnotwendig und allein selig machend gesehen.

Askese oder den Erwerb von so ge- nannten Ablassbriefen von den Sün- den freikaufen könne. Der Grundge- danke der Erlösungsreligion ist: Die Erlösung und das Heilswirken Gottes geschehen schon in der Gegenwart im Leben der Menschen. Die Vollendung dieser Erlösung findet jedoch erst in der endzeitlichen Zukunft statt. So be- findet sich die christliche Existenz in der Spannung zwischen „schon“ und „noch nicht“. Die alte Theologie hat den Begriff der Erbsünde geprägt. Sie beschreibt die allgemeine Schuldhaftigkeit des Men- schen. Es handelt sich nicht um ein moralisches Versagen, sondern um eine unvermeidbare Gesamtsituation, in der sich der Mensch vor allem Tun befindet. Sie ist „Nicht-Bestandteil“ der guten Schöpfung Gottes und bricht dämonisch aus den Tiefen der Men- schen hervor. Die Erzählung vom Sün- denfall im 1. Buch Mose beschreibt das bewusste Übertreten eines Gottes- gebotes durch Adam und Eva. Die Konsequenz dieses Verstoßes ist die Vertreibung aus dem Paradies, einem Ort völliger Unschuld. Nach der Erb- sündenlehre besaß der Mensch vor dem Sündenfall das Vermögen nicht zu sündigen. Nach dem Fall wurde daraus ein prinzipielles „Unvermögen nicht zu sündigen“ (Augustin, Kirchen- vater). Im Gegensatz dazu gibt es die aktuellen und konkreten Sünden, die

Frauen sind von klerikalen Ämtern ausgeschlossen. Es gibt keine Frauen­ ordination (Priesterweihe für Frauen) und auch keinen Altardienst für Frau- en. Ansonsten können Frauen sämtli- che Gemeindefunktionen ausüben. Priester dürfen heiraten. Die Ehefrau des Priesters hat eine Sonderstellung in der Gemeinde und einen speziel- len Titel. Das orthodoxe Kirchengebäude bil- det den Jerusalemer Tempel ab. Ikonen (griech. eikon : Bild), auf de- nen Christus, Maria oder andere Hei- lige abgebildet sind, sind ein wesent- liches Merkmal der Frömmigkeit. Die Praxis des Fastens hat einen ho- hen Stellenwert. Mittwoch und Frei- tag sind regelmäßige Fastentage. Christus, der durch seine Auferstehung vom Tod die Mächte des Unheils und des Todes überwunden hat, können die Menschen erlöst werden. Die Erlö- sung wird nicht durch Leistung er- langt, also etwa durch die Befolgung der Gesetze, sondern allein durch den Glauben. Diese Überzeugung war in der Kirchengeschichte jedoch immer wieder gefährdet durch Leistungsge- danken, nach denen man sich durch

Eine wichtige Rolle spielt die Praxis des immerwährenden Herzensgebetes

Sünde und Erlösung Das Christentum ist eine Erlösungsreli- gion. Sie verspricht den Gläubigen eine Befreiung aus der das menschli- che Dasein prägenden Unheilssituati- on. In dem Zusammenhang spielt der Begriff Sünde eine große Rolle. Er ver- sucht die Tatsache zu erklären, dass es in der Welt neben den Mächten Heil, Glück und Liebe auch Unheil, Leid und Hass gibt. Im Glauben an Jesus

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