Toolbox Religion

Basisinformationen

ChristeISnLtAuMm

den zweiten Khalifen 'Umar bei seinem Einzug in Jerusalem als Befreier. Die Nähe zu den anderen Religionen wird auch deutlich in einem Vertrag, in dem Sultan Fatih 1456 dem christlich-ortho- doxen Patriarchen von Konstantinopel Freiheit und Schutz für alle Christen zu­ sicherte. Fruchtbare Zusammenarbeit der christlichen, jüdischen und muslimi- schen Glaubensgemeinschaften fand un- ter anderem auch von 771 bis zum Jahr 1500 in Andalusien (Cordoba, Granada, Toledo) statt. Zwischen dem oben geschilderten theoretisch-religiösen Anspruch und der Wirklichkeit gab es in der Ge- schichte sporadisch natürlich auch Negativbeispiele. Auch heute wird das sehr wichtige und selbstverständliche Menschenrecht der Glaubensfreiheit leider nicht in allen islamischen Län- dern garantiert. Die Dynastie der Abbasiden (750–1250) wurde bekannt durch ihr Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie gründeten in Bagdad die erste Universi- tät und begannen eine rege Überset- zungstätigkeit der Werke antiker Philo- sophen, die so auch für das Abendland erschlossen wurden. Die Mongolen ver- nichteten die Dynastie und die Biblio- thek mit 300.000 Bänden ging 1250 in Flammen auf. Die letzte große Dynastie der Muslime war das Osmanische Reich (15. bis 20. Jhd.).

Um 750 n. Chr. hatte sich der Islam im Westen bis nach Cordoba/Spanien und im Osten bis Indien verbreitet. Die un- komplizierte Möglichkeit sich dem Islam anzuschließen, besonders aber die Verbesserung der Lebensbedingun- gen, ließ die Zahl der Konvertit(inn)en rasch anwachsen. Eigentlich zeichnet sich der Islam nicht durch ein überstei- gertes Interesse an Konversionen (Übertritten) aus. Gemäß dem Koran ist gerechtes Handeln allen gegenüber und nicht Landnahme zur eigenen Be- reicherung das Leitmotiv der Muslime. Je mehr sich jedoch der zeitliche Ab- stand zurVerkündungszeit vergrößerte, kam es dennoch aus machtpolitischen Interessen zu innerislamischen Ausei- nandersetzungen unter den einzelnen Dynastien (Herrscherfamilien) sowie zu Ungerechtigkeiten gegenüber er- oberten Völkern. Glaubensfreiheit für Andersgläubige war im Islam bis auf wenige Ausnahmen kein Problem; sie ist im Koran garantiert. Inter- religiöser Umgang war seinerzeit eines der frühen Erfolgsrezepte. Zur Glaubens- lehre des Islam zählt, dass es zur Freiheit des Menschen keine Alternative gibt (siehe Koranzitate oben). Monotheisten waren über die Glaubensfreiheit hinaus auch in der Ausübung ihres eigenen spe- zifischen Rechts frei. Bekannt ist das rücksichtsvolle Verhalten des Sultan Saladin beim Einzug in Jerusalem gegen- über Christen und Juden. Juden begrüßten

Unter anderem durch die Kolonialzeit gerieten die Muslime in politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten. Sie wurden von der plötzlichen zivilisato- rischen und naturwissenschaftlichen Überlegenheit des Westens über- rascht. Hastige Reformen konnten den Niedergang nicht mehr aufhalten. Seit dem 19. Jahrhundert gab es lebhafte Analyse- und Erneuerungsbemühun- gen, u. a. auch auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften, der Theologie und des Rechts. Von dieser Zeit spricht man als der islamischen Renaissance .

waren. Der junge Muhammad führte dies insbesondere auf das Fehlen ei- nes Gefühls für soziale Verantwortung zurück. Dies sah er in der Ablehnung des monotheistischen Glaubens und einer jenseitigen Welt begründet, zu dem sich auf der Arabischen Halbinsel nur Juden, Christen und einige Hani- fen (Gottgläubige) bekannten. Die Be- sitzenden instrumentalisierten den Polytheismus und den Götzenkult zur Unterdrückung des Volkes. Muhammad wurde schnell zum Sprecher der Op- positionellen. Offenbarungserlebnis Aus dem Spannungsfeld zwischen die- sem Aufbegehren gegen Ungerechtig- keit einerseits und einem kontempla- torischen Rückzug in die Einsamkeit Moschee des Propheten in Medina/Saudi Arabien

Der Prophet Herkunft

Muhammad gehörte zum Clan der Haschimiten, der dem Volk der Qurai- schiten zugerechnet wird, einem sehr angesehenen aristokratischen Stamm in Mekka. Die Quraischiten waren eine bedeutende Wirtschaftsmacht und kontrollierten den Handel in Mek- ka. Der Prophet war ein Einzelkind, seine Mutter alleinerziehend. Schon mit sechs Jahren war er Vollwaise und lebte im Haushalt von Großvater und Onkel. Muhammads Gesellschaftskritik Muhammad lehnte die unsoziale ka- pitalistische Lebensform der Mekka- ner ab, da sie zu einer Gesellschaft ge- führt hatte, in der die Menschen von der Gunst der Kapitaleigner abhängig

38

39

Made with FlippingBook - Online catalogs