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ChristeISnLtAuMm

im 7. Jahrhundert in einen heutigen Kontext übertragen lassen. Nicht nur Frauen arbeiten mit solchen Auslegungsmethoden. Die historische Kritik bezieht sich nicht auf den offen- barten Text, sondern auf dessen einsei- tige Auslegung zum Nachteil von Frau- en. Nach koranischen Aussagen gibt es keinerlei Einschränkungen für Frau- en in der Wahrnehmung von geistli- chen und weltlichen Ämtern. In der ganzen Welt arbeiten Theologinnen autonom oder in selbst gegründeten Organisationen. Es gibt zunehmend Literatur zu diesem Thema. Glaubenspraxis – Riten Die Theologie hat aus den Glaubens- lehren des Islam die so genannten Fünf Säulen erarbeitet. Sie sind ver- pflichtende Glaubenspraxis. Mit Aus - nahme der Aleviten (siehe „Schi’iten“) besteht unter den Muslimen hierüber Übereinstimmung. Die Fünf Säulen sind:  Schahadah: Zeugnis, dass niemand außer Gott es wert ist, angebetet zu werden. Muhammad ist ein Diener Gottes und Gottes Bote.

Gott gezogene Grenze und sein Recht, über das zu entscheiden, was in den Herzen der Menschen ist.

Befreiung und Heilung, also Antworten auf Fragen, die der Mensch aus seiner Bedingtheit/eingeschränkten Sicht her- aus nicht befriedigend beantworten kann. Von Gott gewollt, geliebt und mit Würde ausgestattet, kann er sein Leben selbstverantwortlich leben. Wir und die „Anderen“ – Abgrenzung oder Ausgrenzung? Der Koran lehnt es ab, dass Menschen über die inneren Überzeugungen an- derer ein Urteil bezüglich ihres Glau- bens oder Nichtglaubens abgeben. Vor einer Abwertung anderer warnt der Koran mit folgenden Worten: „ Glaubt ihr, es würde euch etwas anderes gegeben werden, wie denen gegeben wurde, die vor euch lebten. “ (Koran 35:42) Die Bekenner und Bekennerinnen göttlicher Botschaften werden von der Theologie der ummatu l-mu’minin , das heißt der Gemeinschaft der Glau- benden zugerechnet. Das Verhältnis zu anderen wird dem- nach dialogisch definiert. Der Koran formuliert, dass „sich die einen nicht die anderen zu Herren nehmen“ sol- len. Ein Dialog, der positive Ergebnis- se erzielen will, muss also durch Gleichwertigkeit gekennzeichnet sein. Nicht alle Muslime beachten die von

Menschen auf Leben, Eigentum und Sicherheit und andererseits wandelba- ren Vorschriften , die durch menschli- ches Bemühen erarbeitet werden. In der modernen Erneuerungstheologie herrscht Einigkeit: Gott setzt Recht, Gesetze machen die Menschen. Das Recht ist ewig, die Gesetze dagegen sind zeitabhängig. Sie können im Kon- text ihrer Zeit Veränderungen erfahren und dennoch den Geist ihrer Aussage bewahren. Unter den einzelnen Rechtsschulen und Theologien besteht zu dieser Frage keine Einigkeit. Feministische Theologie Auf der Grundlage der Erneuerungs- theologie hat sich die feministische Theologie entwickelt. Diese trägt je- doch andere Züge und geht von ande- ren Voraussetzungen aus als feministi- sche Strömungen innerhalb anderer Religionen. Eine Berührung gibt es je- doch beim Thema Patriarchat. Die muslimisch feministische Bewe- gung hat verschiedene Ansätze. Viele feministisch arbeitende Wissenschaft- lerinnen beziehen sich ausschließlich auf die Offenbarung, welche die Ge- schlechtergerechtigkeit in vielen Tex- ten festschreibt. Die Diskussion dreht sich hierbei um die Vereinbarkeit von Text und (gesellschaftlichem) Kontext. Es wird die Frage aufgeworfen, inwie- fern sich zeitbezogene Einzelanwei- sungen aus den Anfängen des Islam

Die Deutung des Textes – Hermeneutik Nach Aussagen vieler muslimischer Fachleute ist lediglich ein geringer Teil der Texte des Korans normativ. Es bleibt demnach stark umstritten, den Islam als eine Gesetzesreligion zu be- zeichnen. Der koranische Text war und ist einer Deutung zugänglich. Diese Mehrdeu- tigkeit wird im Koran selbst angespro- chen. Niemand kann für sich in An- spruch nehmen, die Wahrheit zur Gänze zu wissen. Koranaussagen müs- sen jeweils in Beziehung zum Kontext und zur Lebenswelt der Gläubigen ge- setzt werden. Neue Kontexte bedürfen einer Auslegung der Texte gemäß der vorgefundenen Bedingungen. Dies ist Aufgabe der Theologie und der Rechts- wissenschaft. Die Vielfalt der Meinun- gen führt natürlich aber auch zu Span- nungen. Dass dies nicht unbedingt negativ zu bewerten ist, hält der Islam in dem oft zitierten Ausspruch des Pro- pheten fest: „Die Meinungsverschie- denheiten meiner Gemeinde sind eine Barmherzigkeit des Schöpfers.“ Die Theologie trifft eine Unterscheidung in einerseits beständige Grundsatznor- men , wie z. B. das Recht Gottes auf al- leinige Anbetung oder das Recht des

 Salah: Gottesdienst, die fünf tägli- chen Gebete.

  Zakat: Die jährliche Abgabe eines Teils des Vermögens an Arme, Be-

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