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Jüdische Selbstbehauptung nach der Tempelzerstörung Der Kampf gegen Rom ist zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht für alle Juden beendet: Gut 1000 von ihnen ver- schanzen sich mehrere Jahre auf Mas- sada, einer schwer einnehmbaren Bergfestung am Toten Meer. Bedroht durch eine bevorstehende Einnahme, ziehen die jüdischen Freiheitskämpfer den gemeinsamen Selbstmord der Ka- pitulation vor. Aufgrund seiner histori- schen Bedeutung vereidigt dort heute der Staat Israel seine Rekrut(inn)en. Zu einem letztmaligen Aufstand der Ju- den gegen Rom kommt es im Jahr 132 n.d.Z. Nach seiner Zerschlagung wird Jerusalem als römische Stadt wieder aufgebaut, deren Betreten den Juden nur am Trauertag der Tempelzerstö- rung (9. Aw) gestattet ist. Trotz ihrer Zerstreuung in alle Him- melsrichtungen bleiben die Juden auf- grund ihres Glaubens an den einen Gott, ihrer gemeinsamen Herkunft und Geschichte und ihrer Hoffnung auf Rückkehr in die einstige Heimat ein Volk. Parallel zu den gravierenden historischen Veränderungen entwi- ckelt sich innerhalb des jüdischen Ge- lehrtenstands ein Bestreben, Lehre und Leben des Volkes Israel durch die Zusammenstellung eines umfangrei- chen Schriftwerks zu sichern: Der T almud nimmt Gestalt an.

Der Talmud Nach der jüdischen Überlieferung er- hält Mosche am Berg Sinai von Gott nicht nur die zehn Gebote, sondern vie- le weitere Bestimmungen – insgesamt 613 Gebote und Verbote. Etliche dieser Anordnungen werden von ihm schrift- lich in der Tora festgehalten. Sie wird da- her auch schriftliche Lehre genannt. Bei anderen an Mosche mitgeteilten Gebo- ten besteht wiederum ein ausdrückli- ches Verbot, sie niederzuschreiben. Sie dürfen von Generation zu Generation lediglich mündlich weitergegeben wer- den und heißen deshalb mündliche Leh- re . Spätestens nach der Zerstörung des Zweiten Tempels und der immer stärke- ren Zerstreuung der Juden wird die Nie- derschrift der mündlichen Lehre eine zeitgeschichtliche Notwendigkeit. Auf diese Weise entsteht der Talmud, die Sammlung der mündlichen Lehre. Mit ihm soll dem Vergessen dieser für das Ju- dentum so wichtigen Bestimmungen entgegengearbeitet werden.

Wiederaufbau des Tempels ermöglicht wird, entschließen sich viele für diese Möglichkeit. Etliche aber haben sich so weit am Ort eingelebt und etabliert, dass sie einen Verbleib im Land vor- ziehen. Die Zeit des Zweiten Tempels Den zurückkehrenden judäischen Frau- en und Männern gelingt es über einen langen Zeitraum hinweg, ein politi- sches und geistiges Zentrum in Jerusa- lem aufzubauen und zu erhalten. Durch rechtzeitiges Eingehen auf die Forderungen fremder Großmächte blei- ben sie weitgehend unabhängig. Am Beispiel des Makkabäer-Aufstands wird aber deutlich, dass die Bewohnerinnen und Bewohner Judas sich gegen religi- öse Fremdbestimmung dennoch durch- aus zur Wehr setzten. Als der seleukidi- sche Herrscher Antiochos Statuen von Fremdgöttern im Jerusalemer Tempel aufstellt und die Juden mit Androhung der Todesstrafe von ihrer Religion ab- bringen will, organisiert sich 167 v.d.Z. eine Gegenwehr. An der Spitze der Ju- däer steht die Familie des Priesters Ma- titjahu, dessen Söhne, allen voran Jehu- da Makkabi (daher der Name Makkabäer), Jerusalem und den Tem- pel wieder einnehmen können. An die- ses Ereignis, vor allem an die Reinigung des Tempels und die Wiederaufnahme des Opferdienstes, erinnert seither Cha- nukka , das Lichterfest.

Klagemauer in Jerusalem

Die Stadt Jerusalem bleibt im weiteren Verlauf der Geschichte Schauplatz be- deutsamer Ereignisse. Um 20 v.d.Z. lässt der von Rom abhängige König Herodes den Tempelbezirk aufwendig erneuern und um das Areal eine statt- liche Mauer errichten. Ein Teil dieser Mauer, der Kotel HaMaarawi (hebr.: Westmauer; Klagemauer genannt), wird heute von vielen als der heilige Ort des Judentums betrachtet. Als im Jahr 66 n.d.Z. eine Revolte gegen die römische Vorherrschaft ausbricht, kommt es zu mehrjährigen kriegeri- schen Auseinandersetzungen. An ih- rem Ende wird der Aufstand niederge- schlagen, Jerusalem eingenommen und der Tempel in Flammen gesetzt. Mit der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n.d.Z. verlieren die Juden ih- ren religiösen Mittelpunkt, verbunden mit der endgültigen Einbuße staatli- cher Souveränität.

Schild an einer Synagoge in Hove/ Großbritannien

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