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Basisinformationen

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ren lebten. Ein Nichtjude trat vor Schammai und sprach: „Wenn Du mir die ganze Tora beibringst, während ich auf einem Fuß stehe, werde ich Jude!“ Schammai schickte ihn fort. Er ging daraufhin mit seinem Anliegen zu Hillel, der ihm antwortete: „Was du nicht magst, das tu auch keinem anderen an. Dies ist die ganze Tora, al- les andere ist nur Erläuterung. Geh hin und lerne!“ (Talmud, Schabbat 31a) Glaube und Tun nehmen im Judentum eine Rangstufe ein – das Judentum ist eine Religion der Tat. Jede Jüdin, jeder Jude ist angehalten, zum Partner Got- tes zu werden. Der jüdischen Vorstel- lung zufolge ist die Welt nicht voll- kommen erschaffen worden, sondern bedarf der fortlaufendenVervollkomm- nung durch den Menschen. Eine Bot- schaft des Judentums lautet, am Tik- kun Olam , der Verbesserung der Welt, mitzuwirken. Israel – Auserwähltes Volk Das Volk Israel wurde von Gott dazu auserwählt, sämtliche seiner Gebote einzuhalten. Daher ist es das „auser- wählte Volk“. Nichtjuden sind nach jü- dischem Verständnis dazu angehalten, die so genannten sieben noachidischen Gebote zu beachten: 1 Das Gebot, Ge- richte einzurichten; die Verbote 2 des Götzendienstes, 3 der Gotteslästerung, 4 der Unzucht, 5 des Mords, 6 des Raubs und 7 des Blutgenusses.

Der erwartete Messias – Heilsbringer für alle Menschen

Im 2. Jahrhundert n.d.Z. entsteht zu- nächst die Mischna (Lehre, Wiederho- lung). Die komprimierte Vermittlung der Gebote in der Mischna regt Ge- lehrtenkreise in darauf folgenden Jahr- hunderten zu eingehenden Diskussio- nen an. Ihre Debatten münden schließlich in einem weiteren, aus- führlicheren Werk, der Gemara (Voll- endung). Beide zusammen, Mischna und Gemara, bilden den Talmud (Stu- dium, Lehre). Bis heute bilden schrift- liche und mündliche Lehre zusammen das Rückgrat jüdischen Lebens. Über viele Jahrhunderte hinweg widmen sich Generationen jüdischer Gelehrter mit ihren Schülern der Diskussion und dem Kommentar dieser Lehren. Entwi- ckelt wird auf diesem Wege eine zu- nehmende Spezifizierung der Hala- cha , des jüdischen Gesetzes. Botschaften des Judentums Glaube und Tun Das Judentum ist eine von Gott an das jüdische Volk offenbarte Religion. Ad- ressat seiner Botschaft ist in erster Li- nie das Volk Israel, das durch Einhal- ten der Gebote zu einem „Reich von Priestern und ein heiliges Volk“ (Exo- dus 19,6) werden soll. Ob und worauf sich die jüdische Lehre reduzieren las- se, thematisiert bereits eine alte Über- lieferung. Sie berichtet von zwei gro- ßen jüdischen Gelehrten, Hillel und Schammai, die vor zweitausend Jah-

Universellen Charakter trägt die Bot- schaft des Judentums hinsichtlich der messianischen Epoche, also der Zeit der „Erlösung der Welt“. Diese be- schränkt sich nicht allein auf das jüdi- scheVolk, sondern bezieht die gesamte Menschheit ein. Aus jüdischer Pers- pektive können und dürfen keine An- gaben darüber gemacht werden, wann diese Heilszeit anbrechen wird oder wie ihr Kommen beeinflusst werden kann. Die biblischen Propheten geben einen Einblick darin, wie die zukünfti- ge Welt gestaltet sein wird (etwa Jesa- ja, Micha, Zacharias). Demgemäß ist mit dem Kommen des Messias (hebr. maschiah : der Gesalbte) eine Epoche des harmonischen Miteinanders aller Völker verbunden, aus der Waffen, Gewalt und Krieg verbannt sind. Das Volk Israel wird in das Heilige Land zurückgeführt werden, es kommt zur Wiederherstellung Jerusalems und zum Aufbau eines dritten Tempels. Ethnisch-religiöse Zugehörig- keit und Glaubensrichtungen Ausgehend von deutschsprachigen Ländern und Spanien kristallisierten sich im Laufe der Zeit eigene kulturelle Traditionen heraus. Dies war die Ge- burtsstunde des aschkenasischen (deutschen) und sephardischen (spani- schen) Judentums . Es wurden eigene

jüdische Kultgegenstände

Sprachen (Jiddisch, Ladino) gepflegt und es entstanden eigene Bräuche und Riten, die noch heute ausgeübt werden. Im Judentum lassen sich zwei religiöse Hauptrichtungen voneinander unter- scheiden: orthodoxes und nicht-ortho- doxes Judentum. Beide setzen sich aus mehreren separaten Bewegungen zu- sammen. Orthodoxes Judentum Das orthodoxe Judentum betrachtet die schriftliche und mündliche Lehre als Gottes Offenbarung an Mosche. Die darin enthaltenen Gesetze sind daher verbindlich und unveränderlich. Zum orthodoxen Judentum zählen das

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