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ist es am ehesten gewährleistet, dass sie (dann) erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist Allverzeihend, Barmherzig. “ Dieser Vers wird von einigen Gruppie- rungen so interpretiert, dass er den Frauen ein Stück Freiraum verschaffen sollte. Sie konnten nämlich so beklei- det ohne männliche Begleitung das Haus verlassen, ohne sich Repressalien ausgesetzt zu sehen. Diesen Schutz der Frau, den die Verhüllung damals be- wirkte, sehen diese Gruppierungen heute nicht mehr gewährleistet. Daher betrachten sie das Tragen eines Tuches oder Überwurfes nicht mehr als not- wendig, zumal im Koran auf das Unter- lassen keine Sanktion genannt wird. Die Mehrzahl der Musliminnen und Muslime betrachtet das Tragen des Kopftuches (arab. hidschab , türk. tür- ban ) jedoch als unabdingbare Not- wendigkeit, da sie darin ein korani- sches Gebot sehen. In der Frage des Kopftuchs ist in jedem Fall das Selbstverständnis der einzel- nen Frau zu respektieren. Eine Musli- min sollte sich frei entscheiden kön- nen, ob sie ein Tuch tragen möchte oder nicht. Keine der Entscheidungen sollte in irgendeiner Weise zu Diskri- minierung führen.

Öffentlichkeit bekommen kopftuch­ tragende Frauen nicht selten erklärt, warum sie das Tuch tragen, z. B. als „politisches Symbol“ oder als „freiwil- liges Zeichen des Unterdrücktseins“. Diese Zuschreibungen von außen wir- ken sehr verletzend. Ebenso verlet- zend ist es für Frauen, die das Tuch nicht tragen, wenn ihnen von musli- mischer Seite signalisiert wird, dass sie die schlechteren Musliminnen seien oder ihnen sogar das Muslim-Sein ab- gesprochen wird. Damit erreicht das Tuch einen moralisierenden Wert, den der Koran nicht hineingelegt hat: Die entscheidende Passage in dem oben zitierten Vers ist das Resümee: „... da- mit sie nicht belästigt werden.“ Sowohl die nicht-muslimische Gesell- schaft als auch die muslimische Ge- meinschaft selbst können sowohl ihre demokratische Grundhaltung als auch ihre Treue zum Koran eigentlich nur dadurch ausdrücken, dass sie das reli- giöse Selbstverständnis der Frauen und ihre Entscheidung für oder gegen ein Kopftuch respektieren. Grundsätzlich gilt bei den meisten Muslimen eine Mindestbedeckung für Männer und Frauen als Konsens. Bei Männern handelt es sich dabei um die Partie vom Bauchnabel bis unterhalb des Knies. Bei Frauen ist die Bede- ckung bis zu den Handgelenken und bis zu den Knöcheln gemeint. Bei vielen gilt auch das Haupthaar als zu

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Christentum Eine Kleiderordnung für den

es sehr unterschiedliche Sichtweisen. Dies bezieht sich auf ihre Interpretier- barkeit und auf den Hintergrund ihrer Herabsendung. So gibt es einen historischen Hinter- grund für den Vers 33:59: „ Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Übergewänder über sich ziehen. So

Alltag gibt es im Christentum nicht. Für die Kleiderordnung beim Besuch eines Gotteshauses siehe Kapitel „Ge- bete und Gotteshäuser“.

Islam Für viele Koranverse, die Bekleidungsvorschriften enthalten, gibt

Leider sieht die Realität oftmals anders aus. Von der nicht-muslimischen

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