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Der trockene Sertão Brasiliens beginnt wieder

zu blühen

Es gibt grosse Unterschiede in der Beschaffenheit des Bodens hier im Sertão. Das liegt auch an der Art, wie er bearbeitet wird. Viele Land- wirte arbeiten immer noch im tra- ditionellen Rhythmus: der Busch- wald wird umgehauen, es folgen Brandrodungen und danach, wäh- rend der Regenzeit, wird bepflanzt. So wird jedes Jahr ein neues Stück Erde verbrannt,

denn diese Art des Ackerbaus ermög- licht nur einen ein- zigen Ernteablauf, und das für lan- ge Zeit. Die meisten Felder werden an- schliessend wieder der Natur überlas- sen, worauf erneut Buschwald wächst, oder es wird Gras gesät.

indem wir einen Teil davon mit Legumi- nosen, Titônia, Mo- ringa, Elefantengras, Mombasa-Gras, Ma- niokwurzel und an- derem bepflanzen. Je- des Jahr steigern sich so die Erträge und der Aufwand wird belohnt.

gen, jeden Tag beschneiden und jeden Tag ernten (sechs Tage die Woche).» Auf diese Weise produziert der Bauer mit seiner Familie genug, um sich zu ernähren und hat Futter für sein Vieh. Diese Familienlandwirtschaft produ- ziert Getreide, Obst, Beeren, Gemüse, Setzlinge, Fleisch, Fisch, Öl sowie Kräu- ter und schafft dazu eine angenehme Umgebung. Dieses System ist in allen Teilen nachhaltig und unabhängig von chemischen Dünge- und Spritzmitteln. Mit der Zeit produziert der Landwirt so viel, dass er einen Teil der Produkti- on verkaufen kann. Die Dürre im Sertão-Gebiet ist Realität und die Menschen haben viel zerstört, nicht nur in der Natur, sondern auch im moralischen Sinn: in den Familienbezie- hungen und in der Dorfgemeinschaft. Die neue Generation will Spass, Partys und rasch wechselnde Partnerschaften. Respekt und Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen sind zum Fremd- wort geworden. Wir versuchen auch diese Art Boden zu verbessern, indem wir mit Güte bewässern und die beste Botschaft von Jesus Christus säen. So beginnt eine neue Lebensperspektive zu wachsen, die oft auch in der Landwirt- schaft sichtbar wird. Wenn das passiert, loben wir Gott und können sagen: Die jahrelange Investition hat sich gelohnt und der Sertão beginnt zu blühen.

Eine andere Methode ist die Agro- Forstwirtschaft. Dabei werden kleine, mittlere und hohe Pflanzen zusammen angepflanzt. Der Zweck: grosse Pflan- zen, Bäume und Sträucher helfen klei- nen Pflanzen und umgekehrt. Das lo- kale Klima verbessert sich in solchen Pflanzungen, es ist mehr Wasser im Bo- den, Schädlinge können sich nicht so gut verbreiten und die Pflanzenvielfalt bietet Schutz und Ergänzung. Eine solche Arbeitsweise erfordert Pla- nung und ein Umdenken. Es entwickelt sich ein schöpferischer Kreislauf zwi- schen Wasser, Nutztieren, Mist, Kom- postierung, Gärten und Feldproduk- tion; alles ernährt Mensch, Tier und Boden. Das neue Pflanzsystem entsteht nicht in wenigen Tagen, sondern wird nach und nach aufgebaut. Die ganze Familie wird in diese wertvol- le Arbeit einbezogen. Unser Motto lau- tet: «Jeden Tag pflanzen, jeden Tag pfle-

Leider stellen wir in den Dörfern im- mer wieder fest, dass viele Bauern ihre Motivation zur Landwirtschaft aus ver- schiedenen Gründen verloren haben. Wir fragten uns, wie wir helfen kön- nen. Es macht keinen Sinn, ihnen ein- fach nur neue Techniken zu zeigen oder gar aufzudrängen. Zuerst müssen wir das Vertrauen eines Landwirtes gewin- nen, indem wir ihn besuchen und sei- ne Umstände und Schwierigkeiten ken- nenlernen. Und weil die Landwirte hier lernen, indem sie funktionierende Mo- delle sehen können, laden wir sie zu unseren landwirtschaftlichen Projek- ten ein, nach dem Motto: «Komm und sieh.» In einigen Dörfern haben sich be- reits Bauern auf den Weg dazu gemacht, auf neue Art anzubauen und zum Vor- bild für andere zu werden. Zweimal im Jahr veranstalten wir eine Experimentalwoche, um Führungskräf- te und Landwirte zu schulen, die bereit sind, in den Dörfern zu dienen. Anstatt zu verbrennen, bereiten wir den Ackerboden mit organischem Materi- al vor und verwenden ausschliesslich Kalksteinmehl, um den PH-Wert aus- zugleichen. Wir verbessern die Felder,

Martin und Susanne B. leben in Brasilien und arbeiten im Projekt ProSERTÃO von SAM global mit. Das Ziel des Projektes besteht darin, der ar- men Bevölkerung im Nordosten Brasiliens ganzheitlich zu die- nen und deren Lebensgrundlagen zu verbessern. 11

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