TITELTHEMA | LOGISTIK
im Verkehrsausschuss der IHK sowie des DIHK in Berlin sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der SVG Straßenverkehrsgenossenschaft Baden eG ist. Und welche Stellschrauben sieht der umtriebige Unter- nehmer für sein Unternehmen in der gegenwärtigen Situation? „Wenige.“, so seine knappe Antwort. Jedes pros- perierende Unternehmen müsse ständig seine Prozesse überprüfen und optimieren. Da blieben kaum Spielräume. Die Bahn als Speditionsalternative sei jedenfalls keine, meint Graeff. „Zu teuer, zu wenig Kapazitäten, zu unflexi- bel und immer zu langsam“, fällt sein Urteil wenig schmei- chelhaft aus. Außerdem gäbe es immer weniger Bahnstre- cken und Gleisanschlüsse für Speditionen sowie Kunden. Auch die Fahrzeugauslastung sei kaum noch zu optimie- ren – ganz anders als die Fahrzeugtechnik. Die Zukunft gehöre sicherlich dem Elektroantrieb – im nächsten Schritt über eine Batterie, die vielleicht auch in ein paar Jahren konkurrenzfähige Reichweiten und niedrigere Eigengewichte böte. Langfristig könnten es auch Wasser- stoff-Brennstoffzellen-Antriebe sein. „Doch da hätte die Politik viel früher viel aktiver sein müssen“, kritisiert Graeff, wie er überhaupt an der Politik kein gutes
Graeff den kompletten wirtschaftlichen Stillstand, ausge- löst durch einen Produktionsstillstand bei Primärproduk- ten durch fehlende Ausgangsprodukte wie Öl und Gas. Dieselpreis-Floater zur Kostendämpfung Für Spediteure spielen der Treibstoff und sein Preis eine elementare Rolle. Transportlogistiker wie Graeff kalkulieren den Spritpreis auf etwa ein Viertel der Gesamtkosten. „Wenn nun die Treibstoffkosten um 25 Prozent steigen, dann gilt es, rasch mit dem Kunden in Kontakt zu kommen“, so der Geschäftsführer, dessen Unternehmen 40 Prozent aller Transporte mit dem eigenen Fuhrpark abwickelt. Zu 60 Prozent bedient er sich Subunter- nehmen, mit denen meist eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit besteht. Dieser Kontakt zum Kunden sei das Entscheidende, um zum Beispiel eine Lösung des Ener- gieproblems zu finden. Transportaufträge würden derzeit oft mit einem sogenannten Dieselpreis-Floater gekoppelt. Damit erhalten Spediteure eine Art Preis-Nachschlag, wenn sich der Dieselpreis nach oben verändert. „Da aber das Vertrags- verhältnis mit Subunternehmen über Pauschalen abgedeckt wird und diese Subunternehmen gar keinen direkten Kun- denkontakt haben, kommen diese unter Umständen rasch in eine wirtschaftliche Schieflage“, erklärt Graeff, der Mitglied
Strom statt Diesel: Ein Mitarbeiter beim „Betanken“ eines batterieelek - trischen Actros am Daimler Truck- Standort Wörth am Rhein. Dort fertigt der Konzern neben konventionell betriebenen Lkws auch vollelektrische Modelle.
MOBILITÄT Weg vom Öl
Die Logistikbranche stöhnt. Kaum, dass sie beginnt, sich von den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen, kommt neues Ungemach. Der Russland-Ukraine-Krieg brachte den Energiemarkt durcheinan- der und versetzte die Spritpreis-Kurve in unkalkulierbare Schwin- gungen. Das hat Folgen – für die gesamte Branche.
ANZEIGE
U ns hätte es schlim- mer treffen können.“ Jochen Graeff, Ge- schäftsführer der Graeff Spedition GmbH & Co. KG, gibt sich realistisch, ja geradezu bescheiden, wenn man ihn nach seinem Befinden angesichts von zwei Jahren Co- rona-Pandemie befragt. „Wir im Transport- und Logistikbereich hatten lange nicht die Probleme wie das Hotel- und Gaststätten- gewerbe oder der Einzelhandel.“ Die Corona-Folgen der Gesamt- wirtschaft mit Krankheitsaus- fällen und Lieferkettenproble- men betrafen und betreffen jedoch immer noch die Gesamt- wirtschaft und damit auch die Speditionen. „Wir sollten auch über die Themen globale Ver- netzung und lange Werkbank
bis China nachdenken“, meint Graeff. „Wir müssen in Europa wieder näher zum Lieferanten- markt kommen.“ Die Abhängigkeit von China bei vielen Produkten ist zu groß. Und genau die gleiche Ab- hängigkeit im Bereich Energie besteht von Russland. „…auch wenn es hier bislang überhaupt keine Engpässe gab!“, sagt der Mannheimer Spediteur, der zwar immer eine gesunde Portion Optimismus ausstrahlt, aber die komplette Volkswirtschaft aufgrund der gegenwärtigen Energiepreissituation in Gefahr wähnt. „Ich sehe die wirtschaft- liche Situation in den nächsten 24 Monaten sehr kritisch.“ Sollte es gar zu einem Energieboykott Russlands kommen, fürchtet
KONTRAKTLOGISTIK aus der Metropolregion Rhein-Neckar
Dieselpreis-Ermäßigung Aufgrund der hohen Energiekosten hat die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP am 24. März 2022 eine einmalige Energiepreis - pauschale von 300 Euro beschlossen sowie für drei Monate eine Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe („Spritpreisbremse“). Diese liegt üblicherweise bei 47,04 Cent pro Liter Diesel und bei 65,45 Cent pro Liter Benzin und soll um 14 Cent bei Diesel und 30 Cent bei Benzin gesenkt werden. Nach mehrmaligen Verschiebungen soll die Maßnahme (Stand Redaktionsschluss) nun Juni, Juli und August 2022 greifen.
multicube Präsenz in Deutschland und Frankreich Eigenes multicube
Branchenvielfalt Handel, Automotive, Lebensmittel, Chemie, Pharma, Konsumgüter – neben FMCG auch Fashion, Möbel, Elektronik und Haushaltswaren. Sowohl im B2B als auch B2C Fulfilment.
Kompetenz+ Von der Projektentwicklung über HR und Facility Services bis hin zu spezia- lisierten Supply Chain Services für die Mobilitätsindustrie.
Logistikimmobilienkonzept – flexibel, leistungsstark, nachhaltig: multicube.org
12
13
IHK Magazin Rhein-Neckar 04 | 2022
IHK Magazin Rhein-Neckar 04 | 2022
ihk.de/rhein-neckar
ihk.de/rhein-neckar
Made with FlippingBook Learn more on our blog